Bald schon waren auch die Reste des Frühstücks verschwunden und Severus fragte sich, was er denn nun mit Potter anfangen sollte. Der Junge schien fragil, nicht nur körperlich, sondern auch mental, und er wollte sein Glück nicht herausfordern indem er ihn jetzt schon zu sich ins Bett rief. Sicherlich wollte Potter seinem Herrn gefällig sein, aber wenn jede Handlung nur aus der Angst ihn nicht zu verärgern rührte, war sich Severus unsicher, ob ihm das gefallen würde. Vielleicht heute Abend?

Aber er würde seinen Spaß mit Potter haben.

„Räum das weg.", befahl er mit einer Hand auf das Tablett deutend.

Der Junge sprang sofort auf, doch noch bevor er das Essen wegräumen konnte, wendete sich Severus erneut an ihn: „Wie respektlos einfach ohne Dank zu gehen, Potter." Er pausierte kurz, nur um mit schärferer Stimme weiterzusprechen. „Oder ist es die alte Arroganz die wieder zum Vorschein kommt?"

Wenn sich der Junge während des Essens wieder beruhigt hatte, dann hatte er das nun zunichtegemacht. Das Zittern war zurück und er musste auch kein Meister in Okklumentik sein, um zu wissen, dass Potter sich innerlich wohl auf eine körperliche Bestrafung einstellte. Dennoch kniete er nieder, stellte das Tablett neben sich und – zu Severus' eigener Überraschung – begann dessen Füße zu küssen.

„V-Verzeiht, H-Herr. I-Ich... W-Wie darf i-ich m-mich bei E-Euch bedanken, H-Herr?", sprach Potter in erstickter Stimme, ganz so als fürchtete er was gleich passieren würde.

Und als Severus eine zitternde Hand sein Bein hinauf streicheln spürte, begriff auch er. Und ja, es wäre so einfach den jungen Mann vor ihm jetzt und hier zu nehmen, aber...

„Das genügt." sprach er entschlossen und stieß den Jungen leicht von sich.

Dieser rappelte sich schnell wieder auf und verschwand mit dem Tablett.

Was sollte er bloß mit ihm anfangen?

Ein Teil von ihm wollte den Jungen gehen lassen. Er hatte genug gelitten. Doch, wie würde Potter auf diese neue, unbekannte Freiheit reagieren? Severus war nicht so naiv zu glauben, dass alles sofort wieder seinen Altbekannten Gang nehmen würde. Der Junge war gebrochen, innerlich und – traute man seinem abgemagerten, geschundenen Körper – auch äußerlich. Gegen die äußeren Schmerzen würde er einen Trank finden, aber innerlich heilen? Das war harte Arbeit und er war sich nicht sicher, ob er der Richtige dafür war. Warum auch? Potter hasste ihn und er erwiderte diese Gefühle.

Plötzlich schweiften seine Gedanken ab zu einem weitaus dunkleren Ort. Potter war rechtlich seins. Er konnte mit ihm tun, was er wollte. Er konnte ihn für all das bestrafen, was James ihm in seiner Kindheit angetan hatte. Die Ähnlichkeit mit seinem Vater machte es ihm nur leichter. Aber-

Nein, diese Gedanken waren falsch. Er würde nie auf das Niveau der Rumtreiber sinken. Er war vielleicht grob mit Potter umgegangen, das gab er gern zu, aber wahrhaft physisch wurde er nie. Und das plante er auch nicht zu ändern... jedoch... konnte man diese Grenzen etwas ausdehnen.

Er begann sich anzukleiden und machte sich währenddessen mental eine Liste mit diversen, unerfreulichen Haushaltsarbeiten für Potter. Die Kessel im Labor sollten geschrubbt, draußen im Garten müssen Unkraut gejätet und diverse Zutaten für Tränke gesammelt werden und dann, vertraute er dem Jungen genug, durfte er ihm noch bei der Zubereitung einiger Tränke helfen.

Es war unwahrscheinlich, dass er Potter auch nur in die Nähe einer warmen Suppe treten würde, so ungelenk hatte er sich früher in Zaubertränke angestellt, aber vielleicht brachte ihn die Angst vor seinem neuen Herrn dazu, sich zum ersten Mal in seinem Leben zu konzentrieren.

Erst jetzt bemerkte er Potter, der auf Befehle wartend an der Tür stand. Der Junge war schnell, das musste er ihm lassen.

„Reich' mir meine Robe, Potter."

Doch anstatt sie ihm einfach zu geben, half Potter ihm hinein und machte sich dann daran die Robe auch zuzuknöpfen. Severus selbst war etwas überrascht, hielt sich jedoch zurück, während Potter sich von unten nach oben arbeitete. Nach getaner Arbeit trat Potter wieder einen Schritt zurück. Severus Blick jedoch, hielt an ihm fest. Jetzt erst bemerkte er Potters Kleidung und den Zustand in dem sie war. Er sah wortwörtlich aus, wie ein Hauself. Das Shirt, dass er trug, war löchrig, viel zu weit und – selbst wenn es nicht per se dreckig war – hatte schon einmal bessere Tage gesehen. Eine ebenfalls zu weite graue Hose rundete das Bild ab.

„Entkleide dich Potter, so lasse ich dich nicht herumlaufen."

Sein Shirt fiel als erstes unsittlich zu Boden, während Snape den Jungen mit Adleraugen beobachtete. Potter war nicht darauf bedacht, es sinnlich zu gestalten, so viel war klar. Er wollte Severus' Befehl einfach so schnell wie möglich Folge leisten. Nur bei der Hose zögerte er kurz, bevor er sich auch dieser entledigte. Schnell erkannte Snape warum es Potter Überwindung gekostet hatte. Anscheinend wurde ihm keine Unterwäsche gewährt.

Severus seufzte, wütend mit sich selbst, dass er sich nicht sofort, um den Jungen gekümmert hatte, und acciote ein paar einfach Kleidungsstücke herbei. Für einen Tag würde es reichen, doch noch heute müsste er einen Hauself losschicken, um Potter adäquate Bekleidung zu besorgen.

Merlin, wie aufwändig.