Das letzte Kapitel ist für SoyTryphena, da unter anderem auch Sprache und Stimme noch einmal Thema sein werden... :-)
Kapitel 7 – Entscheidungen
Ihre Gesichtszüge veränderten sich und wichen erst Verblüffung, dann Fassungslosigkeit. Sie stand wie versteinert und sah mich unverwandt an.
Meine Gedanken überschlugen sich, kämpften gegen die Erregung und die Panik, die mich von einem Moment zum nächsten zu überwältigen drohten. Auch wenn ich ihr soeben Einblick in mein Innenleben gegeben hatte, um sie an einer überstürzten Abreise zu hindern, wurde mir klar, dass ich in keiner Weise auf diese Situation vorbereitet war, nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte, weder ihre Reaktionen noch ihre Erwartungen einschätzen konnte.
Lähmung erfasste mich. Der Versuch, meine Gedanken und Gefühle zu disziplinieren, einen klaren Kopf zurückzuerlangen, schlug angesichts ihrer Präsenz geradezu erbärmlich fehl.
Sekunden später kam sie mit leuchtenden Augen auf mich zu. Ich trat automatisch zurück und sie blieb sofort stehen. In diesem Moment war ich dankbar, dass ich nicht sprechen konnte, es enthob mich der Notwendigkeit, mein Verhalten zu erklären.
Ihre Verwirrung war offensichtlich, doch plötzlich überraschte sie mich mit einem leisen Lachen. „Sie sehen genauso durcheinander aus, wie ich mich fühle. Vielleicht ist es besser, wenn wir erst einmal zurückgehen?"
Ich entspannte mich etwas. Nichts war mir jetzt willkommener als Abstand und Zeit zum Nachdenken. Obwohl wir schweigend die letzten Meter zum Kloster zurückliefen, war die veränderte Atmosphäre fast greifbar.
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Stunden später saß ich noch immer an meinem Schreibtisch, den Kopf auf die Arme gestützt und starrte in die Nacht.
Hermione. Je mehr Minuten verstrichen, desto unwirklicher erschien mir das Vorgefallene und dass auch sie in dieser Weise für mich empfand. Ich ließ die Begegnungen mit ihr noch einmal an mir vorüberziehen, suchte nach Signalen, die ich übersehen hatte. Doch vor allem musste ich mich der Frage stellen, von der alles Weitere abhing: Wollte ich den Zustand der Ausgewogenheit aufgeben, den ich mir im Laufe von zehn Jahren in diesem Umfeld mühsam erworben hatte und einer momentanen Leidenschaft nachgeben?
Die Vernunft sagte eindeutig Nein. Meine früheren Erfahrungen hatten mich erbarmungslos gelehrt, welch unberechenbare Macht Leidenschaft war. Hermione verbrachte lediglich einige Wochen hier. Was wäre danach, wenn sie zwangsläufig wieder zurückkehren würde, nach England, wo meine Vergangenheit überall präsent war?
Ich mochte rehabilitiert sein, aber die Tatsache, dass Albus Dumbledore durch meine Hand starb und die Erinnerungen an mich als Lehrer, an meinen Unterricht, würden noch an die nächsten Generationen weitergegeben werden. Dies hatte sich vielen mit Sicherheit nachhaltiger eingeprägt als meine Arbeit für den Orden, als mein Leben als Spion.
Es gab bereits zu viel, mit dem ich für den Rest meines Lebens leben musste. Goran hatte sich oft Zeit genommen, um über Vergebung zu sprechen. Aber ich konnte mir selbst nicht verzeihen.
Ich nahm ein Blatt Papier und beschrieb beide Seiten. Bevor ich es mir wieder anders überlegen konnte, ergriff ich meinen Umhang und trat in die kühle Nachtluft hinaus.
sssssssssssssssssss
Der Moment, in welchem ich sie am nächsten Morgen nach dem Frühstück im Garten entdeckte, genügte, um alle rationalen Vorsätze wieder ins Wanken zu bringen. Als sie mich sah, nahm sie sofort eine angespannte Haltung an.
„Guten Morgen." Ihre Stimme klang rau. „Ich schließe aus Ihrem Brief, dass Sie die Möglichkeit, jemals ein neues Leben außerhalb dieses Klosters zu beginnen, nie erwogen haben."
Nein.
„Sie schreiben, dass es ein Fehler war, mich von der Abreise zurückzuhalten, dass Sie sich Ihr gestriges Verhalten nicht erklären können."
Ich hielt ihrem bohrenden Blick unter Auferbietung aller Willenskraft stand.
„Warum auch immer Sie so entschieden haben: Ich weiß, was ich gestern gesehen habe und es macht mich glücklich, dass ich Ihnen nicht gleichgültig bin."
Ich bewahrte meine distanzierte Miene, um mir selbst meine Konsequenz zu beweisen.
Sie seufzte. „Es hat für mich nie eine Rolle gespielt, ob Sie sprechen können oder nicht, falls das Ihren Entschluss mit beeinflusste. Es ist mir egal – verstehen Sie?"
Ihre Worte machten mir das Ganze noch schwerer. Die Kommunikation mit ihr war von Anfang an nahezu mühelos verlaufen, ich hatte kaum Unzulänglichkeit verspürt.
Das weiß ich.
„Ich verstehe allerdings überhaupt nicht, warum Sie die Chance auf Heilung verschenken, so lange der Heiler noch lebt. Mir ahne zwar, wo das Problem liegt, ob Sie es zugeben oder nicht. Aber ich hätte an Ihrer Stelle doch alles daran gesetzt, ihn hierher zu holen."
Sie können nicht von sich ausgehen. Außerdem hat Minerva McGonagall das bereits mehrfach ergebnislos versucht. Es verwundert mich, dass Ihnen dies nicht bekannt ist, nachdem Sie sich anscheinend ausgiebigst mit ihr über meine Angelegenheiten austauschten!
„Sie sprach lediglich davon, dass Sie sich weigern, mit nach England zu kommen, um sich behandeln zu lassen. Mehr wusste ich nicht."
Dieser angebliche Heiler ist so exzentrisch, dass er kaum den Nachbarort betritt und ihn selten jemand zu Gesicht bekommt. Er lässt sich sein Essen von der Zaubererwohlfahrt unter der Tür hindurch schieben.
Das schien ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen und sie stand auf.
„Ich werde jetzt meine Sachen zusammenpacken. Bitte schicken Sie noch Ihre Korrekturen der Druckfahnen an den Verlag."
Danke für die Unterstützung, Hermione.
Sie blickte nachdenklich auf meine Hand, die den Stift nicht ganz so sicher führte wie sonst und dann auf meine Schrift, die krakelig geraten war.
„Sind Sie wirklich sicher, dass Sie keinen anderen Weg sehen, Severus?"
Ich antwortete nicht.
sssssssssssssssssss
Der Tag nach ihrer Abreise war fast unerträglich. Ich blieb in meinem Zimmer. Alles, was ich anfing, um mich abzulenken, gab ich nach wenigen Minuten wieder auf.
Auch in den folgenden Wochen grübelte ich unentwegt darüber nach, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte und wie es ihr gehen mochte. Inzwischen sprach mich schon keiner mehr an. Ich aß zu Zeiten, zu denen ich sicher sein konnte, niemandem zu begegnen. Nur hin und wieder trafen mich besorgte Blicke der anderen Bewohner, doch ich hatte nicht verlernt, wie ich diese abwehren und unliebsame Nachfragen verhindern konnte.
Nur abends, wenn der Innenhof ruhig und verlassen war, begab ich mich für ein paar Stunden ins Freie.
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Ich bemerkte Goran erst, als er schon fast neben mir stand.
„Hallo Severus! Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Ihnen kurz Gesellschaft leiste?"
Er musterte mich konzentriert. „Ich war sehr überrascht, als sich Ms. Granger so plötzlich verabschiedete. Da ich mir mittlerweile ein bisschen Menschenkenntnis zutraue, fürchte ich, dass ihre Abreise und die Tatsache, dass Sie seither krank und deprimiert wirken, in engem Zusammenhang stehen."
Mein Kopf fuhr so ruckartig herum, dass er seufzte. „Ich weiß, dass es mich nichts angeht. Aber mir ist von Anfang an aufgefallen, welch starke Anziehung zwischen Ihnen und ihr besteht und wie verändert Sie wirkten, sobald sie in der Nähe war."
Darauf konnte und wollte ich ihm nicht antworten, allein die Erwähnung ihres Namens rief den Schmerz wieder hervor.
„Wir haben Sie sehr gern in unserer Gemeinschaft und Sie können hier leben, so lange Sie wollen. Das wissen Sie. Sie sind allerdings nicht aus den gleichen Gründen hier wie wir anderen. Wir verzichten aus religiösen Gründen bewusst auf bestimmte Aspekte des weltlichen Lebens. Sie wählten aufgrund Ihrer Vergangenheit den Rückzug. Aber je länger ich Sie kenne, desto mehr wage ich zu behaupten, dass in Ihrem Fall mehr weltliche Aufmerksamkeit auf Dauer heilsamer wäre als Ihre selbstgewählte Einsamkeit."
Die Glocke ertönte und er stand auf. „Sie kennen meine Geschichte. Ich kann nachvollziehen, wie Sie sich fühlen, Severus. Aber Sie haben - im Gegensatz zu mir damals - jederzeit die Möglichkeit, Kontakt zu ihr aufzunehmen."
Ich versuchte, seine Worte in einen weit entfernten Winkel meines Gedächtnisses zu verdrängen und dort zu verschließen.
sssssssssssssssssss
Etwa zwei Wochen später ließ ich wie üblich das Frühstück ausfallen und ging stattdessen in den Garten. Eine seltsame Gestalt mit bizarrer Kleidung, die viel zu weit und zu lang war, hatte jedoch bereits meine Bank belegt. Ein neuer Gast? Seine weißen Haare standen in allen Richtungen ab. Als ich vorbeilief und ihm zunickte, warf er mir einen so listigen Blick unter halb gesenkten Wimpern zu, dass ich stehenblieb.
„Guten Tag." Seine Stimme klang wie ein Reibeisen, war aber für ein Männchen seiner Konstitution erstaunlich kraftvoll. Er deutete auf den Platz neben sich und mir stieg der strenge, vertraute Geruch nach Doxycide in die Nase. Ein Zauberer?!
Mein Gehirn kombinierte fieberhaft. Es gab nur eine Erklärung für seine Anwesenheit.
„Severus Snape?" Er hustete so stark, dass ich dachte, er würde ersticken.
„Entschuldigen Sie. Ich habe gestern eine Großaktion gegen Doxys im Garten unternommen, vertrage das Zeug nicht. Mein Name ist Hiffleback. Ich nehme an, Sie wissen, warum ich hier bin?"
Soweit mir Minerva McGonagall berichtete, machten Sie ihr eindeutig klar, dass Sie Ihr Haus nur noch maximal im Umkreis von 5 Meilen verlassen.
Er kicherte. „Ich dachte, die alte Lady ist verrückt, als sie mehrmals vor meiner Tür auftauchte und fragte, ob ich sie auf den Balkan begleite. Sie wollte mir erst sagen, wen ich behandeln soll, wenn wir vor Ort sind. Ich meine, wie irrsinnig ist denn das? Ich soll tausende Meilen hinter mich bringen, in meinem Alter, mit einer Verrückten, ohne mehr über den Patienten zu wissen?"
So wie er es darstellte, hatten seine Argumente etwas für sich.
Was änderte Ihre Meinung?
„Eine hübsche, junge Frau fragte mich vor ein paar Wochen, ob ich nicht meine Memoiren bei ihrem Verlag veröffentlichen will. Ich hatte schon einige Versuche in dieser Richtung unternommen, bin allerdings immer gescheitert. Als ich bejahte, meinte sie, dass sie mir einen Handel vorschlägt: Ich solle sie hierher begleiten, um einen Patienten anzusehen, sie würde sämtliche Auslagen bestreiten und mein Buch herausbringen."
Hermione! Der Gedanke an sie schnürte mir wieder die Kehle zu, doch ich verspürte darüber hinaus Ärger über ihre Einmischung und Belustigung. Strategie war alles, das wusste jeder Slytherin. Minerva konnte zwar äußerst überzeugend sein, aber ihre direkte Art, die bei ihren Schülern fruchten mochte, ließ sich nicht unbedingt auf einen Sonderling wie ihn übertragen.
„Mir fiel natürlich sofort die alte Lady wieder ein und die junge Frau bestätigte, dass es der gleiche Patient ist. Nun, ich gab dem Ganzen weitere Überlegungen – und hier bin ich. Wir sind erst vor ein paar Minuten angekommen."
Wir? Nicht einmal die unerwartete Anwesenheit des Heilers hatte den Effekt, den dieses Wort auf mich ausübte.
„Ms. Granger hat mich herbegleitet, wollte mit einem Bruder Goran sprechen und danach gleich wieder zurück nach England."
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Ich erhob mich, verbarg meine Ungeduld und lief zu Gorans Büro. Ich erblickte sie schon von Weitem. Sie hörte meine Schritte und als sie sich umdrehte und ich das vertraute Gesicht sah, traf mich der Verlust, den ich selbst provoziert hatte, erneut wie ein Schlag.
Ihre Augen leuchten, doch einen Augenblick später setzte sie eine neutrale Miene auf.
„Hallo Severus."
Ich bin gerade einem merkwürdigen alten Mann begegnet.
Ihr Blick verriet Schuldbewusstsein und wurde weicher.
„Bitte seien Sie nicht verärgert. Ich musste es einfach probieren. Es ist nur eine Untersuchung und dann sind Sie ihn sofort wieder los."
Sie schien es plötzlich sehr eilig zu haben, meiner Gesellschaft zu entfliehen und ich begab mich auf den Weg zu Goran.
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Trotz aller Bedenken nahm ich schon zwei Stunden später Kurs auf den Behandlungsraum, den mir Goran nach Rücksprachen mit der Krankenstation gezeigt hatte. Sobald ich den schlichten weißen Raum betrat, erstaunte mich Mr. Hiffleback mit unvorhergesehener Autorität.
„Ich werde lediglich meinen Eindruck wiedergeben, ob eine Behandlung aussichtsreich ist und Ihnen keine falschen Hoffnungen machen."
Er begann damit, die Narben abzutasten. Danach ließ er mich unzählige Male den Mund öffnen und schließen, leuchtete in meinen Hals. Zwischendurch murmelte er immer wieder „schlimm, schlimm" oder „sieht unerfreulich aus". Dann schloss er mich an Muggeltechnik an, musterte Folien in Schwarz-Weiß, sprach Zaubersprüche. Nach einer Ewigkeit legte er die Gerätschaften zurück und schüttelte den Kopf.
Obwohl ich damit gerechnet hatte, spürte ich Enttäuschung.
Danke, dass Sie hierher gekommen sind.
„Moment mal, wo wollen Sie denn hin?"
Ich merke, wann es keinen Sinn mehr hat, hier weiter zu verharren..
Er stemmte die Arme in die Seiten. „Blödsinn. Bevor Sie in wilde Spekulationen verfallen, stellen Sie lieber konkrete Fragen."
Es dauerte ein paar Sekunden, bevor ich die Bedeutung seiner Worte vollständig erfasste.
Wie ist Ihre Meinung?
„Es sieht schlimm aus, aber nicht unmöglich. Sie müssten sich jedoch auf einen langwierigen Heilungsprozess einstellen, der regelmäßige Betreuung erfordert und nicht in dieser Umgebung stattfinden kann."
Was heißt „langwierig"?
Er betrachtete mich einen Moment lang abwägend.
„Es hängt in erster Linie von Ihrem Willen ab, ob eine Behandlung erfolgreich ist und wie lange sie dauert."
Das ist mir zu vage. Reden wir von Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren?
Ein gewitzter Ausdruck erschien in seinen Augen. „Ungeduldig, hm? Angst, Ihr Kloster zu verlassen? Wobei ich das verstehe, ich bin auch am liebsten in meiner vertrauten Umgebung. Und trotzdem stehe ich gerade vor Ihnen, tausende Meilen entfernt, nicht wahr?"
Ich merkte, wie mein Blutdruck stieg und hatte den Verdacht, dass er meine Ungeduld genoss. Ich griff zum Schreibblock, doch bevor ich den Stift ansetzte, sprach er weiter.
„Ein paar Wochen müssen Sie mindestens einplanen. Aber was mir bei Ihnen noch wichtiger erscheint, sind Ihre Akzeptanz, dass sich etwas ändern lässt und Ihr Wille, es auch umzusetzen. Sie haben sich gemütlich in Ihrem jetzigen Zustand eingerichtet. Vielleicht ist es manchmal sogar ganz praktisch, nicht sprechen zu müssen, was?"
Ich richtete mich zur vollen Größe auf, mit der ich ihn um mindestens 7 Inch überragte. Seine Art, mit mir zu reden, missfiel mir.
Er kicherte. Es fehlte nur noch, dass er sich die Hände rieb. „Die Behandlung wird einiges von Ihnen abverlangen und erfordert Kooperation mit mir und meinen beiden Helfern."
In England?
Er schaute mich verblüfft an. „Wo sonst? Ich kann Ihnen eine regelmäßige ambulante Behandlung nur dort anbieten. Sie werden ja wohl nicht erwarten, dass ich jeden Tag hierher reise?"
Mit ein paar schnellen Bewegungen packte er seine Utensilien zusammen. „Ich bleibe bis morgen Nachmittag. Oder Sie benachrichtigen mich per Post, falls Sie sich dafür entscheiden."
Wie betäubt verließ ich den Krankenflügel und lief Richtung Wald. Erst, als ich die Quelle erreichte, ließ ich mich auf einen der Steine fallen und starrte ins Wasser.
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„Severus? Ist alles in Ordnung?" Im ersten Moment glaubte ich, Halluzinationen zu haben, doch als ich aufschaute, erblickte ich Hermione ein Stück entfernt an einen Baum gelehnt.
„Sie haben nicht mal bemerkt, dass ich hier sitze, oder?" Sie stand auf, kam auf mich zu und schaute mich erschrocken an.
„Was ist passiert? Sie sehen schrecklich aus."
Ich hatte gerade eine Untersuchung.
Ihre Augen weiteten sich.
„Es war umsonst?" Ich konnte sie kaum verstehen, so leise sprach sie plötzlich. Im nächsten Moment kniete sie vor mir, nahm meine Hände in ihre und sah mich bestürzt an. Die Wärme ihres Körpers griff auf mich über und ich spürte das Verlangen, sie an mich zu reißen. Ich atmete tief durch und entzog ihr meine Hände.
„Es tut mir so leid, dass ich Sie überrumpelt habe und den Heiler hierher holte. Bitte glauben Sie mir, dass ich wirklich große Hoffnung in ihn gesetzt hatte."
Sie unterliegen einem Missverständnis. Ich notierte die Einschätzung des Heilers in wenigen Sätzen.
„Aber das ist ja wunderbar!" Sie machte eine rasche Bewegung auf mich zu, doch hielt abrupt inne. Der Moment, als die Freude auf ihrem Gesicht durch Distanziertheit ersetzt wurde, weil sie sich erinnerte, dass sie Abstand wahren musste, war bitter zu beobachten.
Ich handelte instinktiv, ohne nachzudenken und zog sie an mich. Sie zuckte im ersten Augenblick vor Überraschung zusammen, doch Sekunden später legte sie ihre Arme um mich. Ihre Nähe raubte mir fast den Verstand.
„Severus."
Ein Schauer überlief mich, als sich unsere Lippen berührten.
Ihr Atem an meinem Ohr wurde immer schneller. Ihre Hände bahnten sich einen Weg durch meine Kleidung, bis meine Selbstbeherrschung zusammenbrach. Als mein Körper schließlich mit ihrem verschmolz, gab es nur noch sie, nichts anderes zählte in diesem Augenblick.
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„Bereust du es?" Sie strich mit dem Zeigefinger über die Linien in meinem Gesicht.
Statt einer Antwort schloss ich die Augen und verstärkte den Druck meiner Arme um sie. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich mich jemals so gelöst und voller Hoffnung gefühlt hatte.
„Kann ich jetzt … ganz vorsichtig … hoffen, dass du es dir anders überlegt hast?"
Sie setzte sich auf und ich spürte ihre fragenden Blicke.
Es war mir zwar noch nie gegeben, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen, aber dieses Mal hatte ich weder Überlegungen angestellt noch Für und Wider abgewogen. Das Wissen, dass ich sie nicht noch einmal so gehen lassen würde wie beim letzten Mal, blendete alles andere aus.
„Wirst du die Behandlung in England versuchen? Es wären ja nur ein paar Wochen oder Monate. Niemand muss davon erfahren, dass du dort bist. Er wohnt sehr abgeschieden. Außerdem kannst du jederzeit abbrechen und hierher zurückkommen. Und ich wäre nicht allzu weit entfernt – wenn du möchtest, dass wir uns häufiger sehen."
Das klang aus ihrem Mund alles sehr einfach, doch es fiel mir schwer zu glauben, dass es wirklich umsetzbar wäre, dass niemand von meiner wochenlangen Anwesenheit erfahren würde. Aber ich wollte diese Gedanken erst einmal ruhen lassen, um den Frieden, den ich verspürte, nicht zu zerstören.
Sie betrachtete mich grübelnd. „Ich habe auch noch etwas anderes überlegt."
Ich ließ mir nicht anmerken, wie sehr ich mich bei ihren Worten verspannte.
„Es ist nur eine Idee. Ich hatte dir ja erzählt, dass ich darüber nachdenke, aus London wegzuziehen."
Nach Oxford oder Cambridge. Natürlich erinnerte ich mich.
„Mein Job erlaubt mir örtliche Flexibilität, so lange ich meine Texte pünktlich abliefere. Ich habe überlegt, vielleicht in ein paar Monaten für eine Weile hier in die Nähe, in die Stadt, zu ziehen. So könnten wir mehr Zeit miteinander verbringen, uns besser kennenlernen. Was hältst du davon?"
Sie wollte hierher kommen, ihr Leben in England verlassen? So viel bedeutete ich ihr? Wenn ich nicht schon sprachlos wäre, wäre ich es in diesem Augenblick geworden.
„Weißt du, wie sehr ich dein Lächeln mag? Kann ich das als Ja interpretieren?"
Ich umfasste ihre Handgelenke und zog sie erneut zu mir. Es spielte in diesem Augenblick keine Rolle mehr für mich, ob die Behandlung positiv oder negativ verlaufen und wo ich in Zukunft mein Leben verbringen würde. Wichtig war nur noch, dass sie in meiner Nähe war.
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ENDE
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…und den Rest überlasse ich eurer Phantasie … :-)
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Herzliche Grüße an alle, die diese Geschichte bis hierher mitverfolgten und sich nicht von Severus Sprachlosigkeit abschrecken ließen. Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei denjenigen, die sich die Zeit für Feedback genommen haben! Das bedeutet mir bei dieser kleinen Geschichte sehr viel, da ich fast 2 Jahre gebraucht habe, um mich an einen Severus Snape ohne Stimme heranzutrauen.
Goran, Gjon, Flamur und Korab leben auf dem Balkan, wo sich auch das Kloster inmitten einer herrlichen Berglandschaft und blühenden Wiesen befindet.
Sonnige Grüße,
Tiziana
