Warum verrate ichs nicht? Nun, ich
denke, es ist interessanter, wenn man beim Lesen drauf kommt, um wen es geht.
Es ist allerdings dezent slashig, aber an sich keine Slash-FF im eigentlichen
Sinne. Wenn Männer und Frauen gemeinsam in irgendeiner Schlacht gekämpft
hätten, hätte ich auch so ein pairing nehmen können... Lest einfach selbst.
Sternenglanz
Die Schlacht ist gewonnen, der Feind besiegt. Über das
Feld hallt Jubel, und doch dringt kein Laut der Freude aus meiner Kehle. Bitter
ist der Nachgeschmack des Kampfes, und noch bitterer die Verluste, die wir
einstecken mussten. So viele starben - zu viele, und dennoch haben wir unser
Ziel erreicht. Glorreich haben wir gesiegt, doch welch Glorie liegt in dem
Anblick, der sich mir bietet. Die Weiten Felder sind besudelt mit Blut, das in
purpurnen Bächen über die geschundene Erde fliest - das Blut der Feinde ebenso
wie das der Krieger auf unserer Seite. Der Gestank der Leichnahme liegt wie ein
schwerer Teppich in der Luft, die getränkt ist von Schweiß und Staub, Verderben
und Tod. Noch ist der Himmel dunkel, düstere Wolken schleichen auf ihm dahin,
doch ein eisiger Wind verjagt die unheilsvollen Boten, als über den kahlen
Bergen im Osten die Sonne aufsteigt und mit ihrem lachenden Antlitz die Gefallenen
verhöhnt.
In meinen Gliedern spüre ich noch die Anstrengung der
letzten Stunden. Ermattet bin ich und erschöpft, doch nicht nur mein Körper ist
erfüllt von Müdigkeit sondern auch mein Geist. Zu lange hatte der Krieg
gedauert, und es war nicht nur diese eine Schlacht. Zwischen Bangen und Hoffen
wandelten wir alle umher unter dem gewaltigen Schatten, der sich über unsere
Heimat gelegt hatte. Zu oft hatte ich jene sterben sehen, die mir nahe standen,
und dennoch war dies nicht der erste Krieg dieser Art, den ich erlebte. Ein
Teil von mir fürchtet sich, dass es auch nicht der letzte war.
Ich wandle umher zwischen den Kadavern auf der Suche nach
Überlebenden. In der Ferne vernehme ich immer wieder das erstaunte und
glückliche Rufen meiner Kameraden, wenn sie einen Lebenden entdeckten, doch
diese Freude bleibt mir verwehrt, denn noch immer habe ich dich nicht gefunden.
Als ich dich zuletzt sah, mitten im Getümmel der rasenden Schlacht, lebtest du
noch. Dein Schwert blitzte durch die Nacht, als es Häupter spaltete, Glieder
abhieb und sich in die schwarzen Herzen jener bohrte, die deinen Tod wünschten.
Ganz gleich wie weit ich von dir entfernt war, verlor ich dich nie aus dem
Auge. Wie ein strahlender Stern funkeltest du in der Mitte der Dunkelheit -
gefährlich, todbringend, königlich. Doch nichts von deinem Glanz erhellt nun
die Schwärze, die meinen Geist umfängt.
Die Schlacht ist gewonnen, der Feind besiegt, und dennoch
haben wir heute auch verloren, denn einer, der Stärke bewies, war auch schwach.
Zu groß ist die Versuchung gewesen, welcher er erlag, und zu machtlos, zu
wankelmütig war auch ich gewesen, denn ich hätte allem ein Ende bereiten
können, doch tat ich es nicht. Was nun mit ihm geschieht, liegt nicht mehr in
meinen Händen, denn er zieht bereits mit seinen Männern über das Feld des
Triumphs, zu gefangen im Siegesrausch, um seine Schwäche zu erkennen.
Doch meine Gedanken wenden sich von ihm ab und kreisen
wieder um dich, den ich noch immer nicht erblicke. Der Funken Hoffnung, der
noch in mir verweilt, verebbt allmählich, als Morgenrot das Land bedeckt und
den Anblick des Grauens erhellt. Noch furchtbarer als bereits in der Nacht sind
nun die Leichen, gebrochene Glieder, enthauptete Körper, zerfetztes Fleisch und
hervorquellende Gedärme. Zu schrecklich ist der Anblick, fast wie eine
Sinnestäuschung und doch erschreckend echt. Zu abscheulich ist das Bild, und
ich schließe meine Augen in der törichten Hoffnung, es wäre verschwunden, wenn
ich sie wieder öffne.
Ich will dieses Leid nicht mehr sehen, die Zerstörung und
den Tod. Ich will dich sehen - will sehen, wie Sternenglanz aus deinen Augen
strahlt, wenn du mich anblickst, will deine warme Umarmung spüren und die
Geborgenheit, die mich in ihre starken Arme schließt. Doch alles was ich spüre
die Zerstörung, die diesen Platz einhüllt.
Langsam öffne ich die Augen wieder und zwinge mich dazu,
meinen Marsch zwischen den Toten fortzusetzen, als plötzlich ein Funkeln meinen
Blick auf sich zieht. Ich sehe in die Richtung, aus der es kommt, und dann
erspähe ich dein Schwert, das die goldenen Sonnenstrahlen reflektiert. Meine
Beine sind schwach und nur schwer komme ich voran. Es kommt mir vor wie eine
Ewigkeit, bis ich endlich bei dir bin, doch was ich sehe, lässt jeden Anblick
des Verderbens erblassen, denn du bist kein namenloser Krieger, der zwischen
Freund und Feind liegt.
Deine Augen sind ausdruckslos, matt und stumpf, und
nichts von ihrem einstigen Glanz strahlt mehr aus ihnen, wenn sie mich voller
Liebe anblickten. Dein Haar ist besudelt mit getrocknetem Blut - das deine und
das der Feinde, und nicht mehr seidig, wie es war, als es durch meine Finger
glitt. Lange Wunden ziehen sich über deinen Körper, dessen Schönheit und
Makellosigkeit ich immer bewunderte. Deine Arme sind seltsam verdreht,
gebrochen, nicht stark und zugleich sanft, wenn sie mich hielten. Schwarze
Pfeile stecken in deiner Brust, auf die ich so oft mein Haupt legte und beim
Klang deines Herzschlags einschlief. Nie wieder werde ich es hören, nie wieder
deine Berührungen spüren, und nie wieder werde ich dein liebevolles Lächeln
sehen, bevor du mich küsstest.
Ich sinke langsam auf meine wunden Knie, doch der Schmerz
meiner eigenen Verletzungen bleibt mir unbemerkt, als Pein und Leid mein
Innerstes ergreifen. Stumm blicke ich auf dich herab, strecke eine zitternde
Hand nach deiner fahlen Wange aus, doch wage ich kaum sie zu berühren. Zu groß
ist die Angst, dass dieses Bild sich auf immer in meine Seele brennt und alles
ist, was mir von dir bleibt. Doch ich kann sie nicht aufhalten, kann mich
selbst nicht daran hindern, meine Fingerspitzen über dein Gesicht streifen zu
lassen. Fast schon hoffe ich, dass du unter der Berührung erwachst, dass nur
Schlaf deine Augen trübt und du mich ansiehst, dass du wieder bei mir sein
kannst. Doch bleibt mir dieses Glück verwehrt. Kalt ist deine Haut, und nicht
mehr warm und weich. Sie fühlt sich eigenartig an, fast nicht mehr, als wäre es
überhaupt die deine.
Meine andere Hand findet die deine und noch einmal
verschränken sich unsere Finger ineinander, doch diesmal erwiderst du den
sanften Druck nicht, streichst nicht mit deinem Daumen über den Rücken meiner
Hand, so wie ich es nun tue. Ich führe sie zu meinem Gesicht, um sie ein
letztes Mal zu küssen, doch das Gewicht deines schlaffen Arms zerrt an ihr, als
wollte es mich daran hindern. Ich beuge mich zu dir, küsse deine kalten Finger
und streife eine Strähne blutverkrusteten Haars aus deiner Stirn.
Ein heißes Brennen formt sich hinter meinen Liedern, und
ich spüre wie sich die Tränen langsam ihren Weg bahnen, als der Knoten sich
immer enger um mein Herz schlingt und es beinahe droht, in mir zu zerspringen,
wenn ich nur einen weiteren Atemzug nehme. Doch mein Körper ist stärker als
mein Geist, und so erstickt ein heiseres Schluchzen den Luftzug. Tränen
beginnen zu fließen und ich sinke langsam in mich zusammen, lege meinen Kopf
ein letztes Mal auf deine Brust, als alles was ich wahrnehme mein
schmerzerfülltes Klagen und deine kalte Hand in meiner ist. Eine Zeit lang
wünsche ich fast, ich könnte hier auch den Tod finden und dich in Mandos Hallen
wieder treffen, doch weiß ich, dass heute nicht der letzte Tag meines Lebens
sein wird.
Noch immer ruht mein Haupt auf deinem toten Körper, als
ich versuche mir ins Gedächtnis zu rufen, wie es war, als du noch lebtest.
Deine Männer sahen nur den stolzen Krieger in dir, den großen König und
Heerführer, doch es gab so viel mehr, das du mir bedeutetest. Du warst für
lange Zeit ein teuerer Freund und zuletzt fand ich in dir etwas, das ich in dieser
Weise nicht erwartet hätte. Ich fand Liebe. Doch nun nimmst du sie von mir, Tod
beraubt mich ihrer, und ich werde sie nie wieder kosten.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, doch
allmählich besitze ich keine Tränen mehr, die ich wegen dir vergießen könnte.
Langsam erhebe ich mein Haupt und blicke dich ein letztes Mal an, sehe in deine
ausdruckslosen, toten Augen und lasse dann deine Hand los, doch plötzlich sehe
ich den Ring, den du noch immer am Finger trägst. Du sagtest mir, ich sollte
ihn bekommen, fändest du den Tod. Ich hatte dich ermahnt, nicht über solches zu
sprechen, denn zu groß war die Angst, es könnte tatsächlich eintreten. Und nun
ist es so. Hier liegst du auf dem Feld des Sieges, tot und zerschmettert, und
ich - dein Herold - knie an deiner Seite, streife den Ring von deiner Hand und
stecke ihn an die meine.
Ein letztes Mal beuge ich mich vor und küsse sanft deine
Stirn, bevor ich mich erhebe und dir den Rücken zu kehre. Dumpf pocht der
Schmerz noch immer in mir, und lange wird es dauern, bis die Wunden verheilen,
die körperlichen sowie die seelischen.
Ich gehe zurück zu den Lebenden, die zwischen Trauer und
Freude wandeln.
Die Schlacht ist gewonnen, der Feind besiegt. Dein
Sternenglanz strahlt weiter in meinem Herzen.
Ende
Und, seid ihr drauf gekommen wer es ist?
Falls nicht, der Erzähler ist Elrond, der Gefallene
Gil-Galad und der 'Schwache' ist Isildur, der den Ring nicht zerstören wollte.
D.h. es geht um die Schlacht des letzten Bündnisses.
Bitte sagt mir, wie ihr es findet.
