Epilog – Ewig (Xter Kuss*)
(* Um genau zu sein, so viele Küsse, dass Severus irgendwann mit dem Zählen durcheinander gekommen war, und einfach beschlossen hatte, „viele" Küsse zu sagen. Bis 456 war er noch mitgekommen, doch dann hatte Hermine ihm eine Welle an Küssen zuteil kommen lassen, damit er zustimmte, ihre Eltern kennenzulernen, und sein Zählen war am Ende…)
Der Friedhof war still und das gefiel Severus. Aber noch mehr gefiel es ihm, dass er diesen schweren Gang zum ersten Mal nicht allein gehen musste. Neben ihm war Hermine, die seine Hand sanft aber bestimmt in ihrer hielt und ihm so das Gefühl gab, bei ihm zu sein.
Das letzte halbe Jahr war für ihn das schönste in seinem gesamten Leben gewesen. Nach Weihnachten war Hermine nun vollkommen in den Kerker gezogen – und in sein Schlafzimmer, um genau zu sagen – und er wollte es unter keinen Umständen anders. Es war für sie beide am Anfang eine Umstellung gewesen, nun plötzlich nicht mehr nur Meister und Lehrling zu sein, sondern auch noch Freund und Freundin, Partner in allen Lebenslagen. Doch er war damit besser zurechtgekommen, als erwartet – sogar mit den vielen Küssen. Es war gar nicht so schwer, wie er immer befürchtet hatte.
Obwohl sie es ihm im September geschworen hatte, hatte sie ihm dennoch zum Geburtstag gratuliert und eine Party für ihn geschmissen. Da es sich jedoch nur um eine Privatfeier der beiden gehandelt hatte, hatte er ihr leicht verzeihen können.
In den Osterferien waren sie nach Rom gereist und er hatte alles dafür getan, sie von dieser Stadt zu überzeugen, was ihm am Ende anscheinend auch geglückt war, denn an ihrem letzten Tag dort hatte Hermine ihm einen innigen Kuss gegeben und gemeint: „Ja, du hast recht: Paris ist nichts im Vergleich zu Rom." Ob sie das jedoch ernst gemeint hatte oder nur gesagt hatte, um ihn glücklich zu stimmen, wusste er nicht genau.
Die Wochen und Monate waren wie im Flug vergangen, bis Hermine ihn gefragt hatte, ob er ihre Eltern kennenlernen würde. Es hatte sie einige Überredungskunst gekostet, doch schließlich hatte er zugestimmt. Der Besuch am Sonntagnachmittag bei den Grangers war ihm zunächst sehr unangenehm gewesen, da die beiden nur wenige Jahre älter waren als er selbst, doch Mr und Mrs Granger besaßen die gleiche Freundlichkeit und Intelligenz wie ihre Tochter und hatten ihn herzlich empfangen und einfach so akzeptiert. Vermutlich hatte Hermine vorher ein ernstes Wort mit ihnen gewechselt.
Auch Hermines Großmutter hatten sie besucht, die wirklich eine der größten Privatbibliotheken innewohnte, die Severus jemals gesehen hatte – ein ganzes Haus voller Bücher, könnte man sagen. Kein Wunder, dass Hermine so gerne hier war. Und irgendwie erinnerte ihn die alte Dame an seine eigene Großmutter mütterlicherseits, zu der er jeden Sommer für ein paar Wochen gefahren war, bis sie gestorben war, als er zehn Jahre alt war; sie hatte ihm die Kunst der Zaubertränkebrauerei nähergebracht, von ihr hatte er viele seiner Verbesserungen in das Buch des Halbblutprinzen übernommen.
„Wohin müssen wir gehen?" Hermine schaute zu ihm hoch; sie hatte sich bei ihm eingehakt.
„Dort drüben", erwiderte er und lenkte sie in einen schmalen Gang zwischen hohen, grünen Hecken.
Die Sommerferien hatten vor ein paar Tagen begonnen und er hatte Hermine gefragt, ob sie gern verreisen wollen würde oder etwas Besonderes unternehmen möchte. Ihre Antwort hatte ihn überrascht.
„Ich würde gerne zu deiner Mutter."
„Warum?", hatte er sie verwundert gefragt. Seine Mutter war tot; es gab nur einen grauen Grabstein zu bewundern, mehr war von ihr nicht übrig.
„Immer wenn du von ihr erzählst, spricht eine Wärme aus deinen Augen, die man sonst fast nie zu Gesicht bekommt." Sie hatte ihn angelächelt. „Außer, wenn du mich ansiehst."
Er hatte zugestimmt und nun standen sie vor dem Grab seiner Mutter. Eileen Prince stand auf dem Stein, denn er hatte nicht gewollt, dass sie unter dem Namen Snape beerdigt würde…
Hermine legte den Strauß weißer Rosen, den sie gekauft hatte, auf das Grab und nahm dann Severus' Hand und drückte sie einmal fest.
Er legte seinen Kopf auf ihren und sie schmiegte sich an ihn. „Danke", flüsterte er.
„Ich liebe dich", erwiderte sie leise und er konnte ihr Lächeln hören.
„Ich liebe dich auch."
ENDE.