Frozen in Time

Hermine war gelangweilt. Nicht, weil sie nichts zu tun gehabt hätte, nein. Um genau zu sein hatte sie so noch so viel Arbeit zu erledigen, dass ihr Arbeitstisch unter dem Gewicht von hunderten Blättern, die auf ihm zu hohen Türmen gestapelt waren, ächzte. Und all diese Stapel von Kleingedrucktem warteten nur darauf von ihr durchgesehen zu werden.

Sie war gelangweilt, weil es genau das war, was sie Tag für Tag tat, Woche für Woche. Die Seiten durchlesen und sie danach in den passenden Ordner legen. Und sie tat nichts anderes außer diesem Lesen und Einordnen, von acht Uhr in der Früh, bis sieben Uhr am Abend, montags bis freitags.

Samstags war sie normalerweise so erschöpft von der anstrengenden Arbeit, dass sie fast den ganzen Tag im Bett verbrachte, unfähig etwas anderes zu tun, außer schlafen und sich erholen. Sonntage liefen manchmal genauso ab, aber oft traf sie sich an diesem Tag auch mit alten Schulfreunden wie Harry, oder Ginny. Aber da sie kaum noch Kontakt mit anderen hatte, waren das zu ihrem Glück nicht viele.

Seufzend griff sie nach dem nächsten Papier auf dem ellenlangen Stoß vor ihrem Gesicht und begann zu lesen. „Frau benützte einen Zauber gegen einen dreibeinigen Hund, weil sie dachte er wäre gefährlich…unglaublich!" Hermine rollte genervt mit ihren Augen und mit einer schnellen Bewegung ihres Zauberstabes flog der Bericht in eine der riesigen Boxen, die auf dem Boden standen und auf der in großen, dicken Buchstaben ‚Nicht gefährlich' prangte.

Neben dieser standen noch einige andere, die ebenfalls mit Magie vergrößert worden waren, alle mit unterschiedlichen Beschriftungen, doch bei weitem nicht so voll wie die Erste, die bereits drohte zu zerplatzen, von der schieren Menge an allen möglichen Unfällen, bei denen Magie irgendeiner Art die Ursuche war.

Neben dem massigen Tisch, dem altertümlichen Stuhl, auf dem Hermine momentan saß und dem Dutzend Boxen, war ihr Arbeitsbüro, falls man dieses Loch von einem Zimmer überhaupt so nennen konnte, so gut wie leer. Es hatte nur ein kleines, selten geputztes Fenster, das kaum genug Sonne durchließ um den Raum vollständig zu erhellen. Stattdessen sorgte eine einfache Lampe, die durch Magie an der Decke schwebte, für das nötige Licht, das Hermine brauchte um ihrer Arbeit nachzugehen, ohne vorzeitig Augenprobleme zu bekommen.

Hermine fuhr sich gestresst über die Augen und lehnte sich gegen die Rückenlehne ihres Sessels, der sofort protestierend knarrte. Als sie Hogwarts verlassen hatte und eine Karriere als Aurorin beim Ministerium angefangen hatte, war das sicher nicht, was sie erwartet hatte. Übrigens, diese Entscheidung hatte alle überrascht.

McGonagall hatte ein ernstes Gespräch mit ihr geführt, in dem sie ihr nahe gelegt hatte ihre überdurchschnittliche Intelligenz zu benützen um neue Zaubersprüche oder Tränke zu erfinden, aber Hermine hatte sie gar nicht ausreden lassen. Ihr Beschluss war festgestanden. Sie hatte es satt gehabt immer nur das zu tun, was andere von ihr erwartet hatten.

Sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als von all ihren Büchern so weit wie möglich wegzukommen, durch die Welt zu reisen und gegen das Böse in ihr zu kämpfen, von dem sie wusste, dass es noch immer existiere, selbst nach Voldemorts Niederlage und Tod gegen Harry vor knapp einem Jahr. Alles was sie gewollt hatte, war frei zu sein und sich nützlich zu machen…stattdessen hatte Hermine nichts anderes zu tun gehabt, als diese Papiere auszusortieren und das seit dem verdammten Tag, an dem sie diese Parodie von einem Arbeitszimmer bezogen hatte. Und das, obwohl sie Jahrgangsbeste war, obwohl sie mehr Erfahrung hatte, als einige der Nachwuchsauroren, die irgendwo auf diesem Planeten auf Einsatz waren. Sie hatte es satt, so satt.

Der einzige Grund, warum Hermine nicht schon längst den ganzen Berg von größtenteils schwachsinnigen Mitteilungen an das Ministerium verbrannt hatte, oder zumindest aus dem Fenster geworfen hatte, war ihre Dickköpfigkeit, ihre Entschlossenheit angefangene Dinge zu ende zu bringen- und Ron.

Nachdem der furchtbare Krieg endlich vorbei war, alle Todesser sicher eingesperrt in Askaban saßen und man nach langer Zeit wieder ohne Furcht vor Folter oder schlimmeren leben konnte, hatte Ron schließlich all seinen Mut zusammengerafft und ihr seine Gefühle gestanden.

Okay, er hatte es ihr nicht mit Worten gesagt. Stattdessen hatte er ihre einen langen und emotionalen Brief geschrieben, in dem er ziemlich erfolgreich all seine Liebe für sie zum Ausdruck gebracht hatte. Nachdem Hermine ihn zu Ende gelesen hatte, war sie so glücklich wie schon lange nicht mehr und sie hatte Tränen des Glücks in den Augen.

Um ehrlich zu sein, hatte sie schon seit der fünften Klasse mehr als Freundschaft für den Rotschopf empfunden und wirklich jeder ihrer Freunde konnte es in ihren Augen lesen, wenn sie Ron ansah. Jeder hatte es gemerkt, außer Ron natürlich. Obwohl Hermine eine sehr selbstbewusste Person war, vor allem wenn es zu Wissen und Können kam, verschwand dieses Selbstbewusstsein innerhalb einer Sekunde, wenn es um Liebe ging – und so hatte Ron nie erfahren, dass Hermine in ihn verliebt war.

Ron war der einzige, der immer für sie da war, egal wie schlecht es ihr ging. Es reichte, wenn er da war, wenn sie dieses freche Grinsen das so typisch für ihn war sehen konnte und Hermine vergaß all ihre Sorgen und Probleme. Sie waren bereits seit einiger Zeit zusammen und würden ihre Beziehung auch bald offiziell machen, was nicht wirklich nötig war, da bereits die Mehrzahl ihrer Freunde Bescheid wusste. Es war auch nicht wirklich schwer zu übersehen.

Und Ron war auch derjenige, der sie dazu ermutigte, diese stupide und eintönige Arbeit durchzustehen, Tag für Tag. „Zeige ihnen einfach, dass du im Stande bist jede Arbeit zu erledigen, egal wie einfach sie auch sein mag. Auch wenn das bedeutet, dass du den ganzen Tag in einem stickigen Büro gefangen bist. Dann werden sie irgendwann verstehen, dass du deine Arbeit ernst nimmst und für bessere Aufgaben geeignet bist." Das war es, was Ron ihr stets sagte, wenn sie wieder einmal todmüde, mit rotgeränderten Augen vom Ministerium nach Hause kam.

Hermine hatte befolgt, was ihr Freund ihr geraten hatte, hatte sich nie über ihre Arbeit beschwert – außer bei ihren Freunden natürlich- und arbeitete jede Minute hart und gewissenhaft, nur um zu Beweisen, dass sie in der Tat dazu bestimmt war, in die Welt hinausgeschickt zu werden, um an der Seite von anderen Auroren die Menschheit zu beschützen, anstatt Papiere in Boxen schweben zu lassen.

Bis heute. Heute war irgendwie anders, auch wenn Hermine nicht wirklich sagen konnte, warum. Sie wusste es einfach, konnte es spüren. Und sie wusste, es reichte. Sie hatte es so satt, diese degradierende und völlig unter ihrem Niveau befindende Arbeit, falls man das was sie hier tat überhaupt als solche bezeichnen konnte, zu erledigen. Zum Teufel, sie war vielleicht die intelligenteste Hexe im ganzen Ministerium und trotzdem behandelte sie jeder, als ob sie nicht einmal die kleinsten und simpelsten Dinge zusammen bringen könnte.

Sie war gezwungen in einem dunklen, schlecht riechenden Büro zu sitzen, ihre Augen schmerzten von der abgestandenen Luft, da sich das Fenster nicht öffnen ließ und ihr Rücken schmerzte konstant als Resultat, dass sie stundenlang über die sinnlosesten Meldungen gebeugt herumsaß. Jeder hatte seine Grenzen, und Hermines waren eindeutig überschritten.

Aufgebracht starrte sie auf das nächste Papier hinunter. „Kind ins Krankenhaus geschickt, weil Zauberstab der Mutter in seiner Nase steckte? Wollt ihr mich verarschen?" Hermine schleuderte den Zettel wütend auf den Boden und stieß gewaltvoll ihren Stuhl nach hinten, der mit einem hässlichen Krachen gegen die dahinter liegende Wand flog.

„Es reicht! Ich kündige!" Hermine zitterte vor Wut und Enttäuschung. All der Ärger, der sich über die letzten Wochen in ihr angesammelt hatte und sie mehr und mehr bedrückt hatte, konnte endlich heraus aus ihr. Sie stampfte aus ihrem Büro, wobei sie darauf achtete die Tür extra laut hinter ihr zuzuknallen.

Innerhalb weniger Sekunden hatte sie das Arbeitszimmer ihrer Chefin erreicht, Amelia Umbridge, die wahrscheinlich wie immer nichts tuend auf ihrem äußerst bequemen und weich gepolstertem Lederstuhl saß, genüsslich ihren Tee trinkend und mit nichts anderem beschäftigt, als Hermine weitere Papiere zu schicken, an denen sie arbeiteten sollte.

Ohne anzuklopfen, sprengte Hermine förmlich die Tür auf und stellte sich breitbeinig in die Mitte des recht großen Raumes, bereit ihre ganze Frustration in das leicht aufgedunsene Gesicht von Amelia zu schreien, die nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte. Wie auch ihre Schwester, die verrückte geworden war, nachdem die Zentauren von Hogwarts Wäldern ihr ein paar Manieren beigebracht hatten, war Amelias Lieblingsfarbe pink und zwar ein besonders grelles und auffälliges. Aber im Unterschied zu Dolores, bevorzugte sie Hunde gegenüber Katzen, sodass die Wände mit Dutzenden von unnötig süßen Welpen dekoriert waren, die verspielt herumtollten.

Aber bevor Hermine auch nur ihren Mund öffnen konnte, stand Amelia auf, ein abstoßendes und falsches Lächeln auf den Lippen und winkte Hermine näher heran. „Ich bin froh, dass Sie sich entschieden haben mich zu besuchen, Miss Granger. Ich wollte sowieso mit Ihnen über ihre Arbeit sprechen."

Hermine konnte nicht glauben, was sie hörte. Ihre Vorstehende wollte mit ihr reden, ihre „Arbeit" betreffend? „Wenn Sie mich feuern wollen, dann erklären Sie mir wenigstens warum! Ich habe diese beschissene Arbeit solange erduldet, dass ich am liebsten alles niederbrennen wollen würde und Sie sind noch immer nicht zufrieden?"

Ihr Gesicht war scharlachrot und sie atmete schwer, aber Amelias Lächeln blieb unverändert. Sie wedelte nur tadelnd mit einem ihrer Wurstfinger vor dem Gesicht ihrer Angestellten. „Achten Sie auf ihre Wörter, Miss Granger. Ich weiß nicht, woher sie die Information besitzen, dass ich Sie entlassen möchte, aber sie liegen falsch. Und nein, ich bin überaus glücklich über die Sorgfältigkeit und Ernsthaftigkeit, die Sie in ihre, zugegebenermaßen nicht sehr spannende, Arbeit investiert haben. Bitte nehmen Sie Platz."

Sie deutete auf den deutlich weniger bequemen Stuhl vor ihrem Schreibtisch und Hermine setzte sich ohne zu zögern darauf, zu überrascht, um die Bitte, oder eigentlich dem Befehl Amelias nicht Folge zu leisten. Zu sagen, dass sie verwirrt war, wäre eine ziemlich große Untertreibung. Worüber redete diese Frau? „Was genau wollen Sie mir sagen?"

Amelias Augen funkelten über den Tonfall der Frage, aber sie lächelte trotzdem noch immer und öffnete eine der zahlreichen Schubladen vor ihr. Nach kurzem Suchen, tauchte ihre Hand wieder auf und legte einen kleinen Umschlag vor Hermine auf den Tisch. „Es ist an der Zeit, dass Sie belohnt werden, für all die Mühe die sie sich gegeben haben. Ihr Auftrag wird morgen starten."

„Ein…Auftrag?" Hermine glaubte, dass sie nicht richtig gehört hatte und umklammerte den Umschlag fest mit beiden Händen, als ob sie Angst hätte, dass ihre Chefin es sich noch einmal anders überlegen würde und ihr den Auftrag wieder wegnehmen wollen würde. Sie konnte es nicht fassen! Endlich war es soweit, dass sie tun konnte, was sie sich schon so lange gewünscht hatte! Langsam wanderten ihre Mundwinkel nach oben und glücklich presste sie den unbekannten Auftrag gegen ihren Körper.


Omake:

Hermine: - wirft Tisch um- Das wars! Das ist jetzt schon das fünfte Mal, dass ein Kind sich einen Zauberstab in eine Körperöffnung gesteckt hat!

Amelia: - hinter ihrem Tisch sitzend und Hermine durch ein Loch in der Wand beobachtend- Hehe, ich wusste es würde sich auszahlen, wenn ich diese Krankenhausmeldung kopiere und ihr jeden Tag schicke.

Hermine: - stampft wütend aus ihrem Büro- Umbridge, du Miststück!

Amelia: - schluckt nervös- Whops, vielleicht habe ich es übertrieben. – setzt sich schnell zurück in ihren Sessel und tut so als ob sie Tee trinken würde-

Hermine: - kommt herein, Zauberstab bereits in der Hand- Jetzt wirst du sehen, wo ich meinen Zauberstab hineinstecken werde!

Amelia: - nervös- Warte! Ähm…Ich habe eine wundervolle Überraschung für dich!

Hermine: - stoppt- Wirklich? Mein…mein erster Auftrag? – senkt Zauberstab-

Amelia: - böses Lächeln- Ja. Hier. – gibt ihr einen Umschlag- Aber du darfst ihn erst morgen öffnen.

Hermine: - lächelt selig vor sich hin- Alles, was du willst. – hüpft freudig aus dem Büro-

Autor: - zweifelnd- Was war in dem Umschlag?

Amelia: - trinkt Tee- Ein Befehl all jene Kinder mit Zauberstäben in ihrem Körper zu besuchen. Ich bin mir sicher, dass sie es lieben wird.

Autor: …Ich glaube, du solltest das Land so schnell wie möglich verlassen.


Und noch eine Hermine x Fleur Geschichte :) Ich habe vor, diese hier länger zu machen, als die Vorige, allerdings weiß ich nicht, wie oft ich die Zeit finden werde hier weiterzuschreiben. Es wird aber sicher eine Rolle spielen, wie viele von euch Frozen in Time unterstützen. Zwar freue ich mich über jeden Leser, aber wenn ich kein Feedback bekomme ist es schwer zu arbeiten. Darum bitte ich an dieser Stelle alle, die dieses Kapitel interessant, gut, oder zumindest fortsetzungwürdig gefunden haben: Bitte Feedback geben! Ich wäre euch sehr dankbar :)