Altersfreigabe: ab 16
Setting: AU Endkampf
Inhalt: Eigentlich hätte sie ihn ja liegen lassen wollen...
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Hermine Granger/Severus Snape
Disclaimer: Nichts gehört mir, alles ist Eigentum von J. K. Rowling.
Kommentar: Die Story ist mal wieder ein Ergebnis von 120_minuten. Dieses Mal ging es um den Prompt ‚Eigentlich', der mit Action gepaart werden sollte. An der Action bin ich ein bisschen gescheitert, fürchte ich. Aber ich hab es wenigstens versucht. ;)
Warnings: erwähnter Character Death
Eigentlich gehört er gar nicht zu deiner Truppe. Jedenfalls sind Harry und Ron davon überzeugt und irgendwann zwischen deinem Abschluss und heute hast du aufgehört, sie zu korrigieren. Ein bisschen hast du sogar selbst angefangen, das zu glauben.
Eigentlich ist er ein kaltherziger Bastard. Der kaltherzige Bastard von Hogwarts. Und zu dem Schluss bist du alleine gekommen. Denn du hast nicht vergessen, dass es seine Vorstellung von Spaß ist, Schüler zu erniedrigen. Was dem einen das Quidditch, ist ihm das Erniedrigen.
Und eigentlich hätte er es verdient, dass du ihn liegen lässt. Er hätte es mit dir getan, wenn eure Positionen umgekehrt wären. Aber ihm zu helfen, würde vermutlich die einzige lohnenswerte Tat sein, die du in diesem Kampf zustande bringen würdest. Also denkst du darüber nach. Bleibst einfach stehen und siehst hinunter auf die schwarze Gestalt, die verletzt im Matsch der letzten verregneten Tage liegt. Das Licht entfernter Flüche spiegelt sich in den blutigen Wunden auf seinem Gesicht, die schwarzen Haare kleben nass an seinem Kopf. Er sieht dich an und kneift seine Augen zusammen. Dann erkennt er dich und lässt sich zurücksinken. Atmet heftig.
Du siehst ihn an, als würdest du gerade nicht mitten auf dem Präsentierteller stehen. Hier. Auf dem zerstörten Platz von Hogmeade. Wenn du ehrlich bist, wenigstens zu dir, dann würde es dich nicht einmal mehr stören, wenn dich tatsächlich irgendein Fluch erwischen würde. Niemand hatte dir gesagt, dass ein Krieg so dreckig und endlos sein konnte. Ja, du hast in den Geschichtsbüchern von Kriegen gelesen, die sich über Jahre oder Jahrzehnte zogen. Aber … aber.
In diesem Moment rast ein silbern glitzernder Fluch dicht über deinen Kopf hinweg und schlägt funkensprühend im Boden vor Severus Snape ein. Er keucht. Der Geruch von verbranntem Fleisch steigt dir in Nase. Du siehst, wie er seine Hand unter den Umhang zieht.
Nein. Du lässt ihn nicht liegen. Du bist besser als das. Schnell gehst du zu ihm und fasst ihn an der Schulter. „Stehen Sie auf, Professor! Wir müssen hier weg."
Er schlägt deine Hand weg und sieht dich finster an. „Bringen Sie sich in Sicherheit, Miss Granger!", zischt er.
Du zuckst zusammen. Nicht wegen seines Zischens. Wenn du etwas gewohnt bist, dann das. Nein, dich lassen seine Worte zusammen zucken. Er will, dass du dich in Sicherheit bringst? Du starrst ihn an. Verdammt! Er gehört zu deiner Truppe!
Du blinzelst und deine Welt, die er eben einfach so auf den Kopf gestellt hat, kippt zurück und du bist wieder in der Realität. In der nassen, kalten, dreckigen, ermüdenden Realität. „Es gibt keine Sicherheit mehr, Sir. Stehen Sie auf!", sagst du. Wenn er nicht aufstehen kann, kann er auch nicht apparieren. Und du weißt nicht, ob du euch beide heil von hier fortbringen kannst.
Du hörst Stimmen und Schritte näher kommen. Du siehst dich um. Sie kommen von da vorn aus einer der Gassen. Die Erkenntnis ist Eis in deinem Magen. Der Fluch war kein Fluch, sondern ein Ortungszauber. „Beeilen Sie sich!"
Doch Snape ist schwerer verletzt, als du befürchtet hattest. Er braucht Zeit. Du brauchst Zeit. Also hebst du deinen Zauberstab und errichtest einen Schutzschild um euch. Das kannst du ziemlich gut. Und ihr braucht Zeit. Nur ein paar Minuten. Sekunden.
Snape, der gerade versucht, sich hochzustemmen, hält kurz inne und betrachtet die wirklich stabile hellblaue Wand, die euch umgibt. Natürlich lenkt sie die Aufmerksamkeit der Todesser erst recht auf euch, aber es ist ja nicht so, als ob sie nicht schon vorher gewusst hätten, dass ihr hier seid.
Ein Hagel aus Flüchen prallt gegen das Schild und wird in die Nacht zurückgeworfen. Mehrere maskierte Männer fallen mit einem Aufschrei zu Boden, getroffen von den Flüchen der anderen. Erst ein grüner Blitz – grün! – schafft es, ein Loch in den Schild zu schlagen. Aber auflösen tut er ihn nicht.
Snape schnalzt mit der Zunge und schafft es mit deiner Hilfe endlich auf die Beine.
Wieder starrst du ihn an. War das … ein lobendes Schnalzen? Meinte er deinen Schild? Oder war das ein vorwurfsvolles Schnalzen, weil du ihn nicht einfach liegen lässt? Was du hättest tun sollen, als du noch die Möglichkeit dazu gehabt hattest. Nun ja…
Du legst dir seinen Arm um die Schultern. Er kann sich kaum aufrecht halten. „Können Sie alleine apparieren?" Du musst über die Schreie der Todesser deine Stimme heben und schreist spitz auf, als ein Fluch tatsächlich das Loch im Schild trifft. Jaulend schlägt er neben euch in den Boden.
„Ich denke schon." Snape schiebt sich vor dich und dreht den Angreifern den Rücken zu.
Du bist so nah an seinem Oberkörper. Du kannst ihn riechen. Nicht nur das Blut und den Dreck und den feuchten Stoff seines Umhangs. Ihn. Es gibt keine Worte, die diesen Geruch beschreiben können, aber du kennst ihn. Jedes Mal, wenn er im Unterricht an dir vorbei gegangen ist, hast du ihn gerochen. Deine Nackenhaare stellen sich auf.
Eigentlich solltest du es nicht genießen, ihm so nahe zu sein. Eigentlich solltest du jetzt nicht die Augen schließen und tief Luft holen.
Snape greift nach deinem Oberarm, möglicherweise um nicht wieder zusammenzubrechen, vielleicht aber auch, weil er gemerkt hat, dass du mit den Gedanken nicht bei der Sache bist. Du schaust zu ihm auf. Wo wart ihr? Ach ja. Apparieren. „Dann sehen wir uns gleich in der Heulende Hütte", sagst du.
Snape nickt, während sich seine schwarzen Augen in deine zu bohren scheinen.
Im Augenwinkel siehst du dein Schild zusammenbrechen und stößt ihn zur Seite. Ihr fallt beide in den Matsch. Die Todesser stürmen auf euch zu und ziellos feuerst du einige Flüche in die Dunkelheit: „Stupor! Petrifucus totalus! Sectumsempra!" Beim letzten Fluch sieht Snape entsetzt zu dir auf.
Du schaust weg. Das ist nicht das erste Mal, das du ihn verwendest. Es wäre nicht mal das erste Mal, wenn jemand deswegen sterben würde. Dir steigt die Galle hoch.
Eigentlich hast du diesen Fluch gerade jetzt nicht verwenden wollen. Es ist im Affekt passiert. Du hast ihn oft benutzt in den letzten Monaten. Du bist skrupelloser geworden und dieser Fluch ist Zeuge davon. Du hast ihn oft benutzt. Nicht nur, weil dieser Fluch für Ablenkung sorgt, sondern auch, weil es sein Fluch ist.
Eigentlich hast du nicht mehr geglaubt, dass er zu deiner Truppe gehört. Aber du hast es gehofft.
„Los jetzt!", reißt du euch beide endlich aus der Starre, konzentrierst dich auf die Heulende Hütte und lässt dich von der Apparation durch das Nadelöhr quetschen, auf dessen anderer Seite dich trockene Stille erwartet.
Ihr liegt auf dem staubigen Boden der Heulenden Hütte, du ein Stück neben ihm, und du kannst nicht verhindern, dass dein Blick sich mit seinem verhakt. Dein Atem und sein Atem klingen laut in deinen Ohren.
Eigentlich hast du es immer als beängstigend empfunden, ihm so lange in die Augen zu sehen. Aber das hier ist gerade gar nicht beängstigend. Du bist einfach froh, dass er hier ist und dass du hier bist und dass du zumindest die wichtigsten Teile deines Körper mitgenommen hast, denn Schmerzen hast du keine.
Dann sackt er auf den Boden und schließt die Augen. Seine Brust hebt und senkt sich schnell, flach. Möglicherweise die Rippen. Du schirmst die Hütte ab, sowohl akustisch, als auch optisch. Dann erschaffst du ein paar leuchtende Bälle, die über euch in der Luft schweben wie übergroße Glühwürmchen. Die Hose unter seinem Umhang spannt sich um ein dick angeschwollenes Knie. Die Wunden in seinem Gesicht bluten immer noch, aber nicht stark. Und seine Hand ist von Brandblasen übersät, die prall auf der tiefroten Haut sitzen.
„Lassen Sie mich Ihnen helfen", bittest du und er dreht seinen Kopf zu dir. Er sieht dich an, als würde er nachdenken. Als wäre er sich nicht sicher, ob sich das überhaupt lohnt. Hilfe. Heilen. Wozu? Er beißt die Zähne aufeinander. Aber dann nickt er.
Vorsichtig knöpfst du seinen Umhang auf und schiebst seine Hand weg, als er dir helfen will. „Geht schon." Ein Grollen erklingt tief in seiner Brust, aber du ignorierst es. Schließlich liegt er im Hemd vor dir und da ist wieder dieser Geruch und du atmest tief ein und das … Du traust dich nicht. „Darf ich?"
Er zieht eine Augenbraue hoch. Worte sind unnötig, du verstehst auch so, was er sagen will. Hitze steigt dir in die Wangen. „Sie werden keine andere Wahl haben", sagt er heiser und rümpft die Nase.
Natürlich, er hasst es, dass du ihn halb nackt sehen wirst. Du würdest es genauso hassen. Aber als du den weißen Stoff seines Hemdes zur Seite ziehst (deine Finger zittern), hältst du einen Moment die Luft an und schluckst. Narben. Viele große und kleine Narben, weiß und verblasst, aber auch rot und frisch. Ja, er hasst es, dass du das siehst.
Du wendest den Blick davon ab. Ein großer Bluterguss hat sich auf seinem rechten Brustkorb gebildet. Kein Wunder, dass er nicht richtig atmen kann. Mit kalten Fingern tastest du über seine Rippen, so wie Madam Pomfrey es dir gezeigt hat. Als er stöhnt, weißt du, dass du dein Ziel gefunden hast. Du deutest mit dem Zauberstab darauf und sagst: „Episkey!" Snape atmet auf. Tief. Mehrmals. Der Bluterguss ist zwar immer noch da, aber die Rippe ist nicht mehr gebrochen. Du hast keinen Blutergussbeseitiger dabei. Das muss warten.
Snape sackt ein Stück in sich zusammen und erst da wird dir bewusst, dass er vorher im Hohlkreuz gelegen hat. Seine Hüfte sinkt auf den Holzboden und sein Bauch fällt regelrecht ein. Er ist dünn. Beinahe mager. Du kannst jede einzelne seiner Rippen sehen. Sein Bauchnabel ist ein dunkler Fleck auf der blassen Haut, ein schmaler Streifen schwarzer Haare zieht sich von dort aus hinab in seinen Hosenbund.
Eigentlich solltest du deinen ehemaligen Lehrer nicht so genau ansehen. Er will nicht, dass du all diese Narben siehst. Er versucht sogar, sein Hemd wieder zuzuziehen. Du hilfst ihm und knöpfst drei Knöpfe zu. Er ist … Du willst …
„Was ist mit Ihrem Knie passiert, Sir?", fragst du.
„Verdreht", murmelt er.
Du verziehst das Gesicht. „Ich weiß nicht, was ich da tun kann. Ich kann das Knie nur bandagieren."
„Das wird vorerst genügen." Seine Stimme ist dunkel und vibriert in seiner Brust und in deinen Ohren und in deinem Schoß. Du schluckst.
Ohne ihn dieses Mal um sein Einverständnis zu bitten, öffnest du das Hosenbein an den Nähten und schlägst den schwarzen Stoff nach oben. Auch hier haben sich Blutergüsse gebildet. Wie du es versprochen hast, deutest du mit dem Zauberstab darauf und sagst dieses Mal: „Ferula!"
Eine Binde wickelt sich um sein Knie und zieht sich stramm. Sie sieht verboten weiß aus neben dem Dreck, den ihr mit hergebracht habt. Weiß und sauber und rein. Dir wird kurz schwindelig und du schließt die Augen.
„Geht es Ihnen gut?", fragt er.
Natürlich. Er hat die ganze Zeit seine Augen zu, aber wenn du mal kurz schwächelst, sieht er dich gerade an. „Ja, es geht mir gut." Aber das ist gelogen. Dir geht es seit Monaten nicht mehr gut. Du hast zu viel Tod gesehen und verursacht, als dass es dir gut gehen könnte.
Du schlägst das Hosenbein wieder herunter, aber reparieren kannst du es nicht. Es war schon ohne den Verband zu eng, jetzt ist es das erst recht. „Können Sie sich aufsetzen?"
„Ja", knurrt er und stemmt sich hoch. Ohne die gebrochene Rippe gelingt ihm das schon besser als vorhin unten im Dorf. Er lehnt sich gegen das alte Bett und schließt die Augen. Nach ein paar Sekunden blinzelt er. Sieht dich an.
„Wollen Sie da sitzen bleiben oder soll ich Ihnen helfen, sich auf das Bett zu setzen?"
„Hier ist gut", sagt er und zieht das unverletzte Bein an.
Du nickst. Suchst nach der magischen Handtasche, die du unter deinem Umhang befestigt hast. Sein Gesicht ist immer noch verletzt und geschwollen. Irgendwo hast du noch einen Tiegel Diptam-Essenz. Du brauchst sie auch für seine Hand. Der Ortungszauber hat sie übel getroffen.
Er beobachtet dich schweigend, während du bis zum Ellbogen in der Handtasche steckst. Unter den Wunden ist er blass. Noch mehr als sonst. Als du den bekannten Deckel des Tiegels ertastest, hältst du kurz inne und siehst ihm in die Augen. Eine Gänsehaut überzieht deinen Rücken und deine Arme, etwas Großes schwillt an in deiner Brust. Du holst tief Luft und sackst ein bisschen in dich zusammen, als du ausatmest.
„Fangen Sie jetzt an zu weinen?", fragte er, aber es klingt nicht so abfällig wie sonst.
„Nein." Du hast seit Monaten nicht mehr geweint. Und jetzt gerade hast du nicht mal das Bedürfnis danach. Du weißt nicht genau, was du eben gefühlt hast, aber es war kein schlechtes Gefühl. Das ist mehr, als du von allen anderen Gefühlen der letzten Wochen behaupten kannst.
Du ziehst endlich den Tiegel aus der Tasche und setzt dich neben ihn. „Hand oder Gesicht?", fragst du. Er streckt dir seine Hand hin und du streichst die Verbrennungen vorsichtig mit der Diptam-Essenz ein. Seine Finger werden weicher, als der Schmerz nachlässt.
„Warum haben Sie mich nicht liegen lassen, Miss Granger?"
„Warum?", fragst du. Du warst gerade damit beschäftigt, seine schlanken dreckigen Finger anzuschauen und dich davon abzuhalten, sie zu berühren. Sie festzuhalten. Er gehört zu deiner Truppe. Der Gedanke liegt ganz dicht unter allen anderen. Er hat immer zu deiner Truppe gehört. Aus irgendeinem Grund ist dir das wichtig. Es droht, deine Welt wieder auf den Kopf zu stellen.
„Ja", sagt er in deine Gedanken hinein. „Warum?"
Du siehst ihn an, dein Mund ist auf einmal ganz trocken. „Warum hätte ich?"
Er kneift die Augen ein bisschen zusammen, was ihm offensichtlich Schmerzen bereitet. „Lassen Sie mich das auch versorgen", murmelst du und tauchst den Finger wieder in die Essenz.
Bevor du sein Gesicht berühren kannst, weicht Snape aber ein Stück zurück. Du hältst inne. Begegnest wieder seinem Blick. Du fühlst dich sonderbar nackt darunter und merkst, dass dich das nicht so sehr stört, wie es sollte. Seine Augen weiten sich ein bisschen und er schluckt. Dann senkt er den Blick und nickt.
Deine Finger zucken ein bisschen, als du sein Gesicht berührst. Es ist heiß und geschwollen. Behutsam verteilst du die kühle Essenz auf den Wunden. Du spürst seine Bartstoppeln und weil ein kleiner Schnitt auch auf dem Nasenrücken ist, fährst du ihn mit deinem Finger entlang und das fühlt sich viel zu intim an. Snapes Nase ist nichts, das du berühren solltest. Als du die Wunde an seinem Kinn versorgst, fließt sein Atem warm über deinen Handrücken. Dir schlägt das Herz bis zum Hals.
Schließlich bist du fertig und stellst den Tiegel weg. Du willst aufstehen und etwas Abstand zwischen dich und ihn und zwischen deine glühenden Wangen und seine schlanken Lippen bringen, aber er greift nach deiner Hand. Du schnappst nach Luft und siehst ihn mit großen Augen an. „Darf ich?", fragt er und deutet auf dein Gesicht.
Dass du selbst Verletzungen hast, ist dir bis eben gar nicht mehr bewusst gewesen. Nun allerdings fällt dir das Brennen wieder auf und du nickst. Er lässt dich los und greift stattdessen nach dem Tiegel. Seine Finger sind warm auf deiner Stirn, er riecht so gut und ist dir so nah und du schließt die Augen.
„Danke", sagst du leise, als er fertig ist, und stehst dann doch auf. Bevor das Pochen in deinem Unterleib noch schlimmer werden kann. Wieder steckst du den Arm in die Handtasche und ziehst ein paar Phiolen raus, ehe du die richtige gefunden hast. „Hier, das wird helfen."
Er nimmt dir den Stärkungstrank aus der Hand, entkorkt ihn, riecht daran und zieht die Augenbrauen hoch, bevor er ihn trinkt. War das … War das ein Lob? Schon wieder?
Nachdem der Trank seine Wirkung entfaltet hat, steht Snape auch auf. Ein bisschen schwerfällig mit seinem verletzten Bein. „Vielen Dank, Miss Granger."
„Gern geschehen."
Er richtet seine Kleidung, knöpft all die kleinen Knöpfe wieder zu, sperrt diesen Geruch unter dem Stoff ein und dich aus. Dann zieht er seinen Zauberstab aus der Tasche, macht sich offensichtlich bereit zum Apparieren.
„Wo gehen Sie jetzt hin?", fragst du, bevor du es verhindern kannst.
„Zurück. Ich kann mich da nicht raushalten."
Du senkst den Blick. „Oh."
„Aber Sie sollten das tun."
Du lächelst freudlos und schüttelst langsam den Kopf. „Keine Chance, Sir."
Er kneift die Augen zusammen. „Wirklich schade."
Eigentlich sollte es dir nicht dieses warme Gefühl im Bauch bereiten, dass er sich Sorgen um dich macht. Aber es fühlt sich einfach gut an.
Er sieht dich lange an und scheint zum ersten Mal tiefer zu blicken. Unter die Schülerin, die du bisher noch gewesen bist. Und möglicherweise auch unter die Kriegerin, die zu sein versuchst. „Lassen Sie den Fluch, Miss Granger."
Etwas schnürt dir die Kehle zu, aber du nickst. Kein Sectumsempra mehr.
Er senkt den Blick und konzentriert sich offensichtlich auf sein Ziel.
„Professor Snape!", hältst du ihn beinahe panisch zurück. Er zieht eine Augenbraue hoch. „Sehen … sehen wir uns, wenn das alles vorbei ist?"
Er zögert einen langen Moment, dann nickt er. „Das werden wir, Hermine." Mit einem Plopp ist er fort.
Eigentlich sollten dir diese Worte und dein Name aus seinem Mund nicht so viel Mut machen. Eigentlich solltest du dich nicht so unpassend glücklich fühlen. Eigentlich sollte da nicht dieses riesige Etwas in deiner Brust sein, das immer weiter anschwillt und dich leise lachen lässt. Aber verdammt auf Eigentlich! Das hier ist nicht Eigentlich! Das ist echt. Die Hoffnung ist echt.
Mit dem Vorsatz, deinen Wortschatz ab heute um ein Wort zu reduzieren, verlässt auch du die trockene Stille der Heulenden Hütte und stürzt dich zurück in den Krieg, der nun schon so lange tobt. So lange, dass das Ende eigentlich nicht mehr weit sein kann…
