33. Epilog

Am nächsten Morgen kamen die Diggorys. Sie hatte Schuldzuweisungen erwartet, doch Mrs. Diggory wiederholte immer wieder, was für ein tapferes Mädchen sie war, und Mr. Diggory dankte ihr dafür, dass sie den Körper seines Sohnes mit zurück gebracht hatte. Sie schilderte ihnen kurz was passiert war. Das Gold wollten sie nicht annehmen.

Offenbar hatte Dumbledore die Schüler gebeten sie in Ruhe zu lassen und nicht mit Fragen über die Geschehnisse zu bestürmen, denn niemand sprach sie darauf an. Nicht einmal Ron.

Der hatte dafür schlechte Neuigkeiten für Harriet. „Mom hatte Dumbledore gefragt, ob du diesen Sommer gleich zu uns kommen kannst, aber Dumbledore möchte, dass du zumindest für die erste Zeit zu den Dursleys zurückkehrst", erklärte er, „Als ich sie gefragt hab warum, hat sie nur gemeint, dass er schon seine Gründe hätte." Sie nahm das stumm zur Kenntnis.

Ron sah sie besorgt an. „Harry?" „Ja, keine Sorge. Das macht mir nichts aus", erwiderte sie nur. Rons Miene wurde noch besorgter, aber er sagte nichts.

Auch Hermine sah sie in letzter Zeit öfter mit einem ähnlichen Blick an. Offenbar gingen sie und Ron davon aus, dass Harriet kurz vor dem Durchdrehen stand. Oder davor sich von allen abzukapseln, was sie mehr oder weniger auch tat. Sie ertrug die Nähe von anderen nicht für längere Zeit und zog sich von allen zurück.

Sie mied Ginny, Lavender und Parvati und versuchte praktisch die ganze Zeit Draco aus dem Weg zu gehen. Sie wollte nicht hören, was er zu sagen hatte, und sie war sich sicher, dass er etwas zu sagen hatte.

Als sie dann plötzlich zu Ron und Hermine meinte, sie wolle Hagrid besuchen, schienen beide sehr erleichtert zu sein. Hagrid war mehr als nur erfreut über ihren Besuch. Er hob sie hoch, drückte sie an sich und schien nicht vorzuhaben sie wieder loszulassen.

„Geht es, Harry?", wollte er dann wissen. „Ich- ich lebe. Ich meine…es…es…tut sehr weh, aber…es wird schon wieder werden. Irgendwann einmal. Vielleicht", meinte sie langsam und unterdrückte ihre Verzweiflung. Hagrid schenkte ihr eine schwache Andeutung eines Lächelns.

„Mach dir nicht zu viele Sorgen, Harry", meinte er dann, „Was kommen wird, wird kommen. Und wenn es da ist, werden wir uns ihm stellen und den Kampf aufnehmen. Und solange Dumbledore auf unserer Seite steht, mach ich mir nicht allzu viele Sorgen." Sie nickte nur.

Am letzten Tag vor Ende des Schuljahres fing Cho Chang sie vor der großen Halle ab. „Hallo, Cho. Keine Zeit, Cho", murmelte Harriet und versuchte an dem Ravenclaw-Mädchen vorbeizukommen.

„Nicht so schnell, Potter. Ich will mit dir reden." Cho packte sie erstaunlich fest am Arm. „Es ist mir egal, was Dumbledore gesagt hat", fuhr sie fort, „Es ist mir egal, dass er gesagt hat, dass wir mit dir nicht darüber sprechen sollen, denn ich werde darüber sprechen."

„Cho…"

„Sei still", zischte das Mädchen, „Ich nehme dir die Opferrolle nicht ab. Du hast Cedric umgebracht und das ist meine Meinung. Vielleicht nicht eigenhändig, aber du – nur du und deine blöde Narbe – ihr seid schuld, dass er tot ist. Das werde ich nicht vergessen. Du hast ihn mir genommen, und das werde ich nicht vergessen." Cho funkelte sie wütend an. „Du, Mörderin!" Sie verstärkte ihren Griff an Harriets Arm.

„Das reicht jetzt, Chang", mischte sich Draco, der wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien, ein, „Lass sie los." Cho ließ los, warf Malfoy einen giftigen Blick zu und rauschte davon.

Draco öffnete seinen Mund, aber Harriet ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Spionierst du mir jetzt schon nach!", fuhr sie ihn an. Der Slytherin sah sie überrascht an. „W-was! Nein, ich bin nur zufällig vorbeigekommen!"

„Das glaubst du doch nicht einmal selbst!", entgegnete Harriet und stürmte wütend davon zum nächsten Mädchenklo. Erst dort, sicher in der Kabine angekommen begann sie zu schluchzen.

Beim Abschiedsessen ging es diesmal bedrückt und besorgt zu. Der echte Mad-Eye Moody saß am Lehrertisch. Er war blass und wirkte mitgenommen und machte nicht den Eindruck als hätte er vor jemals wieder einen Fuß nach Hogwarts zu setzten. Harriet konnte es ihm nicht verübeln.

Karkaroffs Stuhl war leer. Madame Maxime saß neben Hagrid und unterhielt sich leise mit ihm. Professor Snape saß neben McGonagall. Harriet musterte ihn kurz und überlegte, was wohl sein Auftrag war.

Vielleicht ist es besser, wenn ich das nicht weiß. Vielleicht ist es besser, wenn ich mit dieser ganzen Sache, die Dumbledore da durchzieht, nichts zu tun habe. Vielleicht ist es am Besten, wenn ich nächstes Jahr gar nicht hierher zurückkomme.

Snape hob den Blick und sah sie an. Ja, nicht nach Hogwarts zurück. Zurück in die Muggelwelt. Auf diese Schule für schwererziehbare Jugendliche, in die mich Onkel Vernon immer zu stecken droht, könnte ich gehen. Traumatisiert genug dafür wäre ich jetzt bestimmt. Snape runzelte die Stirn, fast so als wüsste er, was sie dachte. Was denk ich denn da nur!

Dumbledore erhob sich, was sie aus ihren Gedanken riss. „Wieder einmal ist ein Jahr vorbei. Es gibt viel, was ich euch heute sagen möchte. Doch zuerst will ich daran erinnern, dass wir einen großartigen Menschen verloren haben, der hier unter uns sitzen und das Essen genießen sollte." Hermine nahm Harriets Hand und drückte sie stumm.

„Ich möchte euch bitten, aufzustehen und die Gläser zu Ehren von Cedric Diggory zu erheben." Alle erhoben sich. Keiner blieb sitzen. „Cedric Diggory." Tränen rannen ihr über das Gesicht, aber sie machte sich gar nicht erst die Mühe sie wegzuwischen, das würde alles nur schlimmer machen.

Dumbledore fuhr fort: „Cedric war ein Mensch, der viele der Tugenden, welche das Haus Hufflepuff auszeichnen, in sich vereinte. Er war ein guter und treuer Freund, ein fleißiger Schüler, ein Mensch, der Fairplay schätzte. Sein Tod hat euch alle berührt, ob ihr ihn gut gekannt habt oder nicht. Deshalb glaube ich, dass ihr das Recht habt, genau zu erfahren, wie es dazu gekommen ist." Harriet erstarrte.

„Cedric Diggory wurde von Lord Voldemort ermordet." TötedenÜberflüssigen!AvadaKedavra!Ced!Ced,wachauf!Wirmüssenhierweg!EsistVoldemort!Ced!Ced!" AvadaKedavra…dertödlicheFluch.Undes gibtkeinenGegenfluch.Mankannihnnichtabwehren „Du!Du-duhastihnumgebracht!" AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra AvadaKedavra…

Sie begann unkontrolliert zu zittern und Hermine nahm sie schnell in die Arme und versuchte sie zu beruhigen. Dumbledores Stimme drang dumpf bis zu ihr durch.

„Das Ministerium wünscht nicht, dass ich euch dies sage. Vielleicht werden manche eurer Eltern entsetzt sein – entweder, weil sie nicht glauben wollen, dass Lord Voldemort zurückgekehrt ist, oder weil sie meinen, ich sollte euch es euch nicht sagen, weil ihr noch zu jung seid. Es ist jedoch meine Überzeugung, dass die Wahrheit immer der Lüge vorzuziehen ist und, dass jeder Versuch so zu tun, als wäre Cedric bei einem Unfall gestorben, oder durch einen eigenen Fehler, eine Beleidigung seines Andenkens wäre. Und noch jemand muss in diesen Zusammenhang erwähnt werden. Ich spreche natürlich von Harriet Potter."

Sie starrte den Schuldirektor an. Tu das nicht. Tu das bitte nicht.

„Harriet Potter ist es gelungen Lord Voldemort zu entkommen. Sie hat ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt um den toten Cedric nach Hogwarts zurückzubringen. Sie hat Tapferkeit bewiesen wie bislang nur wenige Zauberer im Angesicht von Lord Voldemort, und dafür ehre ich sie." Dumbledore hob seinen Kelch in ihre Richtung. Sie starrte ihn nur an.

Von dem Rest der Rede bekam sie nicht mehr viel mit. Dumbledore sprach über das Trimagische Turnier und die Wichtigkeit partnerschaftlicher Bande und der des Zusammenhalts in schwierigen Zeiten. Doch Harriet hörte nur noch das Blut in ihren Ohren rauschen. Manchmal mochte sie Dumbledore nicht besonders.

Am nächsten Morgen als sie auf den Zug warteten kamen Fleur und Viktor um sich zu verabschieden. Ron starrte Viktor die ganze Zeit über so feindselig an, dass er Fleurs Anwesenheit nicht einmal zu bemerken schien.

Fleur umarmte Harriet. „Auf Wiedersehen,'Arriet. Es war mir ein Vergnügen disch kennen zu lernen", murmelte sie und ging zu Madame Maxime. Nachdem Viktor sich von Hermine verabschiedet hatte, wandte er sich Harriet zu. „Ich mochte Diggory. Er war immer höflich zu mir. Immer. Obwohl ich aus Durmstrang kam - mit Karkaroff."

Harriet schluckte hart. Es gelang ihr dann aber doch ein halbes Lächeln zu Stande zu bringen. „Ced wusste, dass es nicht so wichtig ist, woher man kommt, sondern nur wie man ist", meinte sie, „Mach's gut, Viktor." Krum nickte abgehackt und wandte sich dann um.

Plötzlich platze es aus Ron heraus: „Kann ich ein Autogramm haben!" Krum drehte sich überrascht um und tat Ron dann aber doch mit sichtlicher Genugtuung diesen Gefallen. Harriet war zum ersten Mal seit dem Zwischenfall wieder fast zum Grinsen zu Mute.

Die Heimfahrt im Zug zog sich in die Länge. Hermine überreichte ihr die Karte des Rumtreibers. „Hier. Ich hab sie aus Moodys Büro geholt. Ich dachte, du willst sie vielleicht wiederhaben."

„Danke. Ich hab gar nicht mehr an sie gedacht."

„Oh, und noch was…" Hermine holte ein Glas mit einem großen Käfer darin hervor. „Das ist Rita Kimmkorn. Sie ist ein nicht gemeldeter Animagnus. Ich hab sie am Fensterbrett des Krankenflügels gefunden", erklärte sie.

„Und sie gekidnapped!", empörte sich Ron. „Tu ja nicht so, als hätte sie es nicht verdient. Ich hab ihr gesagt, ich lass sie raus, wenn wir in London sind. Ich hab ihr auch gesagt, dass sie ihre flotte Feder ein Jahr lang stecken lassen muss. Mal sehen, ob sie sich abgewöhnen kann Lügen über andere Leute zu verbreiten", meinte Hermine ungerührt.

Fred und George steckten die Köpfe bei der Türe des Abteils herein. „Hallo. Wir dachten, wir kommen vorbei und spielen eine Runde Snape explodiert", erklärten sie. Nach der fünften Runde fragte Harriet wie nebenbei: „Und? Wen habt ihr erpresst?"

George seufzte. „Ach, das." „Haben es aufgegeben. Bringt ja eh nichts", meinte Fred. Als Harriet ihn fragend ansah, gab er schließlich nach. „Ludo Bagman."

„Hat seine Wettschulden bei uns, die von der Weltmeisterschaft mit Leprechan-Gold bezahlt", erklärte George. "War am nächsten Morgen weg", fügte Fred hinzu.

Es stellte sich heraus, dass Bagman nie vorgehabt hatte sie zu bezahlen. Im Gegenteil, offenbar hatte er Schulden bei den Kobolden und auf Harriet gewettet um diese bezahlen zu können, weswegen er gleich nach der dritten Runde das Weite gesucht hatte, weil sie und Cedric ja gemeinsam gewonnen hatten. Und so hatten die Zwillinge ihr Erspartes verloren. Harriet dachte nach. Dann händigte sie Fred ihr Preisgeld aus. „Hier. Für euch."

Die Zwillinge blinzelten verwirrt und starrten sie an. „Das meinst du doch nicht ernst."

Harriet zuckte die Schultern. „Ich hab Geld wie Heu. Ich brauche es nicht. Ihr schon. Ihr könnt davon euren geplanten Scherzartikelladen finanzieren. Außerdem will ich es nicht. Es stünde Cedric zu und…"

Sie verstummte. „Nehmt es einfach und sprecht nicht mehr darüber", befahl sie. Die Zwillinge wechselten einen Blick, protestierten dann aber nicht mehr.

Als sie King's Cross erreichten, hatte Harriet beschlossen doch wieder nach Hogwarts zurück zu kehren. Alle ihre Freunde waren dort und was den Rest betraf, sie würde eben lernen müssen damit umzugehen.

Und was hatte Hagrid noch einmal gesagt? Was kommen würde, würde kommen und wenn es da war, würde sie sich ihm stellen und den Kampf aufnehmen. Und wenn schon nicht für sich selbst, dann für Cedric.

Weiter geht es in: Harriet Potter und der Orden des Phönix.

Das war Teil 4. Ihn zu schreiben hat mich fas umgebracht. Wortwörtlich. Aber nun ist er endlich fertig, worüber ich sehr froh bin.

Ich habe im Laufe des vierten Teils einige Entscheidungen getroffen, die für den weiteren Verlauf der Reihe ausschlaggebend sein werden.

Cedric umzubringen ist mir nicht leicht gefallen, aber schon in den ersten Planungsphasen war dieser Tod fix eingeplant und obwohl ich stark in Versuchung war davon abzuweichen, habe ich es durchgezogen. (Ja, ich kann sehr grausam sein, wenn ich mal entschieden habe, dass jemand ins Gras beißen muss). Und ich hoffe, dass ich diese Lösung lieber als eine Halblösung a la Cedric liegt im magischen Koma und wacht bis zum Ende des siebten Teiles und darüber hinaus nicht mehr auf. (Das ist mir gerade erst eingefallen. Zu meiner Verteidigung).

Der fünfte Teil wird kommen, aber es wird noch einige Zeit dauern bis dahin. Ich werde ihn erst zu posten beginnen, wenn ich die ersten paar Kapitel geschrieben habe und zuvor stehen noch andere Dinge auf meiner Liste (ja, ich führe Listen was ich wann tue nur um mich dann erst nicht daran zu halten. Ich bin eben etwas neurotisch).

Ich hoffe, es hat euch trotz allem Spaß gemacht. Bis zum fünften Teil.

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