10. Lichtstrahl


Zeitrahmen: Dieser One-Shot spielt vor „Crisis on Earth-X", ca. zum Zeitpunkt der dritten Staffel von „The Flash" bzw. fünften von „Arrow"

Zusätzliche Warnings: Spoiler für „The Ray" und Missachtung der Events in „The Ray" zur gleichen Zeit, Nationalsozialistische Symbolik


Der Tag, an dem Ray Terrill seinen Job verlor, war auch der Tag, der sein Leben vollkommen auf den Kopf stellte. Es hätte der furchtbarste Tag seines Lebens sein sollen, doch in Wahrheit war es der Tag, der die Richtung bestimmte, die der Rest seines Lebens einschlagen würde.

Er war gerade auf den Weg nach Hause und sehr niedergeschlagen. Ja, er war nicht der einzige, der entlassen worden war, es hatte ihn und seine Freunde erwischt, und mehr oder weniger ihre gesamte Abteilung, aber der Gedanke daran seinen Eltern erzählen zu müssen, was vorgefallen war, und ihnen erklären zu müssen, dass er ihnen noch länger auf der Tasche liegen würde, deprimierte ihn.

Es war schlimm genug, dass er sich nicht dazu durchringen konnte ihnen zu gestehen, dass sie niemals Großeltern werden würden, da er nur an Männern interessiert war, aber das hier. … Er hatte immer tief in sich drinnen das Gefühl gehabt ein Versager zu sein, und dass er, wenn seine Eltern ihn mit seinem verstorbenen Bruder verglichen, der ein hoch-dekorierter Marine gewesen war, nicht besonders gut abschnitt. Aber so war es nun einmal: Jedes Mal, wenn er etwas anfasste, dann ging es schief. Er konnte keinen Job behalten, keine Beziehung aufrecht erhalten, selbst seine Freundschaften hielten nicht. Er war einfach ein Versager, und an diesem Abend beschlich ihm das Gefühl, dass er das immer bleiben würde.

Sollten Betas nicht eigentlich die Welt reagieren? Wie konnte man als privilegierter weißer männlicher Beta geboren worden sein und trotzdem ein Versager sein?

Und das war der Moment, als er den Lichtblitz am Himmel sah. Zuerst hielt er es für einen Meteroiteneinschlag. Seine Neugierde trieb ihn hin, und er war der erste am Einschlagort. Und stellte fest, dass es kein Meteroit war, der vom Himmel gefallen war, sondern ein Mann. Ein Mann, der einen Helm und einen seltsamen rüstungsartigen Anzug trug, und der etwas umklammert hielt, das aussah wie … ein Robotortorso. Der Mann roch nach Rauch, und sein Gesicht unter dem Helm kam Ray irgendwie vertraut vor.

Der Mann erblickte ihn und erstarrte. „Du!", keuchte er, „Das kann kein Zufall sein!"

Er nahm den Helm ab, und Ray erkannte zu seinem Erstaunen sich selbst. „Ray, hör mir zu: Du musst das hier zu General Schott bringen. Es ist wichtig für unser aller Überleben. Du darfst nicht zulassen, dass sie es bekommt. Sie wird danach suchen, aber du darfst es ihr nicht in die Hände fallen lassen. Es könnte das Einzige sein, das sie aufhalten kann", keuchte der andere Ray, „Du musst es mir versprechen, Ray. Du musst mir versprechen, dass du es beschützt."

Ray sah den anderen Ray ungläubig an. War das hier ein Traum? Hatte er sich den Kopf gestoßen und fantasierte? Das hier konnte doch nicht gerade wirklich passieren! Wer war dieser andere Ray? Er selbst aus der Zukunft? Wenn ja, wieso bat er dann ausgerechnet ihn um Hilfe? Wusste er nicht, dass er ein vollkommener Versager war?

„Hör mal, wenn das wirklich so wichtig ist, dann solltest du dich vielleicht an jemand anderen wenden", merkte er an, „An den Flash, oder Green Arrow, oder Vixen. Ich bin keiner dieser Helden. Ich bin nur … ich. Ich kann nichts beschützen, weil ich nicht weiß wie."

Der andere Ray keuchte erneut, und dann nickte er. „Ich verstehe", meinte er, „Aber das kann man ändern. Gib mir deine Hand."

Ray zögerte. Das hier könnte natürlich eine Falle sein. Vermutlich war es eine Falle. Aber … er hatte das Gefühl diesem anderen Ray vertrauen zu können, vielleicht auch nur weil er ein vertrauenswürdiges Gesicht besaß.

Also reichte Ray seinem Doppelgänger seine Hand, und dann…. wurde alles um ihn herum hell. Der andere Ray lag nun in heruntergekommen Straßenklamotten vor ihm. „Jetzt hast du Kräfte", meinte er und rang nach Luft, „Beschütze …" Dann hustete er, rang erneut nach Luft, und sank in sich selbst zusammen.

Na wunderbar. Und was jetzt? Sein Blick fiel auf den Robotortorso. Nun, es war der letzte Wunsch eines Sterbenden gewesen, nicht wahr? Also war er es ihm wohl schuldig … Er wollte nach dem Torso greifen, als ihm auffiel, dass er nun derejenige war, der die Rüstung des anderen Rays trug. Was zum Teufel? Und dann fand er sich plötzlich in der Luft schwebend wieder. Unter ihm erstrahlte alles hell.

Oh, mein Gott, ich hab Superkräfte!, wurde Ray klar, und dann stürzte er zu Boden. Mühsam rappelte er sich auf und stellte fest, dass seine seltsame Rüstung verschwunden war, und er nun wieder seine normale Kleidung trug. Verwirrt schnappte er sich den Torso und sah dann zu, dass er von diesem Ort verschwand. Sein Instinkt sagte ihm, dass er keine Sekunde länger hier bleiben sollte. Was immer hier auch abging, er würde es noch früh genug durchschauen.

Zu Hause angekommen versteckte er den Torso in seinem Schrank und hoffte, dass sich alles nur als Traum erweisen würde. Doch am nächsten Morgen war der Torso immer noch da. Also war es wohl kein Traum gewesen.

Auf dem Weg zur Arbeit um seinen Schreibtisch zu räumen, hörte er dann einen Hilfeschrei. Ohne zu überlegen rannte er los um zu helfen und fand sich selbst in der Luft fliegend und leuchtend wieder. In seiner Rüstung. Was zum Teufel….?

Er hatte keine Ahnung, wie seine neuen Kräfte funktionierten, aber er wusste, dass sie funktionierten. Sein blendendes Licht alleine reichte aus um die Möchtegern-Handtaschendiebe zu vertreiben. Der überfallene Omega bedankte sich dann auch noch überschwänglich bei ihm. „Bist du ein neuer Superheld? Wie nennst du dich?", wollte sie wissen.

„Ich – ähm, ich bin Ray", stotterte er.

„Ja, das bist du", stimmte der Omega zu, „Du bist ein Strahl der Hoffnung. Ich danke dir, Ray."

Na toll, so habe ich das eigentlich nicht gemeint, dachte er, und später noch einmal, als in den Nachrichten von dem neuen Helden, der sich „der Ray" nannte, berichtet wurde.

Er entdeckte, dass er nicht nur fliegen und leuchten konnte, sondern auch Energiestrahlen verschießen konnte, und offenbar widerstandsfähiger war als der durchschnittliche Mensch. Seine Uniform schien er auch irgendwie durch seine Superkräfte zu generieren. Nur hatte er immer noch keine Ahnung, wie diese funktionierten.

Nachdem er zwei Wochen Held gespielt hatte, begann er sich zu fragen, an wem er sich wenden könnte um zu erfahren, was eigentlich mit ihm los war. Sollte er nach Central City fliegen und auf Gut Glück dem Flash auflauern? Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Seine Eltern wussten immer noch nicht, dass er seinen Job verloren hatte, und in den letzten Wochen statt zur Arbeit zu gehen Superheld gespielt hatte.

Und dann stellte er fest, wer die geheimnisvolle „sie" war, vor der ihn sein Doppelgänger gewarnt hatte. Er kam an diesem Tag nach Hause und sah, dass ein blonder weiblicher Omega neben seinen Eltern auf der Couch saß und ihn erwartete. Seine Eltern dachten, es wäre seine Freundin.

„Hallo, Ray, wir müssen miteinander sprechen", meinte sie zuckersüß, und Ray hatte keine Ahnung, wer sie war, und was sie hier wollte, doch er wusste, dass er auf der Hut sein musste. Zuerst hielt er diese Kara für eine Agentin der Regierung, doch als sie alleine in seinem Zimmer waren, erklärte sie ihm, dass sie von einer anderen Erde stammte und nach seinem Doppelgänger suchte.

„Wie bitte?", war alles, was er dazu sagen konnte.

„Es gibt dort draußen andere Welten als diese", erklärte ihm diese Kara-Person, „Deine Welt und meine Welt sind nur zwei Welten von vielen. Es gibt ein ganzes Multiversum bestehend aus unterschiedlichen Dimensionen dort draußen. Unsere beiden Dimensionen gehören zu einem Cluster bestehend aus 53 benachbarten Dimensionen, in denen ähnliche Lebensbedingungen herrschen. Der Mann, den du getroffen hast, der Mann mit deinem Gesicht, der dir deine neuen Superkräfte gegeben hat, dieser Mann war eine alternative Version von dir, die aus meiner Heimatdimension stammt."

„Woher weißt du, dass ich meine Kräfte von ihm erhalten habe?", wollte Ray verwirrt wissen.

„Weil die ganze Stadt von dem neuen Helden spricht, der hier herumfliegt. Seit genau zwei Wochen, als hier ein Meteroit einschlug, den man niemals fand. Stattdessen fand man nur eine verbrannte Leiche."

„Verbrannt?! Aber er war nicht verbrannt, also ich…", begann Ray und erkannte seinen Fehler zu spät.

„Ja, siehst du, daher weiß ich, dass er seine Kräfte auf dich übertragen hat. Nach seinem Tod kam es zu spontaner Selbstentzündung, weil sein Körper die absorbierte Sonnenstrahlung nicht mehr verarbeiten konnte, weil er alle seine Kräfte darauf angewandt hat seine Fähigkeiten auf dich zu übertragen", erklärte Kara.

Für Ray ergab das alles nicht sehr viel Sinn. „Aber…"

Kara seufzte. „Siehst du, Ray, dein Körper ist praktisch eine Art Batterie. Du speicherst Sonnenstrahlung und verarbeitest die daraus gewonnene Energie, indem du sie in andere Energieformen umwandelst", erklärte sie, „Aber, wenn du dazu nicht mehr in der Lage bist, dann explodiert diese Batterie, weil sie überladen ist und ihre Energie nirgendwohin mehr abgeben kann."

Ray fand diese Metapher beunruhigend, aber zumindest schien Kara sich auch nicht ganz wohl damit zu fühlen. „Glaub mir, ich weiß, wie du dich jetzt fühlst. Zu wissen, dass man jeder Zeit explodieren kann … Nun, das ist beunruhigend", meinte sie, „Mir geht es ähnlich. Meine Kräfte funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, wie deine. Aber ich bin eigentlich nicht hergekommen um einem Fremden zu erklären, wie seine neuen Superkräfte funktionieren, obwohl ich gerne bereit bin, dir ein bisschen unter die Arme zu greifen. Ich bin hier, weil dein Doppelgänger etwas bei sich hatte, etwas sehr wichtiges, das ich zurück auf meine Erde bringen muss."

Ray nickte. „Ja, natürlich", meinte er und bewegte sich ohne zu überleben auf den Schrank zu, bevor ihm wieder einfiel, dass er vor einer weiblichen Person gewarnt worden war. Er blieb stehen. „Wer bist du noch gleich, und woher kennst du mich?", fragte er dann.

„Du und ich, wir waren Kollegen", erklärte Kara.

„Ihr arbeitet also beide für General Plott?", erkundigte sich Ray wie nebenbei.

Kara nickte bestätigend. „Oh ja, das tun wir. Und es ist von äußerster Dringlichkeit, dass ich ihm liefere, was wir …" Seine Miene oder Körpersprache musste ihn verraten haben, oder vielleicht auch sein Geruch. „Oh.., du bist gar nicht mal so dumm wie du aussiehst", meinte Kara dann, „Gib mir die Batterie, wenn du am Leben bleiben willst, Terrill!"

Also war in dem Torso eine Batterie versteckt. Dieses Wort habe ich heute eindeutig zu oft zu hören bekommen. „Das kann ich leider nicht", erklärte Ray.

„Das hier ist nicht dein Kampf. Sei klug und halt dich raus. Gib mir, was ich will, und du wirst mich nie wieder sehen. Gib es mir nicht, … und ich werde deine Eltern töten müssen um dich zur Vernunft zu bringen", erklärte Kara eindringlich.

Ray seufzte und griff dann so schnell er konnte an. Sein Blast schleuderte sie durch die Wand seines Zimmers auf die Straße hinaus, sie kam durch das Loch in der Wand zurückgeschossen und feuerte Strahlen aus ihren Augen auf ihn ab. Die Strahlen trafen ihn, doch er konnte ihnen stand halten. „Ich hasse deine Kräfte!", beschwerte sich der Omega und schlug dann nach ihm. Ihr Schlag schleuderte ihn quer durchs Haus.

Seine Eltern kamen angerannt und starrten ihn in seiner Rüstung mit weit aufgerissenen Augen an. „Mom. Dad, ich bin seit neuesten ein Superheld. Sorry, dass ich es euch nicht schon vorher gesagt habe und nun … lauft!", meinte Ray zu ihnen und fing den röhrenden Omega auf, der sich auf ihn stürzte. Unter ihrer zerissenen Bluse erkannte Ray eine Art Uniform, und auf ihrer Brust war ein Abzeichen. Ein Abzeichen mit zwei Blitzen darauf.

„Ist das …. Ist das ein SS-Symbol?", wunderte sich Ray, dem in diesem Moment klar wurde, dass er mehr Dokumentationen gesehen hatte, als gut für ihn war.

„Gib mir die Batterie!", forderte der wild gewordene Omega, „Sie wollen mich damit töten! Gib sie mir!"

„Sorry, aber, nachdem du versuchst mich zu töten, und nach deinem Logo zu urteilen, würde ich schätzen, dass du in dieser Geschichte nicht gerade die Gute bist", erwiderte Ray. Sie verpasste ihm einen Kinnhacken und war dann verschwunden. Ray war für einen Moment verwirrt, aber dann wurde ihm klar, was los war. Oh, nein!

Er flog zurück in sein Zimmer, doch es war bereits zu spät. Sie hatte den Torso gefunden. „Cleveres Versteckt. Aber der einzige Ort, den mein Röntgenblick nicht durchleuchten kann, ist zugleich auch ein heißer Tipp", meinte Kara und hielt den Torso triumphierend hoch. Dann schien sie mit der Luft zu sprechen, als sie sagte: „Holt mich zurück!"

Ray zögerte keine Sekunde mehr, sondern stürzte sich auf sie, und umklammerte sie gerade noch rechtzeitig, als sie beide durch ein Portal fielen und woanders landeten. Ein schwarzer Pfeil wurde ihm unter die Nase gehalten. „Geh runter von meiner Frau, Terrill!", knurrte ihn Green Arrow an, der schwarz trug.

„Ähm, klar, kein Problem", murmelte Ray, sah den Torso ein paar Meter hinter dem Omega liegen, und stieg vorsichtig von diesem herunter, und stürzte sich dann auf den Troso und flog mit diesem davon. „Haltet ihn auf!", schrie Kara.

Ray flog so schnell er konnte, und konnte spüren, dass er verfolgt wurde. Kara holte auf, also fingerte er am Torso herum, und warf diesen dann in Karas Richtung. Sie wurde getroffen, taumelte, und verlor ihre Flugbahn. Ray umklammerte die Batterie fester, und flog schneller davon. Er hatte keine Ahnung, wohin er wollte, er wusste nur eines: Er musste verhindern, dass die verrückte Omega-Ehefrau vom bösen Green Arrow sie in die Finger bekam.


„Oh, mein Gott, Ray! Wir dachten schon du bist tot!", verkündete eine Frau, die aussah wie seine ehemalige Mitarbeiterin Jenny, als er das Gebäude betrat, indem er einst gearbeitet hatte – auf seiner Erde.

„Ich – ehm, Ray ist auch leider gestorben. Ich bin nicht er, ich sehe nur aus wie er", erklärte Ray und löste die Beta-Frau, die ihn umarmt hatte, von sich, „Ich bin auf der Suche nach General Schott, ich habe etwas für ihn."

Jemand hielt ihm eine seltsam aussehende Schusswaffe unter die Nase, von deren Lauf Eis tropfte. „Und was sagt uns, dass das nicht nur ein Mordanschlag ist?", wollte der Besitzer der Waffe wissen. Ein Mann, der aussah wie … Meine Güte, ist das nicht Captain Cold?!

Anderer Erde, andere Regeln, rief er sich in Erinnerung. Wenn Green Arrow hier böse war, dann war Captain Cold hier vielleicht gut. „Ähm. Hi. Mein Name ist Ray Terrill, auch bekannt als … der Ray. Ich stamme von einer anderen Erde. Vor etwa zwei Wochen habe ich meinen sterbenden Doppelgänger getroffen, der mir etwas anvertraut hat, und mir Superkräfte verliehen hat", stellte sich Ray vor, „Vor wenigen Stunden wurde ich deswegen von einem fliegenden blonden Omega, die mit dem schwarzen Green Arrow verheiratet zu sein scheint, fast umgebracht. … Braucht einer von euch eine Batterie?"

Es wurden ein paar ungläubige Blicke ausgetauscht, und zu diesem Zeitpunkt wusste Ray Terrill noch nicht, dass sein Leben erneut dabei war sich von Grund auf zu ändern. Aber zumindest hielt ihm keiner mehr eine Waffe unter die Nase. Das war ein Anfang.


Fin.


A/N: „The Ray" stellt mich leider vor das Problem, dass vor allem die zweite Staffel mit den Ereignissen aus „Crisis von Earth-X" keinen Sinn machen, da Oliver und Barry Ray Terrill eigentlich kennen müssen, dass aber in „Crisis von Earth-X" offensichtlich nicht taten. Also habe mich mich entschlossen die Serie einfach mehr oder weniger ganz zu ignorieren und nur ein paar Grundfakten aus der 1. Staffel als Rays Backstory zu integrieren.

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