Anmerkung: Hey ihr Lieben,ich weiß, dass viele von euch auf die Fortsetzung anderer Geschichten warten und sich fragen, warum ich diese nicht zuerst beende. Der Grund ist einfach ... ich brauche eine Pause vom "echte Bücher" schreiben und bin gerade in einer ?-Phase. Diese Geschichte wird etwas ganz fluffig-leichtes werden, ohne viel Drama. Es entspannt mich, sie zu schreiben und bereitet euch beim Lesen hoffentlich Vergnügen. In diesem Sinne verzeiht mir bitte etwaige Fehlerteufel, die Geschichte hat niemand probegelesen. :)


Kapitel 1

Der Sommer kam ganz schleichend, sodass er zwischen langen Lernabenden und den Abschlussprüfungen der High School nicht auffiel. Die drei Fragezeichen hatten viel zu tun, hatten Namen, Daten, Fakten und mathematische Formeln zu lernen. Peter trainierte außerdem im Baseball-Team der Schule für die Agenten-Show der Unis und Bob hatte seinen zunehmend fordernden Job bei Sax Sandler. Justus hingegen jonglierte etliche Projekte für Extrapunkte in den Examen. Die Ivy League war ihm sicher, doch er wollte die freie Auswahl. Für Fälle blieb zum ersten Mal seit der Eröffnung ihres Detektivbüros keine Zeit.

Ja, er kam schleichend, und dann, ganz plötzlich, war der Sommer da ... und mit ihm der bittersüße Abschied von ihrer Kindheit.

oOo

Etwa zwei Wochen nach ihrer Abschlussfeier lungerten Justus Jonas und Peter Shaw auf Gartenliegen vor ihrer Zentrale auf dem Schrottplatz herum und schlürften Tante Mathildas köstliche Limonade aus Mason-Gläsern. Peters MG stand mit offener Motorhaube im Schatten und aus einem Radio tönte sommerliche Musik.

"Hey, Just", sagte Peter nach einem besonders genussvollen Schlürfen.

"Hmmm?"

"Wieso haben wir eigentlich keine Fälle? Das ist doch die perfekte Zeit dafür, oder nicht? Wir haben noch mehr als zwei Monate, bis die Uni losgeht."

Justus hob den Strohhut von seinem Gesicht an. Er war von der Arbeit auf dem Schrottplatz in den letzten Wochen braun geworden und sah nun mit dem dunklen Haar und den ebenso dunklen Augen regelrecht exotisch aus. "Es hat sich nichts ergeben", sagte er.

Das glaubte ihm Peter nicht. Dazu kannte er Justus mittlerweile viel zu gut, und das leichte Knabbern auf seiner Unterlippe war ein deutliches Zeichen dafür, dass er etwas zurückhielt. "Erzähl das deinem Onkel. Im Sommer kommen die seltsamen Vögel doch immer aus ihren Nestern gekrochen. Irgendwas muss es für uns zu tun geben. Wenn ich den Motor vom MG noch einmal auseinandernehme, explodiert er vielleicht, und das kann ich ihm nicht antun."

"Davon explodieren Motoren nicht", gab Justus mit einem kleinen Grinsen zurück. Er seufzte. "Na schön. Ich habe schon ein paar Anrufe und Mails bekommen, aber es war nie etwas, wofür wir uns alle hätten zusammensetzen müssen. Einmal hätte ich Bobs Hilfe brauchen können, aber er war mit Sandler unterwegs und hatte keine Zeit." Er hob die Schultern. "Es war nicht sonderlich schwierig, die gesuchten Informationen alleine zu finden, der Fall war noch am gleichen Nachmittag gelöst."

"Ich hätte dir doch helfen können", sagte Peter beleidigt.

Justus nickte. "Zweifelsohne, Zweiter, aber du hast bis zu den Ellenbogen in Motoröl gesteckt, und dich wegen so einer Lappalie zu stören, erschien mir doch sehr unverhältnismäßig."

Peter erinnerte sich an den Nachmittag. Er hatte wirklich bis zu den Ellenbogen im Motorblock gesteckt und wäre nur sehr schwer von dort wegzubewegen gewesen. Unwillkürlich musste er lachen. "Mann, der Fall muss so langweilig gewesen sein, dass du mir nicht mal davon erzählt hast!"

"Es gab wirklich keinerlei Veranlassung dazu." Justus trank seine Limonade aus. "Aber immerhin zweihundert Dollar."

Peter stieß beeindruckt ein Pfeifen aus. "Was werden wir damit anfangen?"

"Gute Frage."

"Du hast doch schon eine Idee, oder nicht?", bohrte Peter. "Komm schon, Just. Zweihundert Dollar! Damit können wir eine ganze Menge anstellen, zum Beispiel eine bessere Überwachungskamera kaufen."

Justus' Zupfen an der Unterlippe war kein gutes Zeichen. "Wenn ich ehrlich bin, habe ich wirklich keine Ahnung. Wir alle gehen bald aufs College, noch dazu wahrscheinlich auf unterschiedliche Colleges. Eine Investition in unser Detektivbüro scheint unter diesen Umständen obsolet, findest du nicht?"

"Obsolet? Meinst du damit überflüssig?", fragte Peter misstrauisch.

"Ganz genau." Justus stülpte den Strohhut über seine lang gewordenen Haare. "Wenn wir nicht hier sind, und noch nicht einmal Zeit haben, um Fälle zu lösen, brauchen wir auch keine Spesenkasse, geschweige denn eine bessere Überwachungskamera für die Zentrale."

Ein Frösteln ging über Peters nackte Arme. "Mann, sag sowas nicht, Just. Das ist ja, als ob jemand über das Grab unseres Büros läuft. Ich bin noch nicht bereit dafür."

"Tut mir leid. Aber du musst zugeben, dass dieser Gedankengang logisch ist."

"Logisch schon, aber deshalb muss es mir nicht gefallen. Wir haben fast die Hälfte unseres Lebens Detektiv gespielt ..." Peter schluckte. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bald aufhören soll."

Seine Missstimmung brachte Justus zum Lächeln. "Dabei wolltest du doch immer einen normalen Sommer, Zweiter. Das ist deine letzte Chance, bevor wir verantwortungsvolle Erwachsene werden müssen."

"Normal ist gerade aber synonym mit saulangweilig", konterte Peter. "Und ugh, verantwortungsvoll und erwachsen in einem Satz stoßen mir echt sauer auf."

Justus lachte laut auf.

"Im Ernst", beharrte Peter. "Ich weiß nicht, wie Bob das erträgt. Ich würde eingehen, wenn ich den ganzen Tag schicke Hemden und Chinos tragen müsste. Oder Kontaktlinsen. Mir reicht es schon, wenn ich für meinen Dad die Dinger probetragen muss."

"Ihm ist der Job bei Sandler eben wichtig." Justus erhob sich umständlich von seinem Liegestuhl. "Komm, lass uns reingehen. Onkel Titus will nachher grillen und ich habe versprochen, bei den Vorbereitungen zu helfen. Du bleibst doch zum Essen, oder?"

"Für Onkel Titus' berühmte Steaks auf jeden Fall", erwiderte Peter. Hastig stand er ebenfalls auf. "Dafür übernehme ich glatt das Putzen in der Küche." Justus' strahlendes Lächeln ließ das bedrückende Gefühl von seinen Schultern purzeln, das ihr kurzes Gespräch über die Zukunft ihres Detektivbüros heraufbeschworen hatte.

oOo

In den kommenden Tagen informierte Justus Peter über jede Anfrage und jeden noch so kleinen Fall, der ihm von Inspector Cotta angetragen wurde. Meistens handelte es sich um Laufarbeit oder Recherchen, für die die Polizei zu wenig Arbeitskraft hatte, und wurde jeweils mit ein paar Dollar entlohnt. Die Arbeit war meistens langweilig, ihrer Kasse hingegen kam das sehr zugute. Schon nach etwas mehr als einer Woche befanden sich beinahe 500 Dollar im Tresor und Peters Herz schlug schneller bei dem Gedanken, wofür man sie ausgeben könnte.

"Es liegt da einfach nur rum", beschwerte er sich eines Abends. "Wenn wir es nicht in unser Büro stecken, sollten wir es in uns investieren, Just. In einen letzten Sommer."

Justus sortierte das Blatt mit dem neuesten Kassenstand in den entsprechenden Ordner ein. "Keine schlechte Idee, Pete. Was schwebt dir denn vor?"

"Keine Ahnung." Peter fläzte sich auf das uralte, aber bequeme Sofa in der Zentrale und starrte an die Decke des Wohnwagens. "Wir könnten einen Roadtrip unternehmen. Einfach unterwegs sein, uns Kalifornien anschauen, solange das Geld reicht. Mit 500 Dollar kommen wir ein gutes Stück weit, vor allem, wenn wir öfter campen, statt in ein Hotel zu gehen."

"Hört sich gut an!" Justus stellte den Ordner zurück. "Wir könnten jederzeit losfahren. Und wer weiß, vielleicht kommen unterwegs unsere Visitenkarten doch noch mal zum Einsatz. Das hat ja fast schon Tradition."

Peter grinste. "Eben!"

"Also ein letztes Hurra, bevor uns der Ernst des Lebens einholt", sinnierte Justus. Er beäugte Peters matte Gestalt. "Ich habe in letzter Zeit nichts von Bob gehört, aber das lässt er sich bestimmt nicht entgehen."

"Ja, wäre komisch, sich als die drei Detektive vorzustellen, und dann fehlt einer", stimmte Peter zu. "Ich rufe ihn gleich an, wir könnten uns morgen hier treffen."

"Tu das. Marcello vom italienischen Restaurant schuldet uns noch einen Gefallen, den können wir einlösen und Pizza ordern."

Peter, der immer Hunger hatte, war dafür, und so war es beschlossene Sache. Bob wurde angerufen und überraschend problemlos ein Treffen für den nächsten Tag vereinbart. Es stieß Peter ein wenig sauer auf, dass ihr Dritter im Bunde seine neue Freundin mitbringen wollte, aber wenn Bob extra ihretwegen ein Date verschob, mussten sie sich damit abfinden.

oOo

Justus und Peter hörten Bobs Freundin schon, bevor sie sie zu Gesicht bekamen.

Unglücklicherweise war das, was sie hörten, nicht besonders schmeichelhaft.

"Hier habt ihr früher immer gespielt?", fragte sie. Ihre Betonung ließ ihre Stimme spitz und beinahe schrill klingen. "Das ist ja wirklich ein Schrottplatz! Ich dachte, du veralberst mich."

"Es ist ein Gebrauchtwarencenter, kein Schrottplatz, und außerdem unsere Zentrale", entgegnete Bob gelassen. "Hier entlang. Da vorne sind sie schon. Hey Justus, Peter!"

Er kam um einen Stapel Autoreifen herum. In seinem Arm hielt er ein braungebranntes Mädchen mit langen, blonden Haaren. Sie war zierlich, gertenschlank und trug eine Sonnenbrille mit riesigen Gläsern. Ihr kurzes, geblümtes Sommerkleid überließ beinahe nichts der Fantasie.

Die beiden Detektive winkten zurück. Ihnen entging nicht, wie widerwillig die Blondine sich ihrem Wohnwagen und den davor aufgebauten Stühlen näherte.

"Hey Bob, schön, dass du es einrichten konntest", sagte Justus. Erwartungsvoll wartete er darauf, vorgestellt zu werden und Bob enttäuschte ihn nicht.

"Justus, Peter, das ist meine Freundin Kristie", sagte er stolz. "Wir haben uns auf einer von Sax' Partys kennengelernt. Sie studiert im ersten Semester Business Law, genau wie ich dann im Herbst. Kristie, das sind meine Detektivkollegen."

"Sehr erfreut", sagte Justus höflich. Da Kristie ihre Arme verschränkt ließ, bot er ihr nicht die Hand zum Schütteln an.

"Hi", grüßte Peter. Er nickte bloß, obwohl sie für ihn ihre Abwehrhaltung aufgab. Der kleine Affront gegen Justus war ihm nicht entgangen und er war aus dem Alter raus, wo er einem hübschen Mädchen alles durchgehen ließ, nur, weil es hübsch war. "Pizza und Salat müssten gleich kommen. Wollt ihr was trinken?"

Bob genehmigte sich ein Glas von Tante Mathildas Limonade, während Kristie sich an einer Flasche Mineralwasser festhielt.

"Du verpasst was", meinte Peter. "Die Limo von Justus' Tante ist legendär."

Kristie lächelte angestrengt. "Danke, aber Limonade hat viel zu viel Zucker. So etwas trinke ich nicht. Ich muss auf meine Figur achten." Ihr Blick huschte vielsagend zu Justus.

"Also, was wollt ihr mit mir besprechen?", fragte Bob. Er lümmelte entspannt auf der Holzbank, die er sich mit Kristie teilte, und lächelte. "Gibt es einen neuen Fall?"

"Nichts dergleichen, Dritter", sagte Justus. "Peter und ich haben in den letzten Wochen ein paar Kleinigkeiten erledigt und etwas Geld verdient."

"Und da dachten wir, dass wir die Kröten für einen Roadtrip verprassen. Nur wir drei, wie in alten Zeiten", ergänzte Peter. "Wir könnten schon morgen los, wenn du willst. Ich habe Just versprochen, nicht zu jammern, wenn uns wieder ein Geist über den Weg läuft."

Bob lachte schallend. "Das glaubst du doch selber nicht, Pete!" Seine Augen blitzten. "Aber der Roadtrip hört sich gut an."

"Zu schade, dass wir keine Zeit dafür haben", mischte Kristie sich ein. "Sax braucht uns in New York."

Fragend sah Justus zu Bob hinüber.

"Sie hat leider Recht", seufzte dieser. "Sax sagt, dass ich fast fertig mit meiner Ausbildung zum Agenten bin. Mir fehlt zwar noch der College-Abschluss, aber er will, dass Kristie und ich unser neuestes Talent allein anwerben und unter Vertrag nehmen. Er ist im Grunde nur für die Unterschriften und rechtliche Details dabei."

"Wow, Glückwunsch, das ist eine große Chance", sagte Justus. "Vor allem in deinem Alter. Er muss große Stücke auf dich halten."

"So ist es." Kristie nippte an ihrem Wasser. "Wenn es gut läuft, beschafft uns Sax vielleicht sogar ein Praktikum bei einem Kollegen, damit wir noch länger New Yorker Luft schnuppern und Erfahrungen sammeln können."

"Es tut mir echt leid, Kollegen", sagte Bob und klang wirklich bedauernd. "Ich hätte große Lust darauf, mit euch rumzuziehen, aber das ist mein Ticket. So eine Gelegenheit kommt nie wieder, zumal mein Dad zur gleichen Zeit in der Stadt ist. Seine Kontakte können Kristie und mir helfen, weitere Talente für die Agentur aufzuspüren."

Wenig später wurde das Essen geliefert. Die drei Detektive redeten und lachten viel, aber es war nicht so unbeschwert, als wenn sie unter sich gewesen wären. Kristie sagte in der ganzen Zeit kaum ein Wort. Sie aß das meiste vom Salat, knabberte an einem Stück Pizza und verschmähte das exzellente Tiramisu. Dafür war sie umso freigiebiger mit ihren kritischen Blicken und verbarg nicht ihre Ungeduld mit ihrem Freund, als es auf elf Uhr zuging.

"Bob, wir sollten langsam nach Hause fahren", sagte sie während einer kleinen Pause im Gespräch. "Wir müssen noch packen."

Nach einem Blick auf seine Armbanduhr nickte Bob. "Du hast Recht, Süße." Er erhob sich und seufzte zufrieden. "Mann, das war ein toller Abend. Ihr hättet mich schon früher von der Arbeit wegzerren sollen."

Justus lächelte schief. "Wir haben es versucht. "

"Ich weiß." Bobs Lächeln wurde wehmütig. "Das wird mir echt fehlen. Schickt mir Fotos von eurem Trip, damit ich wenigstens virtuell dabei sein kann."

"Justus will einen Blog anfangen", sagte Peter. "Quasi ein Reisetagebuch."

"Großartig, ich lese ihn auf jeden Fall. Na gut, wir müssen wirklich los. Man sieht sich - und wehe, wenn nicht!"

Bob umarmte Peter und Justus und sah wohlwollend zu, wie Kristie erst Peter und mit deutlich mehr Widerstreben auch Justus die Hand gab. Dann waren sie fort, verschluckt vom Gerümpel auf dem Platz und der Dunkelheit des Abends.


Ende von Kapitel 1