Das Foto

Zusammenfassung: Diese Geschichte spielt an dem Tag nach Prince Charmed. Aber Leo hat nie gesagt, dass er Chris noch vertraut. Jetzt findet Piper ein Foto von ihrer zukünftigen Familie. Aber was ist wenn sie etwas falsch versteht und einen schrecklichen Fehler macht?


Kapitel 1: Ein schrecklicher Fehler

Piper Halliwell betrat das Büro ihres Clubs P3. Sie brauchte die Papiere über die Einnahmen des letzten Jahres und sie war sich ziemlich sicher, dass sie sie in den Schreibtisch hier getan hatte. Aber sie schienen nicht da zu sein. Nach einer Weile gab sie schließlich frustriert auf und wollte das Büro wieder verlassen, als etwas am Boden ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war ein Foto. Als sie sich nach unten beugte, konnte sie sich selbst und Leo mit zwei Kindern im Park stehen sehen.

Zwei Kinder? Verwirrt und neugierig hob sie das Foto auf und betrachtete es genau. Sie konnte sehen, dass sie etwas älter war, aber Leo schaute noch genauso aus wie jetzt. Kein Wunder, er war ja auch ein Wächter des Lichts. Nein, ein Ältester, korrigierte sie sich sofort. Der älter wirkende Junge auf dem Foto hatte blondes Haar und strahlende blaue Augen. Er schien zirka zehn Jahre alt zu sein. Ein Lächeln huschte über Pipers Gesicht, als sie erkannte, dass es Wyatt sein musste. Aber dann schaute sie auf den zweiten Jungen, der braune Haare und grüne Augen hatte und nur ein bisschen jünger wirkte als Wyatt und war wieder total verwirrt. Wer war das?

Er konnte nicht auch ihr Sohn sein, richtig? Sie und Leo waren getrennt, also war es nicht möglich. Aber dann bemerkte sie das warme Lächeln und die liebevollen Augen mit denen Leo sie auf dem Foto ansah. Es sah so aus, als wären sie immer noch glücklich zusammen. Und als sie genau auf ihre Hand sah, die auf der Schulter des mysteriösen kleinen Jungen lag, konnte sie einen Ehering sehen. Aber wie war das möglich?

Dann traf es sie wie ein Blitz. Leo und sie würden noch immer zusammen sein, wenn er nicht ein Ältester geworden wäre. Sie würden noch immer diese liebevollen Blicke austauschen und offensichtlich sogar einen zweiten Sohn haben. Ihr traten die Tränen in die Augen, als die Erkenntnis, dass sie ihren kleinen Jungen nie kennen lernen würde, sie traf.

Dann erkannte sie etwas anderes. Dieses Foto war von der Zukunft und es gab nur eine Person, die ihr einfiel, wenn sie das Wort Zukunft hörte. Chris. Er hatte dieses Foto mit in diese Zeit genommen. Aber warum? Er war der Grund, weshalb Leo und sie getrennt waren, nur wegen seinem Rat hatte Leo sich dazu entschlossen ein Ältester zu werden. War das der wahre Grund weshalb Chris zurückgekommen war? Um ihre Familie zu zerstören?

Am Tag zuvor hatte der Orden Wyatt entführt und seine Moral verdreht. Und es war ganz allein Chris' Schuld gewesen. Er hatte versucht sie und ihre Schwestern davon zu überzeugen Wyatts Kräfte zu binden. Und als er gemerkt hatte, dass das nicht funktionierte, da hat er ihnen erzählt, dass ihr Sohn in der Zukunft böse sein würde. Aber Piper war nicht so leichtgläubig ihm zu vertrauen. Schließlich war er der Grund weshalb ihre Familie zerbrochen war und nur wegen ihm würde sie nie in der Lage sein ihren zweiten Sohn kennen zu lernen. Sie setzte sich auf die alte Couch und sah mit tränenverschleierten Augen auf ihren kleinen Jungen auf dem Foto.

In diesem Moment beamte Chris in das Zimmer. Sofort bemerkte er seine Mutter, die weinend auf der Couch saß. Zuerst wollte er wieder wegbeamen, bevor sie ihn sah, aber dann fühlte er das Bedürfnis sie irgendwie zu trösten. Auch wenn sie ihm am Tag zuvor gesagt hatte, dass sie ihn nie wieder sehen wollte, sie war trotz allem seine Mutter. Er liebte sie mehr als alles andere, auch wenn es ihn verletzte, dass sie ihn gerade zu hassen schien.

„Piper", sagte er sanft. Er war es noch immer nicht richtig gewöhnt, sie bei ihrem Vornamen anzureden. Es hatte in den letzten paar Monaten eine Menge Momente gegeben, in denen er beinahe sein Geheimnis verraten hätte, weil er sie Mom nennen wollte. Oder ihr sagen wollte, wie sehr er sie liebte und dass er wirklich nur hier war um Wyatt zu beschützen, seine Familie. „Was hast du?", fragte er, als sie zu ihm aufblickte.

Für einen Moment glaubte Piper wirklich an den besorgten Blick und Ton ihres Wächters, aber dann wurde ihr klar, dass er sie wahrscheinlich wieder nur täuschen wollte. Aber nicht dieses Mal. Ihre Traurigkeit verwandelte sich rasch in Wut, als sie in das Gesicht des Mannes blickte, der verantwortlich war für ihre kaputte Familie. „Du Mistkerl!", rief unbeherrscht und deutete mit ihrer linken Hand in seine Richtung, um ihn zu sprengen.

Chris duckte sich schnell und anstatt ihn zu treffen, zerstörte Pipers Kraft das Bild das an der Wand hinter ihm hing. Total geschockt schaute er wieder seine Mutter an, die ihn mit einem kalten Blick anstarrte. Was zum Teufel war hier los? Chris wusste, dass sie wütend darüber war, was am Tag zuvor geschehen war, aber dass seine eigene Mutter versuchen würde ihn umzubringen, war etwas womit er wirklich nicht gerechnet hatte, als er sich dazu entschlossen hatte in die Vergangenheit zu reisen. „Was ist los?", fragte er so ruhig es ging, um zu verhindern, dass sie erneut versuchte ihn zu sprengen.

Für einen kurzen Moment starrte Piper ihn einfach nur weiter an, aber dann streckte sie ihre rechte Hand aus, um ihm das Foto zu zeigen und fragte sarkastisch: „Was los ist? Du hast meine Familie zerstört, das ist hier los! Du hast mich und Leo dazu gebracht uns zu trennen, du bist hinter Wyatt her und du bist der Grund weshalb ich nie meinen kleinen Jungen haben werde!"

Chris starrte mit offenem Mund auf das Foto seiner Familie, das er aus der Zukunft mitgenommen hatte. Er hatte gewusst, dass es irgendwie dumm von ihm war ein Foto mitzunehmen, da seine ganze Familie sowieso da sein würde. Aber er brauchte etwas, dass ihn an all die guten Zeiten erinnerte, die er mit seinem Bruder verbracht hatte, damit er niemals seine Mission aufgeben würde, egal was geschah.

Aber er hatte nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Piper das Foto finden würde. Er hatte es immer bei sich gehabt, aber es schien als hätte er es hier liegen lassen. Und jetzt glaubte sie, er wollte ihre Familie zerstören. Seine Familie. Es sah ganz danach aus, als hätte sie noch nicht die andere Seite des Fotos gesehen, auf der Wyatt einmal eine kleine Notiz darauf geschrieben hatte, denn sonst würde sie bereits wissen, wer er in Wirklichkeit war.

Piper sah aufmerksam zu, wie der geschockte Ausdruck auf Chris' Gesicht nicht wich. „Hast du noch irgendwas zu sagen, bevor ich dich in tausend Stücke sprenge?", fragte sie schließlich, noch immer voller Wut über die Dinge, die Chris ihrer Familie angetan hatte.

Chris wusste nicht was er sagen sollte. Aber jetzt da sie so nah dran war herauszufinden wer er wirklich war, wünschte er, sie würde einfach das Foto umdrehen und lesen was Wyatt einst geschrieben hatte. Bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, hob Piper wieder ihre Hand, um ihn zu sprengen. „Nein, warte. Bitte lass mich erklären", bat er verzweifelt und nahm ihren Arm. Es war hart für ihn, dass seine Mutter ihn so voller Hass ansah.

„Erklären? Was gibt es denn da noch zu erklären?", fragte Piper kalt, aber sie war bereit ihm eine Chance zu geben etwas zu sagen.

„Ich – ich bin..." Chris wollte ihr wirklich die Wahrheit sagen. Er konnte es nicht länger ertragen, dass seine ganze Familie ihm misstraute und hasste. Aber würde es überhaupt etwas ändern? Alles was er getan hatte, all die Lügen, die er ihnen erzählt hatte; das alles würde bleiben. Und war das nicht der Grund, weshalb sie ihn alle so sehr hassten? Also würde es überhaupt einen Unterschied machen, wenn sie es wüssten?

„Du bist was?", fragte Piper ungeduldig und befreite ihren Arm aus Chris' Griff.

Er konnte nicht. Chris konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Es war eine Sache, dass sie ihn hasste, wenn sie nicht wusste wer er war, aber der Gedanke, dass sie ihn auch hasste, wenn sie seine wahre Identität kannte – er glaubte einfach nicht, dass er damit fertig werden konnte. „Du musst mir vertrauen. Ich will deine Familie nicht zerstören", sagte er stattdessen und verfluchte sich im Gedanken dafür, dass er wieder einmal fast sein Geheimnis ausgeplaudert hatte, weil er unsere Familie sagen wollte. „Ich bin hier, um Wyatt zu beschützen und..."

Er hatte nicht die Chance seinen Satz zu beenden, denn Piper hatte endgültig die Nase voll von seinen Lügen. Sie hob ihre Arme und bevor Chris reagieren konnte, ließ sie ihn explodieren. Sein Körper zerfiel sofort in kleine blaue Punkte, bevor sie sich nach ein paar Sekunden wieder zusammenformten. Aber Chris war kein ganzer Wächter des Lichts wie Leo. Er war nicht tot. Als sein Körper wieder in einem Stück war, fiel er mit großen Schmerzen zu Boden und hielt sich seine rechte Seite, wo jetzt eine riesige Wunde zu sehen war.

Chris schnappte nach Luft, als der Schmerz durch seinen ganzen Körper lief. Er konnte es einfach nicht glauben. Seine eigene Mutter hatte ihn gerade gesprengt. Aber vielleicht hatte er es ja sogar verdient. Er hatte gesagt, dass er ihre Familie nicht zerstören wollte, aber war es nicht genau das, was er getan hatte? Er hatte seine Eltern dazu gebracht sich zu trennen und er war verantwortlich dafür, dass der Orden in der Lage gewesen war Wyatt zu entführen. Und Pipers zweiter Sohn, ihr kleiner Junge, er selbst, würde mit großer Wahrscheinlichkeit bald aufhören zu existieren. Wenn man es so betrachtete, hatte er es eindeutig vermasselt. „Es tut mir leid", bemühte er sich zu sagen, während ihm Tränen in die Augen schossen.

Piper hatte gewusst was sie tat, als sie ihre Kraft gegen Chris eingesetzt hatte, aber jetzt da sie ihn so sah, fühlte sie sich irgendwie schuldig. Verdiente er das wirklich? Aber wieso eigentlich nicht? Nach allem was er getan hatte, war es doch verständlich, dass sie verhindern wollte, dass er ihrer Familie noch einmal wehtun konnte.

„Ich war... ich wollte nur – ich wollte nur Wyatt retten", wiederholte Chris. Die Tränen rannen nun frei über seine Wangen, aber nicht nur wegen des Schmerzes den er in seinem Körper spürte, sondern eher wegen des Schmerzes, den er in seinem Herzen verspürte. Er hätte nie geglaubt, dass seine Mission seinen Bruder zu retten so enden würde. Dass er von der Person umgebracht werden würde, die die Welt für ihn bedeutete – seiner eigenen Mutter. Aber trotzdem verspürte er den Drang sie verstehen zu lassen. „Ich wollte ihn beschützen. Dich beschützen. Es tut mir so – so leid."

Piper stand ein paar Schritte entfernt von ihm und war überrascht von seinem aufrichtigem Ton, seinem Blick, der voller Schmerz war und die Tränen, die ihm über das Gesicht rannten. Die ganzen letzten Monate, die er mit ihr und ihrer Familie verbracht hatte, hatte sie ihn nie emotional gesehen. Nicht einmal, als seine Verlobte gestorben war. Aber jetzt wirkte es, als wäre er nicht nur in physischen Schmerz, sondern auch in emotionalen. Der verletzte Ausdruck in seinen Augen ließ sie überlegen, ob das was er ihr erzählte vielleicht doch wahr sein könnte. Aber bevor sie über diese Möglichkeit nachdenken konnte, sprach Chris wieder.

„Glaub mir, ich würde – ich könnte dir oder Wyatt niemals wehtun", sagte er, bevor er anfing heftig zu husten und der Geschmack von Blut sich in seinem Mund breit machte. „Ich wollte nur... ich wollte euch alle retten – unsere Familie retten", fügte er schwach hinzu. Er bemerkte gar nicht was er eben gesagt hatte, denn es wurde allmählich schwarz vor seinen Augen, aber Piper war total geschockt, als sie seine Worte hörte.

Unsere Familie? Aber das war unmöglich. Er konnte unmöglich ein Mitglied ihrer Familie sein. „Was hast du gerade gesagt?", fragte sie ihn, während sie hoffte, dass sie gleich hören würde, dass sie ihn missverstanden hatte. Aber Chris konnte nicht mehr antworten. Der Schmerz und der Blutverlust waren zu viel und er verlor das Bewusstsein. Pipers Blick fiel zurück auf das Foto ihrer zukünftigen Familie, das sie noch immer in ihrer Hand hielt und als sie den kleinen braunhaarigen Jungen ansah, überkam sie ein schreckliches Gefühl.

Aus einer plötzlichen Eingebung heraus, drehte sie das Foto um und sah, dass jemand etwas darauf geschrieben hatte. Während sie die Notiz las, kamen ihr erneut die Tränen, als die Erkenntnis über das was sie gerade getan hatte, sie traf. Nachdem sie fertig gelesen hatte was Wyatt geschrieben hatte, ließ sie das Foto zu Boden fallen, bevor sie sich neben Chris kniete und seine Hand nahm, während sie unkontrollierbar schluchzte. „Leo!", rief sie laut in Richtung Decke, ihre Stimme voll mit Angst und Verzweiflung.

Neben ihnen lag das Foto mit Wyatts Notiz. 12. Juli. Mom und Dad sind mit mir und meinem kleinen Bruder in den Park gegangen. Chris und ich hatten eine Menge Spaß. Er ist der beste Bruder, den ich mir vorstellen kann...

Fortsetzung folgt…