Der vorbestimmte Weg


Vorbemerk: Die Kompass am Arm-Idee hatte ich schon vor langer Zeit, und ich habe sie auch schon einmal verarbeitet und zwar ihm Rahmen meines „Kompass-Verse" in meinen Arrowverse-Fics, vor allen in der Legends of Tomorrow Fic „Kompass", aber eben auch den dazugehörigen Oneshots, die in meinen diversen Sammlungen zu finden sind.

Diese Fic hier spielt in demselben Setting, aber in einem anderen Universum, das zwar zum selben Multiversum gehört wie meine Arrowverse-Fics, sonst aber nichts damit zu tun hat.

Nähere Infos zu meinen anderen Fics und den Kompass-Verse findet ihr auf meinen Blog: afaimsarrowverse . tumblr .com (ohne Abstände)

Prinzipiell müsst ihr aber nur wissen, dass das Kompass-Verse das Konzept der diversen „Names on my Skin"-Tropes und Fics mit ein wenig „Sense8" vermischt, und jeder Mensch einen Kompass auf seiner Haut trägt, auf dem im Lauf seines Lebens vier Namen anstatt der Himmelsrichtungen erscheinen.


Warnings: AU, Gefängnis, Erpressung, Nötigung, Gewalt ,andere düstere Themen, existenzielle Ängste, Character Death, PTSD, Slash, Het, Machtmissbrauch, Inzest (Caroline/Terrence), die Handlung spielt vor allem während der ersten beiden Staffeln, es gibt aber ein paar Spoiler für Season 4

Disclaimer: „Prison Break" ist Eigentum von Paul Scheuring, Fox (damit heute wohl Disney) und all den anderen. Ich spiele nur auf ihrer Wiese, erhebe keinen Anspruch auf ihr geistiges Eigentum und verdiene kein Geld mit dieser Fic.

Pairings: Gen-Fic, mit ein wenig MiSa, Spuren von Michael/Alex und Kellerman/Sara, vergangenes Alex/Pam, Kellerman/Caroline und Linc/Veronica, impliziertes Caroline/Terrence


Prolog

„Ist es nicht merkwürdig? Wir tragen Namen auf unserer Haut, deren Bedeutung wir nicht kennen. Wir können unser ganzes Leben damit verbringen nach der Bedeutung zu suchen, und doch werden wir uns niemals sicher sein, ob es mit unseren Kompass mehr auf sich hat als mit einer simplen Laune der Natur, und wenn doch, was er wirklich zu bedeuten hat. Deswegen halten wir hier bei Lackler die Zeit für reif uns nicht mehr von unserem Körper unser Leben bestimmen zu lassen, sondern im Gegenteil selbst über unseren Körper zu bestimmen. Wie bieten ein Service, das kein anderer anzubieten wagt: Wir entfernen Kompasse", erklärte der blonde Mann in der Werbesendung, „Trauen Sie sich, brechen Sie das Tabu und rufen Sie uns an."

Michael starrte auf den Fernseher und strich sich nachdenklich über seinen rechten Arm. Sein Daumen passierte den Kompass und den Namen Lincoln Burrows. Wenn er nicht unternahm, dann wäre dieser Name bald nicht mehr in schwarz sondern in rot auf seiner Haut zu sehen und wäre außerdem durchgestrichen. Doch zahlte es sich aus deswegen das Risiko einzugehen und seinen Kompass entfernen zu lassen? Das Tattoo machte gute Fortschritte, doch nun da es fast fertig war, musste er sich der Frage stellen, ob er um den Kompass herum tätowieren wollte, oder darüber.

Sein Kompass war zu dreiviertel leer, wenn er ihn zerstörte, dann würden vielleicht niemals seine fehlende Himmelsrichtungen darauf auftauchen. Er würde durchs Leben gehen ohne zu wissen, welche anderen Namen noch auf seiner Haut zu finden sein sollten. Natürlich gab es mehr als genug Leute, die starben, bevor ihr Kompass auch nur einen Namen erhielt. Volle Kompasse waren selten. Er würde sich nichts vorenthalten, das jeder andere automatisch besaß, er würde sich nur die Möglichkeit nehmen etwas, das nur den wenigsten Menschen vergönnt war, zu erfahren.

Doch es war eine unausgesprochene Tatsache, dass man sich seinen Kompass nicht entfernen ließ. Zum ersten war das nicht so einfach möglich, und zum zweiten führten Versuche ihn zu entfernen mitunter dazu, dass er beschädigt wurde, man hatte dann also immer noch einen Kompass auf seinem Arm, doch einen, der sich nicht mehr weiterhin auffüllte und auch nicht mehr in Verbindung zu den Kompassen der anderen Personen stand, mit denen man verbunden war. Ihre Namen erschienen nicht mehr auf seiner Haut, aber sein Name erschien auch nicht mehr auf deren Haut - das bedeutete, dass man Entscheidungen für Menschen traf, die man noch nicht einmal kannte, dass man Menschen die Möglichkeit nahm zu erfahren, wer auf ihrer Haut stehen sollte, mit denen man eigentlich verbunden sein sollte.

Lackler war diese Tatsache scheinbar egal, und Kunden würden sich genug finden. Kompass-Romantik galt als überholt und weltfremd. Es gab eine immer größer werdende Anzahl von Kompass-Feinden, von Menschen, die beweisen wollten, dass es so etwas wie Schicksal nicht gab, und die ihren Kompass nicht nur immer verdeckt hielten, sondern auch immer ignorierten – sie sahen einfach niemals auf ihren Kompass, ignorierten ihn, wenn er kribbelte, interessierten sich nicht für die Namen auf ihrer Haut und deren Status.

Vielleicht hing die steigende Anzahl dieser Menschen auch mit der steigenden Anzahl von Fällen von Kompasstaubheit zusammen - von der zunehmenden Anzahl an Menschen, die nicht in der Lage dazu waren ihren Kompass zu spüren. Normalerweise spürte man es, wenn ein Name auf seiner Haut erschien oder sich veränderte, und viele Menschen gaben auch an, dass sie sich in der Nähe ihrer Namen wohler fühlten als in der von anderen, und manche fühlten sich sogar in der Nähe von Namen auf der Haut von jemanden, der auf ihrer eigenen Haut stand, wohler als in der Nähe von völlig Fremden. Kompasstaubheit bewirkte jedoch eine vollkommene Desensibilisierung gegenüber dem eigenen Kompass, man spürte ihn nicht mehr.

Michael dachte, dass Kompasstaubheit vielleicht deswegen zunehmend vorkam, weil die Menschheit als ein Ganzes immer mehr Empathie verlernte. Sie schob politische Korrektheit vor, doch war zunehmend unfähig sich tatsächlich in jemand anderen hineinzuversetzen. Jeder schien zunehmend nur an sich selbst zu denken, an seine eigenen Bedürfnisse und an niemand anderen mehr. Jeder bezog alles, was alle anderen taten, immer gleich auf sich selbst, dachte aber nie darüber nach, was für Auswirkungen seine eigenen Taten auf andere hatten. Um besser dar zustehen tat man was gerade angesagt war, was die politische Korrektheit verlangte, egal wie absurd das war, doch denen tatsächlich zu helfen, die die aktuelle Tagespolitik zu schützen vorgab, kam niemanden mehr in den Sinn.

Michael hatte sein Leben lang an dem gegensätzlichen Problem gelitten: Er war zu empathisch. Er ertrug Ungerechtigkeiten nicht und konnte sich sogar sehr gut in andere Menschen hineinversetzen. Veronica würde sogar soweit gehen zu sagen, dass er andere Menschen wichtiger nahm als seine eigene Bedürfnisse, und das in einem Ausmaß, das schon wieder ungesund war. Kein Wunder also, dass ihm der Gedanke seinen Kompass anzurühren beunruhigte.

Der Kompass verband ihn immer mit Linc. Manchmal hatte er sogar das Gefühl diesen durch ihn spüren zu können. Ihn zu beschädigen … das wäre undenkbar.

Vielleicht hatte ihn seine Mutter auch einfach nur falsch erzogen. „Es ist ein Kompass, Michael", hatte sie zu sagen gepflegt, „Er zeigt uns die Richtung an, in die wir zu gehen haben, so einfach ist das. Ich weiß nicht, warum immer alle so ein Theater daraus machen, es ist doch so einfach. Unser Kompass führt uns zu den Menschen, die wir in unseren Leben haben sollen. Und dieser wiederum führen uns dorthin, wo wir hingehen sollen. Das ist keine höhere Mathematik, es ist eine ganz einfache Rechnung."

Michael hatte diese Weisheit sein Leben lang geglaubt. Doch nun führte ihn der Weg, der ihn zu seinem Bruder Lincoln geführt hatte, zu der Frage, ob er seinen Kompass opfern musste um seinen Bruder zu retten. Immerhin stand Lincolns Leben auf dem Spiel. Sein Plan ihn zu retten, durfte nicht scheitern. Die Tattoos, die er designt hatte, mussten sich alle ohne Ausnahme auf seinem Oberkörper ausgehen. Führte sein Weg ihn also zu Lackler?

Michael starrte gedankenverloren auf seinen Kompass.

Nein, niemals, er konnte es nicht. Er würde alles opfern um Lincoln zu retten, doch was er nicht opfern konnte war der Wegweiser von drei anderen Menschen, die ihm genauso wichtig sein sollten wie Lincoln es war. Er würde Lincoln retten, das stand fest, aber darunter sollten nicht mehr Leute leiden als unbedingt notwendig war.

Er musste sein Tattoo umdesignen, jetzt gleich, er musste um den Kompass herum arbeiten, selbst wenn das alles verkomplizieren würde. Lincoln würde es verstehen, denn Lincoln war der Kompass genauso heilig wie er Michael war, immerhin hatte Christina Rose Scofield sie beide aufgezogen.


A/N: Diese Fic ist bereits fertig geschrieben und befindet sich nur noch in der Überarbeitungsphase. Reviews sind aber trotzdem erwünscht.