Disclaimer: Wie immer, nix meine. Das ganze Potter Universum gehört Frau Rowling

AN: So, und nun ein neues Kapitel. Hab da nix weiter zu zu sagen. Fröhliches Lesen.

Ein ganz herzlicher Dank geht an mein Betalein Lisa.

Kapitel 19: Nächtlicher Eindringling, Veritaserum und eine schwere Entscheidung

Sie konnte nicht schlafen. Unruhig wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Zerknautschte das Kissen unter ihrem Kopf und die Bettdecke zwischen ihren Beinen. Ihr war warm und kalt auf einmal.

Die Tränen auf ihren Wangen waren schon seit Stunden getrocknet. Trotzdem fühlte sie sich aufgequollen. Die zimtbraunen Augen dick und die Stupsnase verstopft. Ein Schmerz wütete in ihr, wie sie ihn noch nie erlebt hatte.

Verzweifelt hatte die Medi-Hexe versucht, etwas Schlaf zu finden. Immer mit der Hoffnung, noch einmal in Narcissas Träume eindringen zu können. Doch Morpheus hatte sich wenig gnädig gezeigt und sie nicht in seine schützenden Arme genommen.

Nun lag sie auf dem Rücken und starrte durch die Dunkelheit an die kahle Decke. Das Haus war totenstill, doch sie war sich nicht sicher, ob die Bewohner auch wirklich schliefen.

Die Hexe machte sich Sorgen. Um Narcissa, um Celine, um Draco, der so gewütet hatte. Vielleicht sogar ein wenig um den Herrn des Hauses. Lucius Malfoy konnte diese Tragödie doch unmöglich so kalt auffassen wie er es zeigte. Doch am meisten sorgte sie sich um ihre Zukunft. Würde sie in Malfoy Manor bleiben, um sich um Celine zu kümmern? Was würde ohne den Schutz ihrer Freundin mit ihr geschehen?

Ihr Vater würde wohl sagen, dass sie abwarten sollte, was auf sie zukommt und ihre Mutter würde sie Zuhause an den großen Küchentisch setzen, um ihr mit einem warmen Lächeln eine Tasse heißen Kakao vor die Nase zu setzen.

Doch nun war sie selbst erwachsen und konnte sich schlecht bei ihren Eltern in der heimischen Küche verstecken. Sie musste Dinge allein entscheiden, vielleicht ihre Freunde um Rat fragen. Hermione bezweifelte, dass sie von Ron oder Harry einen anständigen Rat bekommen würde. Aber es blieb immer noch Ginny. Die rothaarige Hexe war immer offen und ehrlich mit ihr gewesen. Und wenn sie nicht alles täuschte, hielt sie sich mit Charlie immer noch im Fuchsbau auf. Vielleicht würde sie sie besuchen, um mit jemandem zu reden.

Für einen Moment lag Hermione still, um in das Haus zu lauschen, bevor sie sich quälend erhob. Sie fühlte sich, als wäre sie für Stunden ununterbrochen gelaufen. Muskeln taten ihr weh, von denen sie noch nicht mal vermutet hätte, dass sie sie besaß. Der ganze Stress und die Trauer waren ihr förmlich in alle Gliedmaßen gefahren und sie fühlte sich alt.

Seufzend schwang sie die Beine über den Bettrand und fuhr sich mit den Händen recht lieblos durchs Haar. Es war egal, dass ihre braunen Locken in alle Himmelsrichtungen abstanden und ihr Erscheinungsbild arg an das Mädchen mit den Hasenzähnen erinnerte, das sie vor einigen Jahren noch gewesen war.

Das Einzige, das durch ihren Kopf flog, war eine Tasse mit schönem heißem Tee. Er half beim Entspannen nach einem schweren Tag. Und meist machte sie das warme Gebräu hundemüde.

Es wäre mehr als einfach gewesen, einen der Hauselfen zu sich zu rufen. Doch Hermione bevorzugte es nach wie vor, Dinge, die sie wollte, allein zu tun. Besonders, wenn sie diese Dinge zu so später Stunde wollte.

Also schlüpfte sie in ihre flauschigen Schuhe, um ihr Zimmer auf Zehenspitzen zu verlassen. Mit einem mulmigen Gefühl und der Frage, ob sie nicht vielleicht doch nach den beiden Malfoy-Männern sehen sollte, schlich sie voran.

Unschlüssig blieb die Hexe vor der Tür des jungen Zauberers stehen. Es war still. Das Wüten des Mannes hatte bereits vor Stunden aufgehört, doch die Frage, ob wirklich alles in Ordnung mit ihm war, blieb. Beinahe scheu legte sie die schmalen Hände auf das Holz der Tür. Dann packte sie die Messingklinke, um sie leicht nach unten zu drücken.

Vorsichtig und so leise es ihr möglich war, schob sie die Tür schließlich auf.

Das Zimmer glich einem Schlachtfeld und Hermione versuchte, ein Stöhnen angesichts des Chaos zu unterdrücken. Nichts stand mehr da, wo es ursprünglich gewesen war. Möbel waren zertrümmert. Die Inhalte der Schränke quer über den Boden verteilt. Die Vorhänge waren von den Fenstern gerissen.

Und inmitten des ganzen Gewirrs lag Malfoy.

Wie ein kleines Kind hatte er sich auf dem Boden zusammengerollt und schlief. Das platinblonde Haar fiel ihm wirr in die Augen. Seine Wangen und die Nase waren gerötet. Getrocknete Tränen waren auf seinem ganzen Gesicht zu erkennen.

Es tat Hermione in der Seele weh, ihn so zu sehen. Gut, es war Malfoy, doch nun wirkte er nicht anders als ein kleiner Junge, der seine Mutter verloren hatte.

Für einen Augenblick überlegte sie, ob sie ihn ins Bett verfrachten sollte, entschied sich aber dagegen. Wenn Malfoy bei der ganzen Aktion wach wurde, war sie die längste Zeit in diesem Haus gewesen. Ihr lag es fern, in irgendeiner Gosse mit einem schrecklichen Fluch auf dem Hals gefunden zu werden. Er hatte immer und immer wieder unmissverständlich klargemacht, was er von ihr und ihrem Blut hielt.

Manchmal wünschte Hermione sich, das alles anders wäre. Das wenigstens eine winzige Chance bestanden hätte, Draco Malfoy etwas besser kennenzulernen. Vielleicht war er gar nicht so übel. Vielleicht besaß selbst er ein Herz. Wahrscheinlich hätten sie sich sogar gut verstanden, denn er war ebenso klug wie sie es war. Sie hatten dieselben Prioritäten in der Schule gehabt. Es hätte Spaß gemacht, jemanden zum gemeinsamen Lernen zu haben.

Doch Draco Malfoy war und blieb Draco Malfoy. Und Vorurteile blieben Vorurteile. In der Schule waren sie sich als Schulsprecher meist aus dem Weg gegangen. Wenn sie sich trafen, hatte es Streit gegeben. Und hier, hier war es auch nicht anders. Er beleidigte, er spottete und die meiste Zeit stritten sie sich.

Hermione schloss leise die Tür. Sie würden nie Freunde sein. Man konnte sich an seine Feinde gewöhnen, doch von einer Freundschaft war es weit entfernt.

Mit etwas schleppenden Schritten entfernte sie sich von der Tür des jungen Zauberers und überlegte kurz, ob sie beim Herrn des Hauses ebenfalls einen Blick riskieren sollte. Die Entscheidung, dass sie es nicht tun würde, war schnell gefallen. Draco war schon schlimm, doch wenn Lucius wach war und sie ihren Kopf unerlaubt in sein Schlafzimmer steckte, dann könnte sie eben diesen Kopf hinterher suchen. Nein, sie war vielleicht müde, aber nicht lebensmüde.

Stattdessen eilte sie mit schnellen und leichten Schritten die Treppe hinab, ohne auf die Bilder zu achten, die ihr Dinge zuzischten, die sie niemals in den Mund genommen hätte. Soviel zur guten Erziehung der Malfoys.

Kurze Zeit später hatte sie die Küche bereits erreicht und schob die schwere Tür hinter sich zu.

Erstaunt musste sie feststellen, dass die Küche vollkommen dunkel war. Nur ein kleines Feuer brannte im Herd und tauchte alles in seiner Umgebung in einen rötlichen Schein. Keiner der Hauselfen eilte ihr entgegen und selbst Theodore, der Geist, fand sich zu dieser Stunde nicht bei den kleinen Wesen ein, um sie zu ärgern.

Die Hexe seufzte leise. Die Nachricht von der Tragödie um Narcissa hatte tiefere Einschnitte bei den restlichen Bewohnern hinterlassen als gedacht. Sie wusste, dass die Hauselfen ihre Herrin regelrecht verehrt hatten. Aber das Theodore ebenfalls so betroffen sein würde, war neu für sie.

Insgeheim hatte sie gehofft, noch jemanden zum Reden zu finden. Zu sehr drückten die Geschehnisse auf ihrer Seele, um sie für sich selbst zu behalten. Aber wie es aussah, würde sie ihre Tasse Tee allein trinken müssen.

Mit ruhigen Bewegungen griff sie zu dem kleinen Kessel, der auf dem Herd stand, um ihn mit Wasser zu füllen. Mit Leichtigkeit fand sie in den vielen Schränken eine Tasse und die Teebeutel.

Tief in Gedanken dachte sie, dass selbst der Mond diese bedrückende Nacht nicht erhellte. Schon oft war sie des Nachts in der Küche gewesen. Um zu lesen, zu reden und eine Tasse Tee zu trinken. Der schwere Holztisch hatte etwas Heimisches an sich. Das Gewusel der Hauselfen ließ sie die Einsamkeit vergessen, die sie so manches Mal überkam. Und die schneidenden Kommentare des Geistes ließen sie oft laut lachen.

Heute Nacht war alles anders. Die Küche war so dunkel wie schon lang nicht mehr und die drückende Stille hatte etwas Unheimliches an sich.

Das Klacken, als sie die Tasse mit dem heißen Tee auf dem Holztisch abstellte, hallte unnatürlich laut wider. Doch da war noch etwas anderes.

Angestrengt lauschte Hermione in die Dunkelheit, in der sie Schritte zu hören glaubte und das leise Rascheln von Stoff.

Eindringling, schoss es durch ihren Kopf.

Zitternd tastete ihre Hand an ihre Seite, nur um festzustellen, dass sich ihr Zauberstab nicht dort befand, wo er immer war.

Sie hatte ihn in ihrem Zimmer vergessen. Fataler Fehler, wenn man hier lebte. Hatte Harry ihr nicht in einem seiner letzten Briefe eingetrichtert, ihr Zimmer nie ohne Zauberstab zu verlassen?

Nun stand sie hier in der dunklen Küche, mit nichts als einem Nachthemd am Leib. Vollkommen wehrlos, sollte jemand beschließen, sie anzugreifen.

Die Tasse Tee, die sie hatte trinken wollen, dampfte noch immer auf dem massiven Holztisch vor sich hin.

In ihrem Hirn herrschte Chaos. Die Hexe war hin und her gerissen, was sie denn nun tun sollte. Einerseits musste der Eindringling gestoppt werden, auch wenn es sie nicht wirklich etwas anging, was mit den Besitztümern der Malfoys geschah. Ihre gute Seite sagte ihr jedoch, dass es ihre Pflicht war, ein Unrecht zu verhindern. Andererseits war es ziemlich lebensmüde, ohne Zauberstab irgendwen zu stellen. Wenn sie so an sich herabsah, war sie nicht gerade eine der kräftigsten Personen, die auf Erden wandelten.

Unschlüssig stand sie noch einen Moment, ohne sich zu bewegen. Irgendwie kam ihr diese Situation bekannt vor. Doch damals war es Draco gewesen, der heimgekommen war. Und sie hatte etwas gehabt, womit sie sich hatte zur Wehr setzen können.

Wer bezahlte sie überhaupt dafür, dass sie ihr Leben riskierte?

Seufzend schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Es half alles nichts. Ihr Gryffindor-Mut war nach wie vor vorhanden und sie würde es diesen Einbrechern schon zeigen.

Um sich noch mal selbst Mut zu machen, straffte sie die Schultern und hob stolz das Kinn. Dann öffnete sie die Küchentür und trat leise in die große Vorhalle.

Ihre Hoffnungen, dass sie einfach nur paranoid war, wurden zerschlagen, als sie den riesenhaften Schatten betrachtete, der in der Dunkelheit voran schlich. Sehr erfolgreich war er nicht damit. Es hörte sich beinahe so an, als würde eine Herde Elefanten durchs Haus stapfen. Außerdem schien er angetrunken zu sein, wenn das leichte Torkeln ein Hinweis darauf war.

Ungläubig starrte Hermione in die Dunkelheit. Was sollte das für einen Einbrecher darstellen? Ein Muggel konnte es nicht sein. Diese würden Malfoy Manor gar nicht finden. Und einen Zauberstab besaßen sie auch nicht. Aber selbst ein Zauberer hatte Schwierigkeiten, diese Gründe zu betreten. Sie erinnerte sich noch lebhaft daran, was mit Harry und dem Bannkreis passiert war. Apparieren? Man brauchte eine Erlaubnis des Hausherrn, um dies zu tun.

Ratlos zuckte sie mit den Schultern, bevor sie viel geschickter als der Einbrecher selbst eben hinter diesem her schlich, um ihn im Auge zu behalten. Jeder normale Verbrecher hätte zu diesem Zeitpunkt bereits die Vorhalle leer geräumt oder wäre in eines der angrenzenden Zimmer verschwunden. Dieser jedoch nicht. Plump, wenn auch zielstrebig, steuerte er auf die große breite Treppe zu, die nach oben führte.

Wer war so dumm? Gerade oben, wo die Besitzer schliefen, war die Gefahr am größten, geschnappt zu werden.

Oder hatte er es vielleicht auf das kleine Mädchen abgesehen? Es gab durchaus Entführungen in reicheren Familien. Hermione hatte darüber gelesen.

Panik ergriff sie. Wenn dieser grobe Klotz auch nur einen Finger an das kleine Mädchen legte, dann würde sie... ja, was würde sie dann tun? Oder vielmehr, was konnte sie dann tun? Es war eindeutig ein Mann. Sehr groß, die breiten Schultern unter dem Stoff eines dunklen Umhangs verborgen. Das dunkle Haar viel zu kurz geschnitten um einen Stiernacken zu entblößen. Die mächtige Hand hielt einen Zauberstab umschlossen. Er führte nichts Gutes im Schilde, so viel stand fest.

Sie sollte laut rufen, um die Bewohner des Hauses zu wecken, doch ein kleiner Schrecken würde diesem ungehobelten Kerl ebenfalls nicht schaden. Kurz schloss sie die Augen, um tief durchzuatmen. Dann sprintete die Medi-Hexe los.

Mit einem heiseren Aufschrei stürzte sie sich auf den viel größeren Mann und klammerte sich an dessen Hals und Rücken fest. Dieser keuchte erschrocken auf und lief direkt gegen einen Tisch, auf dem eine Vase stand. Diese landete nicht gerade leise auf dem spiegelnden Boden.

Hermione hoffte inständig, dass sie jemand hörte. Sie machten genug Krach. Schneller als ihr lieb war, erholte sich der Kerl von seinem Schrecken. Die großen Hände begannen nach ihr zu greifen. Brutal griffen seine Finger zu, als sie endlich ein Stück von ihr erwischten.

Mit einem dumpfen Aufprall landete sie auf dem Boden, nur um kurz darauf wieder gepackt zu werden. Keuchend entließ sie die Luft aus den Lungen, als sie heftig gegen eine Wand geschmettert wurde. Nur eine Hand hatte sich um ihren Hals gelegt und ließ gerade noch genug Luft zu, um zu überleben.

Für kurze Zeit sah sie nur Sterne, bis sich ihr Blick endlich klärte und sie in ein wirklich unvergessliches Gesicht sah, das sie noch aus frühen Hogwartszeiten kannte.

Er lachte leise, was einem fernen Donnergrollen glich.

"Sieh an, das Schlammblut. Ich hätte nicht gedacht, ausgerechnet dich hier zu finden. Obwohl Mutter etwas in der Art erwähnt hatte."

Der Geruch von Alkohol schlug ihr aus seinem Atem entgegen. Seine kleinen Augen funkelten gefährlich, während er sie weiterhin und ohne Gnade an die Wand drückte. Lächerlicherweise musste sie an die blauen Flecken denken, die dieser Übergriff bei ihr hinterlassen würde. Dabei hatte sie ganz andere Probleme.

"Aber ich muss sagen, du hast dich entwickelt, Granger. Kein Wunder, dass diese feine Familie dich hier behält." Seine Augen nahmen einen gierigen Ausdruck an, als sie langsam über ihren Körper glitten. Hermione fühlte sich nackt und angeekelt. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, begann sie zu strampeln und nach ihm zu treten, auch wenn es bedeutete, dass er ihre Luftzufuhr nun gänzlich abschnürte.

Wieder lachte er leise, lockerte jedoch nach kurzem Zögern seinen festen Griff um ihren Hals. Böse funkelte sie zu ihm hinauf.

Marcus Flint hatte sich in all den Jahren wenig verändert. Noch immer besaß er diese überstehenden Zähne und das grobe Gesicht. Früher hatte sie immer gedacht, dass ein Bergtroll in seiner Blutslinie mitgemischt haben musste.

"Was willst du hier, Flint? Du hast kein Recht dazu, mitten in der Nacht in fremden Häusern herumzuschleichen."

Er zog eine dunkle Braue nach oben.

"Hab ich nicht?"

"Nein!"

"Ich finde nicht, dass du in der Situation bist, frech zu werden, Granger."

Dessen war sich die Medi-Hexe sehr wohl bewusst. Noch immer lag seine Hand um ihren Hals und sie musste auf Zehenspitzen stehen, um nicht von seinem Griff zu baumeln.

"Wie auch immer, ich habe wenig Zeit und Lust, mich mit einem Schlammblut abzugeben. Du bist mir im Weg."

Damit drückte seine raue Hand abermals zu.

Wieder begann sie wild zu strampeln, als ihr erneut die Luft genommen wurde. Doch diesmal würde er bestimmt nicht locker lassen.

Flint würde sie umbringen. Einfach so.

Eigentlich hatte sie sich ihren Tod doch etwas anders vorgestellt.

9

6

9

6

Graue Augen verfolgten das Geschehen aufmerksam.

Er fühlte sich schwach auf den Beinen und lehnte den schlanken Körper erschöpft gegen eine Wand, während seine rechte Hand seinen Zauberstab umklammert hielt.

Laute Geräusche hatten ihn geweckt. In dem Chaos, das einmal sein Zimmer gewesen war.

Der Verlust in ihm saß immer noch tief. Die Wut, die ihn beflügelte, alles dem Erdboden gleichzumachen.

Doch er war nicht umsonst ein Malfoy und so erzogen, wie es sich gehörte. Mit schwachen Gliedern war er nach unten gewankt, nur um dieses Bild vorzufinden.

Granger steckte in der Klemme. Offensichtlich hatte das dumme Weib versucht, einen Einbrecher zu stellen, der sich als Marcus Flint herausstellte. Und das ohne Zauberstab.

Der viel größere Mann war gerade im Begriff, die Hexe nach allen Regeln der Kunst zu erwürgen.

Vielleicht sollte er Flint gewähren lassen. Granger nervte und er hatte wenig Lust, sie sein ganzes Leben aus irgendwelchen misslichen Lagen zu befreien. Trotzdem setzte er sich in Bewegung.

Leise, vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden. Die Medi-Hexe kratzte bereits verzweifelt an der Hand und dem Arm, die sie gefangen hielten. Einzelne Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln über die geröteten Wangen.

Er hätte sich an diesem Bild erfreuen sollen, doch er tat es nicht. Immer wieder sah er das Gesicht der schlafenden Hexe vor seinem inneren Auge. Den braunen Lockenkopf auf einem seiner Kissen gebettet. Die süßen weichen Lippen, die unter seinen eigenen so wunderbar nachgiebig waren.

Er konnte nicht zulassen, dass Flint kurzen Prozess mit ihr machte. Wenn irgendwann mal jemand Granger tötete, dann würde er selbst es sein.

Hart drückte er die Spitze seines Zauberstabes zwischen die Schulterblätter des Kolosses. Für einen Moment hoffte er, dass Flint wenig Widerstand leisten würde. Alle seine Kraftreserven waren verbraucht und einen Kampf mit dem Mann vor ihm könnte er nicht überstehen.

"Guten Abend, Flint. Wenn du so freundlich wärst, deine Hände von meiner Medi-Hexe zu nehmen."

Augenblicklich verspannten sich die breiten Schultern des dunkelhaarigen Mannes. Doch kurz darauf lösten sich seine breiten Fingern von dem schmalen Hals der Hexe. Kraftlos und nach Luft keuchend sank diese zu Boden.

"Ah, Draco, mein Freund. Wie lang ist es her?"

"Quatsch nicht, Flint! Erklär mir lieber, was du hier zu suchen hast und warum du versuchst, meine Angestellte umzubringen."

"Sie war mir im Weg, Malfoy."

"Das war Granger schon immer. Bleibt nur die Frage, was du zu so später Stunde hier suchst."

Der dunkelhaarige Zauberer versuchte, sich umzudrehen, doch der Zauberstab in seinem Rücken hinderte ihn daran.

"Hör zu, Malfoy. Das hat nichts mit dir zu tun. Das ist eine Sache zwischen mir und deinem Vater."

"Meinem Vater? Was hast du mit meinem Vater zu schaffen?"

Ein dumpfes freudloses Lachen erklang und endlich gelang es dem Mann, sich umzudrehen. Draco musste sich zusammenreißen, um nicht einen Schritt vor ihm zurückzuweichen. Dunkle Augen starrten ihm beinahe wild entgegen. Flint roch nach zu viel Alkohol. Er schien nicht mehr ganz Herr seiner Sinne zu sein.

"Dein Vater soll das bekommen, was er meinem angetan hat. Mein Vater ist heute halbtot im St. Mungos eingeliefert worden. Der feine Herr dieses Hauses fand es wohl besonders lustig, einen der Unverzeihlichen zu testen."

Dracos Hirn arbeitete auf Hochtouren. Daher wehte der Wind. Flint war auf Rache aus.

Also war es Flints Vater gewesen, der Schuld am schrecklichen Schicksal seiner Mutter war. Wieder züngelte Zorn in ihm hoch. Er wusste nicht, warum und weshalb Flint seine Mutter hatte verhexen wollen. Und es interessierte ihn auch nicht wirklich. Tatsache war, dass er sein Schicksal nun verdiente. Lucius Malfoy hatte ihn bestraft. Er hätte es genauso getan.

Ein spöttisches Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.

"Dein Vater hat es verdient, nach dem, was er meiner Mutter angetan hat, Flint. Und jetzt verschwinde, bevor du dasselbe Schicksal erleidest."

Für einen Moment schien es so, als ob sich der Mann vor ihm auf ihn stürzen wollte. Doch schnell hatte er den Zauberstab zwischen seinen Augen platziert.

"Überlege dir gut, was du tust, Flint. Verschwinde endlich!"

Seine Stimme war nicht vielmehr als ein gefährliches Zischen, doch es schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Ein leises Knurren ging von dem dunkelhaarigen Zauberer aus, bevor er mit einem lauten Krachen aus der Vorhalle verschwand.

"Wie hat er es überhaupt geschafft, hier reinzukommen?"

Grangers Stimme drang kratzig an sein Ohr und erst jetzt schenkte er der Hexe am Boden sein ganzes Augenmerk. Mit einem gequälten Gesicht rieb sie immer wieder über die dunklen Stellen, die sich auf ihrem weißen Fleisch am Hals bildeten. Ein schmerzvolles Zischen entkam ihr, als sie einige Male erfolglos versuchte, aufzustehen.

Mit wenigen Schritten hatte er sie erreicht und zog sie ohne großes Gehabe auf die Füße. Kurz torkelte sie, bis sie sich endlich fing.

"Die Flints haben die Erlaubnis, zu apparieren. Ich muss Vater erinnern, das aufzuheben. Vielmehr würde es mich interessieren, was du getrieben hast?"

"Ich wollte Tee trinken."

"Und dann kommst du auf die glorreiche Idee, einen solchen Koloss vollkommen unbewaffnet zu stellen? Entweder es ist Mut oder du bist nur dumm, Granger."

Sie schnaufte leise und warf ihm einen bösen Blick aus braunen Augen zu. Dafür, dass sie fast erwürgt worden war, ging es ihr augenscheinlich ausgesprochen gut.

"Was sollte ich sonst tun, Malfoy? Ich kann doch nicht einfach zusehen, wenn jemand einbricht."

"Du bist kein Wachhund, Granger. Einzig und allein eine kleine dumme Medi-Hexe."

"Malfoy! Das ist doch wohl... Autsch!"

Anscheinend war sie nicht nur dumm, sondern auch mehr durchgerüttelt als angenommen.

"Am besten wir sehen erstmal nach, welche Verletzungen Flint bei dir verursacht hat."

"Das ist wirklich nicht nötig. Mit ein wenig Ruhe... "

"Halt die Klappe, Granger!"

9

6

9

6

Kühle Finger tasteten über ihren Rücken. Ein leiser Schmerz ging von jeder Berührung aus, doch es war erträglich. Malfoy war vorsichtiger als sie gedacht hatte. Nur fragte sie sich, was so verdammt lange an der Inspektion dauerte.

Die Prellungen an ihrem Hals waren schnell mit einem Schlenker des Zauberstabs verschwunden gewesen. Nur das Schlucken tat noch weh und ein unangenehmes Kratzen war zu spüren, wenn sie sprach.

Sie hätte das alles durchaus allein gekonnt. Jetzt saß sie in der Küche beim schwachen Licht einer Laterne und ließ sich von Malfoy verarzten, der darauf bestanden hatte. Warum auch immer.

"Was dauert da so lange, Malfoy?"

Hermione wurde ungeduldig. Es war nicht gerade angenehm, halbnackt vor jemandem zu sitzen, den man eigentlich nicht mochte.

"Das sieht schlimm aus, Granger, und muss genau untersucht werden. Du als Hexe vom Fach müsstest das besser wissen. Also gib Ruhe."

Seine kühlen Finger berührten erneut die geschundene Haut auf ihrem Rücken. Langsam glaubte sie, er machte das absichtlich. Sie konnte schon das breite Grinsen auf seinem Gesicht sehen.

Als sie schon wieder einen spitzen Kommentar fallen lassen wollte, ließ der Schmerz plötzlich nach. Nur noch ein dumpfes Pochen war zu spüren und würde so schnell wohl auch nicht verschwinden.

Die Hexe seufzte erleichtert.

"Danke, Malfoy."

Und das meinte sie sogar ehrlich.

Schnell zog sie das Nachthemd über ihre nackte Haut.

"Für was? Dass ich dich geheilt oder das Leben gerettet habe? Wieder mal. Langsam glaube ich, du ziehst das Unglück magisch an, Granger."

"Für beides. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein."

Ein heiseres Lachen erklang, als er sich neben sie auf die Holzbank fallen ließ.

"Du bist zu leichtsinnig. Mir ist früher nie aufgefallen, dass du so tollpatschig bist."

"Ich bin nicht tollpatschig, Malfoy! Dinge passieren eben."

Lange Zeit sagte niemand mehr etwas. Heimlich betrachtete Hermione den blonden Zauberer aus den Augenwinkeln. Diese Stille war beinahe schon angenehm. Und dass er ihr überhaupt geholfen hatte, war doch ein Indiz dafür, dass er sie nicht wirklich hasste, oder?

Sein Gesicht wirkte nachdenklich und nicht mehr wie eine Maske. Trotzdem konnte sie nicht mal ansatzweise erahnen, was in seinem Inneren vor sich ging. Sie hatte die verhaltene Wut in ihm bemerkt, als er mit Flint verkehrte, doch er hatte sich wie immer perfekt unter Kontrolle.

Der Zornausbruch, den er in seinem Zimmer ausgelebt hatte, konnte unmöglich alles sein. Es musste doch ungesund sein, niemanden zum Reden zu haben, nie Gefühle zu zeigen. Er war ein junger Mann und kein Eisblock.

Wieder regte sich etwas wie Mitleid in der Hexe.

"Malfoy?"

Graue Augen sahen forschend von der Seite auf sie hinab. Müde und für Malfoy erstaunlich sanft.

"Du kannst nie Ruhe geben, oder, Granger? Gibt es auch nur einen Tag, an dem du zwei Minuten die Klappe halten kannst?"

Es erstaunte Hermione, dass er es nicht wirklich böse sagte. Er wollte sie necken und sie witterte eine winzige Chance, aus der jahrelangen Feindschaft vielleicht so etwas wie Freundschaft zu machen. Sie wusste nicht, warum sie dieser Wunsch so plötzlich befiel. Es hatte sie nie interessiert, doch nun wollte sie, dass der Mann neben ihr mit ihr redete. Dass er jemanden fand, auf den er sich vielleicht verlassen konnte und zu dem er gerne kam. Wenn jemand in diesem Augenblick ihre Gedanken lesen würde, er würde sie für verrückt erklären.

"Ich... "

Sie atmete zitternd durch und handelte sich dadurch einen überraschten Blick ein.

Dann sprudelte es aus ihr heraus: "Wenn... wenn du jemanden zum Reden suchst, Malfoy... also, was ich damit sagen will... du kannst jederzeit gern mit mir reden... ich meine wegen deiner Mutter... Vielleicht, vielleicht hilft es... wenn man redet, meine ich... Also mir würde es helfen... aber du bist ja nicht ich... trotzdem steht das Angebot... "

Hermione gab auf. Sie plapperte Blödsinn vor sich hin. Malfoy hatte bestimmt kein Wort von alledem verstanden. Warum war sie auch so dumm, einen Schritt zu tun, den wohl niemand tun würde?

"Ich brauche dein Mitleid nicht, Granger." Er hatte sie verstanden, nur vollkommen falsch.

"Ich will dich doch nicht bemitleiden!"

"Willst du nicht? Was ist es dann? Sagt dein gutes Herz dir, du müsstest selbst einem bösen Malfoy dein Ohr leihen? Denkst du, nur weil ich mit dir rede, ist alles im Reinen und die Welt ist ein besserer Platz? Du bist naiv, Granger. Du scheinst nicht zu verstehen, dass du immer ein Nichts für mich sein wirst. Warum sollte ich dann ausgerechnet mit dir reden, als wären wir die besten Freunde?"

Der Blonde hatte sich mit jedem seiner Worte in Rage geredet. Zusammengesunken saß sie auf der Holzbank und zuckte bei jedem seiner kalten Blicke zusammen.

Hatte sie denn wirklich gedacht, Malfoy würde ausgerechnet ihr Angebot annehmen? Dass er sich mit ihr abgeben würde?

"Ich schlage vor, du gehst ins Bett, Granger. Dein Hirn hat heute wohl mehr gelitten als angenommen."

Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, stakste der blonde Zauberer aus der Küche. Immer noch leicht schwankend und schleppenden Schrittes.

Hermione seufzte.

Niemand konnte behaupten, sie hätte es nicht versucht. Sie hatte sich dem Feind aus Kindertagen freundschaftlich annähern wollen. Doch sie musste feststellen, dass sie selbst noch als Erwachsene verfeindet bleiben würden.

Draco Malfoy tat ihr Leid.

9

6

9

6

Unschlüssig streunte sie durchs ganze Haus. Und das schon seit gut einer Stunde. Celine hatte sie nach dem Frühstück der Obhut der Hauselfen überlassen, um mit Lucius Malfoy zu reden. Der Herr des Hauses war beim Frühstück nicht erschienen. Nur sie, Draco und Celine hatten ein karges Mahl hinuntergewürgt. Wobei das kleine Mädchen noch immer die Fröhlichkeit in Person war. Sie ahnte nichts von dem, was mit ihrer Mutter geschehen war. Und vielleicht war es auch besser so.

Draco hatte sie den ganzen Morgen keines Blickes gewürdigt und war schnell wieder verschwunden. Ohne Worte hatte er klargemacht, dass er sie als Medi-Hexe nicht mehr benötigte.

Frustriert zupfte sie an einer ihrer braunen Locken. Die Stimmung im Haus war bedrückend. Die Hauselfen waren in den frühen Morgenstunden wieder aufgetaucht, doch sie waren noch leiser als sonst.

Wie es um Lucius Malfoy stand, wusste Hermione nicht. Er machte sich rar, dabei musste sie dringend mit ihm reden.

Sie musste raus aus diesem stillen Gemäuer. Eine Freundin war alles, was sie zurzeit brauchte. Jemand, der sie beraten konnte, wie es nun weitergehen sollte. Und auch der kleinen Celine würde ein Tapetenwechsel gut tun.

Zum wiederholten Male lief sie an der Tür vorbei, von der sie wusste, dass sie zum Schlafzimmer des Hausherrn führte.

Hatte Malfoy Senior nicht mal eine Ahnung, was in der Nacht passiert war? Dass der Sohn seines Opfers auf Rache aus war?

Etwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht.

Auch auf die Gefahr hin, ihren Kopf zu verlieren, klopfte die Hexe leise an die Messing beschlagene Tür.

Wie erwartet konnte sie selbst nach mehreren Minuten keine Antwort durch das dicke Holz vernehmen. Vielleicht war es dreist und sie würde es wahrscheinlich bereuen, trotzdem schob sie die Tür leise auf, um einzutreten.

Ein eigentümlicher Geruch, der ihr seltsam bekannt vorkam, schlug ihr entgegen. Das Zimmer war abgedunkelt und die schweren Vorhänge, die zu ihrem Grauen aus einem dunklen Grün bestanden, ließen nur wenige Lichtstrahlen in den Raum vordringen. Das Feuer im Kamin musste schon lange verloschen sein.

Es bereitete Hermione Mühe, überhaupt etwas zu erkennen. Ein Tisch mit leeren Gläsern nahe der Tür fiel ihr auf und das klobige Bett, das den meisten Platz einnahm.

Etwas unsicher trat sie auf den flauschigen Teppich, der ihre Schritte sofort schluckte. Angestrengt überlegend sog sie die abgestandene Luft durch die Nase.

Dieser Geruch...

Zielstrebig griff sie nach einem der Wassergläser auf dem Tisch, um daran zu riechen. Angeekelt und mit gerümpfter Stupsnase fuhr die Hexe mit dem Kopf zurück und hielt das Glas so weit wie möglich von sich.

Was bei Merlin hatte Malfoy Senior da getrunken?

Manchmal wünschte sie sich, eine so gute Nase wie Severus Snape zu besitzen. Er wüsste sofort, um was es sich hierbei handelte. Ob es gefährlich war oder nicht. Vielleicht war es Gift?

Unruhig huschten ihre braunen Augen in der Dunkelheit zu dem großen Bett. Was war, wenn sich Lucius Malfoy umgebracht hatte?

Mit einem leisen Klacken stellte sie das Glas zurück auf den Tisch, um sich dem Bett zu nähern. Ein erleichtertes Seufzen entkam ihr, als sie den blonden Mann mit glasigen Augen, die sie anstarrten, darauf liegen sah.

Sein obligatorischer Umhang war achtlos auf den Boden geworfen worden und selbst die ledernen Handschuhe hatte er abgestreift, um sie dem Haufen von feinem Stoff hinzuzufügen. Die obersten Knöpfe seines weißen Hemdes waren geöffnet und weiße Haut blitzte hervor. Seine blonden Haare hatten sich aus dem Samtband gelöst und lagen wirr über seinem Körper verteilt.

"Mister Malfoy? Entschuldigen Sie bitte die Störung, doch ich konnte Sie nicht finden und dachte... "

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. So sanft und so ehrlich, dass es Hermione das Fürchten lehrte. Dieser Mann vor ihr konnte unmöglich Lucius Malfoy sein. Ein Malfoy lächelte nicht, er lachte hämisch, spöttelte und grinste teuflisch.

Die Hexe wagte sich noch ein Stück näher an den Zauberer heran, um in seine glasigen grauen Augen zu sehen. Erschrocken zuckte sie zurück, als eine seiner blassen Hände versuchte, ihren Arm zu greifen.

"Hermione?"

Seine Stimme war brüchig und flehend. Sie fühlte sich an einen weinenden Lucius Malfoy erinnert, der sie in der Bibliothek umklammert hielt.

Aus großen braunen Augen starrte sie ungläubig auf das Häufchen Elend hinab, das so gar nicht an den stolzen Mann erinnerte.

"Was haben Sie nur genommen?", murmelte sie leise vor sich hin.

Ein Arm schlängelte sich sanft um ihre Taille, um sie zu halten und keine Sekunde später war der platinblonde Kopf des Mannes an ihrem Bauch vergraben.

Doch Hermione nahm es nicht einmal richtig wahr und ließ ihn gewähren. Malfoy Senior würde sich gewiss an nichts mehr erinnern, so wie es das letzte Mal auch gewesen war. Oder er würde es ignorieren.

"Eine Droge vielleicht?"

Sie kaute auf ihrer Unterlippe.

"So was in der Art, Granger. Veritaserum."

Die junge Frau zuckte erschrocken zusammen und starrte zur Tür, in der der Jüngere der beiden Malfoys lehnte.

"Bei Merlin! Es ist nicht so, wie es aussieht, ich wollte nur... "

Draco Malfoy winkte ab und musterte sie missbilligend.

"Du solltest sein Zimmer nicht allein betreten. Und schon gar nicht, wenn er in dieser Verfassung ist... Granger! Hör auf ihn zu streicheln. Er ist kein kleines Kind mehr. Das ist widerlich."

Unbewusst waren ihre Finger durch die langen seidigen Strähnen des Zauberers geglitten, der sich immer noch an sie drückte. Seine Hände waren bereits auf Wanderschaft gegangen und streichelten kleine Kreise auf der nackten Haut unter ihrem Shirt.

Hermione wurde rot und löste sich mit sanfter Gewalt von dem klammernden Griff. Was war es nur, das ständig diese Mutterinstinkte in ihr hervorrief? Dabei hätte dieser Mann ihr Vater sein können.

"Veritaserum? Aber ich dachte, dass es... "

"Jeder weiß, was in den Büchern steht, Granger. Aber weißt du auch, was nicht drinsteht?"

Sie schüttelte hilflos den Kopf. Woher sollte sie wissen, was nirgendwo geschrieben stand? Sie lernte aus Büchern und wenn diese zu wenige Informationen enthielten, konnte sie niemals alles wissen.

Malfoy lächelte spöttisch.

"Veritaserum pur und in einer Überdosis genommen hat eine berauschende Wirkung. Jeder Zauberer, der mit schwarzer Magie zu tun hat, kann das bestätigen. Regelmäßig eingenommen kann es zur Abhängigkeit führen. Mein Vater nimmt es schon seit Jahren. Und seit Jahren werden seine Stimmungsschwankungen schlimmer. Er kann nicht mehr aufhören und von Mal zu Mal wird es mehr."

Die Hexe war verblüfft. Sie hatte nie daran gedacht, dass dieser Zaubertrank eine solch verheerende Wirkung haben könnte. Doch nun wusste sie auch, woher sie diesen Geruch kannte. Veritaserum war vermischt mit anderen Dingen vollkommen geruchs- und geschmacklos, doch pur strömte es einen unangenehmen Geruch aus und schmeckte bitter.

In ihrer ganzen Ausbildung zur Medi-Hexe war von solch einem Fall nie die Rede gewesen.

"Du solltest als sein Sohn versuchen, ihn aufzuhalten. Es ist gefährlich und vielleicht könnte er daran sterben."

Vor ihrem inneren Auge tanzten Bilder von Drogentoten. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu schaudern.

"Ich weiß das, Miss Neunmalklug, aber würdest du einen Lucius Malfoy an dem hindern, was er tun will?"

Das war eine gute Frage. Würde sie versuchen, ihn daran zu hindern?

"Vergiss die ganze Sache einfach und erzähl mir lieber, was du hier wolltest."

Vorerst würde sie die Gedanken über einen drogenabhängigen Lucius Malfoy ganz nach hinten schieben. Ob sie es auf sich beruhen lassen würde, war eine ganz andere Frage.

"Ich will nicht ständig betteln müssen, um Malfoy Manor zu verlassen und auch keinen ständigen Begleiter. Wenn selbst die Flints frei apparieren können, warum dann nicht ich? Schließlich bin ich hier angestellt und keine Gefangene."

"Und das wolltest du meinem Vater ernsthaft so vortragen? Du hast mehr Mut als Verstand, Granger. Aber bitte, wenn das alles ist, kann ich dir genauso gut behilflich sein."

9

6

9

6

Ginny Weasley betrachtete ihre beste Freundin und das kleine Mädchen, das sie auf dem Schoß hielt, eingehend.

Sie hatte sich über den Besuch der Medi-Hexe gefreut, auch wenn sie damit ein kleines Malfoy-Balg ins Haus geschleppt hatte. Der kleine Sonnenschein hatte aber das Herz aller Anwesenden im Sturm erobert.

Irgendwie hatte sie auch gewusst, dass Hermione dringend jemanden zum Reden gebraucht hatte. Der Tagesprophet war am Morgen überfüllt mit Artikeln über das Schicksal Narcissa Malfoys gewesen. Ein schreckliches Schicksal, wie sie zugeben musste. Eines, das sie nicht mal ihrem schlimmsten Feind wünschte.

"Ich weiß nicht, was ich tun soll, Ginny."

Die Rothaarige hörte die logische Frau vor sich selten jammern, doch wenn sie es tat, war es etwas, das sie sehr beschäftigte.

"Ich meine, es war doch nur ein Traum, oder? Und was soll ich der Vereinigung sagen? Was ist mit Harry und Ron? Ich kann doch unmöglich den Rest meines Lebens bei den Malfoys zubringen."

Das Mädchen auf dem Schoß der Medi-Hexe quietschte vergnügt und zog an den langen braunen Locken.

Ginny konnte an den Augen ihrer Freundin sehen, dass sie sich eigentlich schon längst entschieden hatte. So viel Liebe schenkte Hermione Granger nur selten jemandem. Sie fühlte sich verantwortlich für das Kind. Es erfüllte sie mit Stolz, dass Narcissa Malfoy sie als Ersatzmutter gewählt hatte, auch wenn es vielleicht nur ein Traum gewesen war.

Hermione fehlte der entscheidende Stoß in die richtige Richtung. Es gefiel der Rothaarigen nicht, die andere Hexe in der Nähe der Malfoys zu wissen, doch es würde sie glücklich machen. Auch wenn sie sich mit Draco stritt, auch wenn Lucius skrupellos war und keinen guten Knochen im Körper hatte. Sie waren Todesser und das wussten alle, aber vielleicht konnte die Medi-Hexe auf ihre eigene Art und Weise etwas an dieser Familie ändern. Zumindest wäre sie eine Chance für das blonde Mädchen.

"Du solltest bleiben, Mione. Ich meine, es war vielleicht nur ein Traum, aber trotzdem hast du ein Versprechen gegeben. Du solltest zumindest Celine zuliebe dableiben. Stell dir die Kleine doch mal zwischen all den Malfoy-Kerlen vor. Nicht auszudenken, was aus ihr wird."

Wie in Zeitlupe breitete sich ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht der braunhaarigen Hexe aus.

Und Ginny wusste, dass sie das Richtige getan hatte.

Sie hatte ihre Freundin durchaus in die Höhle der Schlange geschickt.

Doch selbst Löwen fraßen von Zeit zu Zeit Schlangen.

9

6

9

6

Ende Kapitel 19- Fortsetzung folgt...

Nächstes Kapitel: Vereinigung der Medi- Hexen die Zweite

9

6

9

6

Heh, und nun geht ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an all die, die mir ein Review hinterlassen haben. Ich war so glücklich und baff so viel Feedback zu bekommen.

Danke, Danke, Danke!