Genre: Slash,
Romance, Humor
Pairing:
Harry/Draco
Rating: R bzw.
NC-17 in späteren Kapiteln.
Disclaimer:
Mir gehört nichts, alle Charaktere gehören J. K. Rowling, ich leihe mir sie
nur für den Moment.
Summary: Es
begann mit einem Dreh an der Flasche - doch mittlerweile haben Harry und Draco
sich so sehr in ihr eigenes Spiel verstrickt, dass es keinen Ausweg mehr gibt...
außer einfach weiterzuspielen.
Kapitel: 1/17
Anmerkung (1):
Dies ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Das Original von Maxine-chan, was
einige von euch vielleicht kennen, wurde pre-HBP geschrieben, daher hat die
Story natürlich einen leichten AU-Charakter (sie spielt zu Beginn des 6.
Schuljahres). Das soll uns aber nicht weiter stören!
Anmerkung (2):
Hier werde ich nur die „zensierte" Version posten, der NC-17 Inhalt der späteren
Kapitel wird in meinem Livejournal zu finden sein.
Starts with a Spin
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Harry war sich nicht ganz sicher, wie es angefangen hatte. Okay, streichen wir das, er wusste ganz genau, wie es angefangen hatte. Aber warum es weitergegangen war oder was in aller Welt in seine Schulkameraden gefahren war und sie veranlasst hatte, es fortzusetzen, konnte er nicht begreifen.
Das sechste Schuljahr hatte langsam begonnen und war ebenso langsam fortgeschritten. Jeder von ihnen hatte sich nervös und angespannt gefühlt, da der Krieg unabwendbar näher rückte. Voldemort war nach dem Vorfall vor den Sommerferien untergetaucht und hatte sich weder in Harrys Träumen, noch durch seine Narbe erneut bemerkbar gemacht. Seltsamerweise hatte bisher auch kein einziger der gefangen genommenen Todesser aus Askaban entkommen können.
Seit seiner Rückkehr nach Hogwarts war Harry verständlicherweise sehr launisch gewesen. Der Verlust von Sirius hatte ihn, obwohl er seinen Paten nur wenige Jahre gekannt hatte, sehr hart getroffen. Er war schließlich derjenige gewesen, der für ihn einem Elternteil am nächsten gekommen war. Der einzig andere Zauberer, der jemals diese Position hätte einnehmen können, war Dumbledore. Aber seit ihrem Abschied im letzten Jahr hatte Harrys Enttäuschung ihm gegenüber nicht viel dazu beigetragen, seine Verlustgefühle zu mildern.
Es war tatsächlich Hermines Idee gewesen, die kombinierte Haus-Party zu veranstalten. Nachdem Harry als Sucher wieder ins Quidditch-Team aufgenommen worden war und Gryffindor Ravenclaw haushoch geschlagen hatte, hatten sie im Gryffindorturm eine Party gefeiert, die sie alle als sehr entspannt und fröhlich in Erinnerung hatten. Also hatte Hermine überlegt, dass eine große Party der gesamten sechsten Klassenstufe ihnen allen helfen würde, ein wenig entspannter zu sein.
Die Idylle ihrer eigentlich ist jeder eingeladen, aber in Wirklichkeit nur Gryffindor, Hufflepuff und Ravenclaw–Party wurde jedoch schnell von einer Gruppe Slytherins zerstört. Zwar sagte niemand etwas offen, denn es sollte ja schließlich eine „kombinierte Haus-Party" sein, aber der allgemeine Widerwille war auch so erkennbar genug.
Malfoy, der den Rest seines Hauses anführte, reagierte darauf bloß mit einem höhnischen Grinsen.
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Die Auswirkungen, welche die Ereignisse vor den Sommerferien nach sich zogen, hatte Draco genauso intensiv gespürt wie jeder andere auch, wenn nicht sogar noch stärker. Schließlich war beinahe seine ganze Welt war aus den Fugen gerissen worden. Das erste Mal in seinem ganzen Leben wurde der Name Malfoy öffentlich verachtet und er hatte noch nie so viel Zeit zuhause verbracht, ohne dass sein Vater anwesend war. Seine Einstellung gegenüber der 'guten' und der 'bösen' Seite hatte sich jedoch nicht sonderlich verändert. Muggelgeborene verachtete er noch immer und er war weit davon entfernt, sie mit offenen Armen zu empfangen. Doch gleichzeitig hasste er Voldemort mit solch einer Leidenschaft, die nur mit seinen Gefühlen gegenüber Potter konkurrieren konnte. Voldemort, dieser Mistkerl, hatte bisher überhaupt nichts unternommen, um seinen Vater aus dem Gefängnis zu befreien. Draco hatte nach spätestens zwei Wochen mit einem Ausbruch gerechnet, aber als dieser nicht gekommen war und es nicht einmal Anzeichen für einen Ausbruchs-Versuch gegeben hatte, hatte er sich geschockt, verletzt und verwirrt zugleich gefühlt.
Seine Mutter Narzissa war keineswegs besser damit klargekommen als er. Obwohl sie seine Mutter war, fehlte ihr jeglicher Mutterinstinkt, und es hatte nicht gerade geholfen, dass er in den vergangenen fünf Jahren viel mehr Zeit in Hogwarts als daheim verbracht hatte. Ihr Verhältnis war hoffnungslos oberflächlich geworden und Narzissa hatte sich den größten Teil des Sommers entweder in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen, oder aber Dinner-Partys organisiert und verzweifelt versucht, den Namen Malfoy wieder aus dem Dreck herauszuziehen, in den er gerutscht war.
Trotz seiner Verwirrung hatte Draco keineswegs vor, sein Verhalten gegenüber dem Goldenen Trio zu ändern. Sein Verhältnis zu ihnen war in etwa so geblieben, wie in den Jahren zuvor. Möglicherweise waren ihre gegenseitigen Sticheleien sogar noch intensiver geworden, als die Jungs erkannt hatten, wie förderlich Fausthiebe sein konnten. Dieser gewisse Reiz, seinem Feind ein blaues Auge zu verpassen und die Tatsache, einen realen Beweis zu haben, dass man etwas zerstört hatte, gossen nämlich nur noch mehr Öl ins Feuer.
Also hatte Draco, als er von der Party erfahren hatte, keinen Moment gezögert, hinzugehen.
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Kurze Zeit, nachdem die Slytherins angekommen waren und viele Beschwerden darüber, dass die Party so langweilig sei, abgelassen hatten, wurden die Dinge etwas interessanter.
Pansy war diejenige gewesen, die Flaschendrehen vorgeschlagen hatte. Scheinbar waren solche Spielchen nötig, um eine Party perfekt zu machen.
So hatte Harry sich einige Wochen später in seiner aktuellen Situation wiedergefunden.
Es hatte unschuldig genug begonnen. Seamus musste Susan küssen, Parvati küsste Blaise, Hermine küsste Terry… und dann drehte auf einmal Lavender die Flasche und sie landete bei Padma… und jeder hielt inne.
„Was passiert jetzt?", fragte Lavender und schaute kurz aus dem Augenwinkel zu Padma herüber.
„Küss den Jungen, der als nächster rechts von Padma sitzt", schlug Millicent vor. Lavender nickte und war dabei, sich zu Dean herüberzulehnen, als Pansy sie unterbrach.
„Nein! Nein, so macht das keinen Spaß!", sagte die Schwarzhaarige, während ein Grinsen ihre Lippen kräuselte. „Die Regeln waren doch, dass du genau denjenigen küssen musst, auf den die Flasche zeigt. Wir haben nichts anderes festgelegt für den Fall, dass derjenige das gleiche Geschlecht hat."
Lavender blinzelte, ihr Mund formte ein zartes „Oh", während Padma leicht errötete. „I-in O-Ordnung", stammelte sie verlegen und krabbelte den verbleibenden Weg hinüber zu Padma.
„Lustig, ich hätte wirklich damit gerechnet, dass du protestieren würdest", meldete Pansy sich erneut zu Wort und zog eine einzelne Augenbraue hoch.
„Nun ja, ich bin doch eine Gryffindor, oder?", antwortete Lavender und grinste selbst, „Mutig und all das. Ich kann doch einen einfachen Kuss nicht verweigern."
„Touché!", lachte Pansy, doch Draco neben ihr stöhnte.
„Pansy, du bist ja beinahe freundlich zu Gryffindors", murmelte er und Pansy schlug ihm auf die Schulter.
„Halt's Maul, Draco, ich kann so nett sein, wie ich will."
„Hui, du lässt ein Mädchen so mit dir reden, Malfoy?", rief Ron, während er die beiden Mädchen in der Mitte des Kreises nicht aus den Augen ließ, die einen nervösen Schmatz auf die Lippen teilten und sich schnell wieder zu ihren Plätzen zurückzogen.
„Immerhin kann ich ein Mädchen dazu bringen, mit mir zu reden, Wiesel!", schnauzte der Blonde zurück, seine kalten, grauen Augen auf den Rothaarigen fixiert.
„Fangt gar nicht erst damit an!", schritt Hermine ein, bevor Ron antworten konnte. „Nein, wagt es gar nicht erst. Heute Abend will ich mich nicht damit herumschlagen müssen." Neben ihr wanderten Harrys gelangweilte grüne Augen zu seinem Freund, während er versuchte, ein amüsiertes Grinsen zu unterdrücken.
„Lässt du dir wirklich so sehr von deiner kleinen Freundin über den Mund fahren?", grinste Malfoy. Jetzt schnellte Harrys Kopf herum und er starrte den Blonden zornig an.
„Klappe, Malfoy!"
„Wirklich, Draco, ich hasse es zwar, ihr zuzustimmen, aber Granger hat Recht. Ich fing gerade an, mich zu amüsieren", sagte Pansy und schmollte. Draco starrte sie skeptisch an, bevor er einen schnellen Kuss von Hannah akzeptierte, während Harry abermals versuchte, sein Grinsen zu verbergen. Hermine rümpfte die Nase.
„Dank dir, Pansy", sagte sie gelassen.
Die Slytherin hingegen kräuselte die Lippen. „Oh, komm drüber hinweg, Granger, ich habe nicht versucht, gleich mit dir Freundschaft zu schließen", antwortete sie arrogant und strich sich ihr kurzes Haar aus dem Gesicht.
„Hab ich auch nicht erwartet", antwortete Hermine ruhig.
Harry öffnete den Mund, um ihr tröstende Worte anzubieten, sprach sie jedoch nie aus. Seine Aufmerksamkeit wurde nämlich zurück zu dem Spiel gelenkt, das er vorher erfolgreich ignoriert hatte.
„Harry!", rief Seamus und für eine halbe Sekunde war Harry verängstigt, dass er den irischen Jungen küssen musste. Seamus war offen und notorisch schwul. Harry hatte gewiss kein Problem mit dieser Tatsache, er wollte den Jungen einzig und allein aus dem Grund nicht küssen, weil man nie wissen konnte, was passieren würde. Seamus könnte möglicherweise versuchen, den Kuss über die vereinbarte Zeit hinaus in die Länge zu ziehen, dann würden einige Leute Gerüchte in die Welt setzen, es wären noch mehr Lügen im Umlauf und der Tagesprophet könnte einige davon aufschnappen und...
„HARRY!"
Harry blinzelte. „Ja, 'tschuldigung, was?"
„Die Flasche ist bei dir gelandet, Kumpel!", sagte Seamus mit ausgeprägtem irischen Akzent.
Harry blinzelte erneut und schaute kurz die Flasche an. „Also, dann. Wen werde ich küssen?" Abgesehen von dem einen oder anderen nervösen Husten, antwortete ihm Stille. Verwirrt runzelte Harry die Stirn und drehte sich zu Hermine, die ebenfalls perplex schien. Da sie ihm keine Hilfe war, wandte er sich an Ron, der entsetzt über die Runde hinweg starrte. „Ähm..." Harry folgte seinem Blick und landete bei Malfoy, der seine Lippen angeekelt gekräuselt hatte. Er blinzelte noch einmal und wunderte sich, wen um alles in der Welt er küssen musste, der solch einen Effekt auf Malfoy hatte, bis -
Moment mal.
Mit weit aufgerissenen Augen schnellte Harrys Blick zurück, traf auf Malfoys und, zu seinem eigenen Entsetzen, erkannte er, dass Malfoys Ekel ihm selbst galt.
„Oh nein... auf keinen Fall... auf keinen verdammten Fall werde ich Malfoy küssen!", rief Harry, stürzte nach vorn auf alle Viere und richtete sich langsam wieder auf. „Dazu bringt ihr mich nicht."
Die Runde blieb still, bis Malfoy grinste und wie beiläufig seine Fingernägel begutachtete. „Nun denn, nun denn, Potter. Das ist also die berüchtigte Tapferkeit der Gryffindors." Er hob den Blick um Harrys zu treffen und grinste noch breiter. „Eingeschüchtert durch einen simplen Kuss. Selbst Brown hatte keine Angst, ein anderes Mädchen zu küssen."
„Ich habe kein Problem damit, einen anderen Jungen zu küssen, Malfoy, ich habe bloß ein Problem damit, dich zu küssen", zischte Harry.
Dracos Augenbrauen hoben sich. „Kein Problem, einen Jungen zu küssen? Was du nicht sagst-"
„So hab ich das nicht gemeint!"
„Ich denke schon."
„Hab ich nicht!"
„Jungs! Es kümmert mich nicht, wer ein Problem mit was auch immer hat, ich möchte einen Kuss sehen", unterbrach Pansy. Sie hatte ein seltsames Funkeln in den Augen.
Das war der Moment, in dem Harry realisierte, dass mit seinen Schulkameraden etwas nicht in Ordnung war. Als er sich nervös umschaute, entdeckte er diesen hungrigen Blick in vielen Gesichtern der Mädchen, übrigens auch bei Seamus, aber er ignorierte sie einfach alle. Die meisten anderen Jungen schauten ein wenig interessiert, abgesehen von Ron, der schlichtweg angewidert schien.
„Uh, ekelhaft, da stimme ich Harry zu. Ihr könnt ihm doch nicht vorschreiben, Malfoy zu küssen!", wetterte dieser und rümpfte die Nase. Harry nickte energisch und schaute Hermine an, von der er die gleiche Unterstützung erwartet hatte, doch sie war ebenfalls von diesem hungrigen Blick befallen.
„Nein, Ron, ich denke, Harry sollte es tun", entgegnete sie bestimmt. Pansy schaute zu ihr und lächelte. „Immerhin mussten Lavender und Padma es auch tun."
„Hermine!", schrie Harry und sah völlig erschrocken aus. Draco gluckste. „Halt's Maul, Malfoy!"
„Ich finde es bloß lustig, dass du so geschockt bist, Potter. Vielleicht sollte der Dunkle Lord das versuchen, hm? Sich bereit erklären, dich zu ficken oder so was in der Art? Da würdest du aber rennen... " Der Blonde sah sehr selbstzufrieden aus.
„Und warum bist du so begierig darauf, dass ich dich küsse, Malfoy? Gibt es etwas, das du vor uns verheimlichst?", fauchte Harry und drehte sich um, um endlich seiner Nemesis ins Gesicht zu blicken.
Draco öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, hielt dann jedoch inne und schnaubte entrüstet auf. Schließlich bekam er es aber doch noch hin, etwas Sinnvolles zu sagen.
„Oh, das hättest du wohl gerne!" Okay, das war nun wirklich nicht seine beste Reaktion gewesen.
„Wenn ich euch beide nicht in den nächsten Sekunden knutschen sehe...", drohte Pansy und zückte ihren Zauberstab.
„In Ordnung, na schön!", gab Harry endlich nach, die Augen finster zusammengekniffen. „Komm rüber, Malfoy."
Draco starrte ihn ungläubig an. „Sicher... Ich denke nicht. Du kommst hierher."
„Du warst derjenige, der so begierig war, mich zu küssen, also kannst du jetzt auch deinen faulen Arsch hierhin bewegen!" Innerlich zuckte Harry zusammen, da ihr Streit langsam aber sicher Kindergarten-Niveau erreichte.
„Das glaube ich kaum, Potter. Ich war nicht begierig, dich zu-"
„Na schön, das reicht." Hermine stand auf und zückte ihren eigenen Zauberstab. Auf einmal wirkte sie sehr einschüchternd, als sie sich drohend und mit stürmischem Gesichtsausdruck erhob. Harry schaute sie finster an und schleppte sich widerwillig durch den Kreis in Richtung Malfoy, wobei er sich überlegte, wann er eigentlich in einem parallelen Universum gelandet war, in dem Gryffindors und Slytherins zusammen Partys feierten und Hermine wollte, dass er Draco Malfoy küsste.
„Ich wusste, du willst es, Potter", grinste Malfoy.
Harry hingegen entschied sich, nicht auf das Rot hinzuweisen, das die Wangen des Slytherins färbte. „Malfoy, sei still", seufzte er resignierend.
„Bring mich doch dazu, Potter!", war Malfoys Antwort, bis er erkannte, was er eigentlich gerade verlangt hatte. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht - und tauchte auf Harrys wieder auf.
„Hatte ich's doch gesagt, du willst es wohl wirklich", bemerkte Harry mit glänzenden Augen. Dann streckte er einen Arm aus, schnappte sich Dracos Kinn, zog ihn an sich und platzierte seinen Mund entschlossen auf den des anderen Jungen.
Harry hatte vorher nur eine andere Person geküsst, und obwohl das Desaster mit Cho sicherlich nicht eine seiner besten Erfahrungen gewesen war, war er nun froh, sagen zu können, dass er jenen Kuss immerhin wesentlich mehr genossen hatte, als den, an dem er gerade beteiligt war.
Er dauerte weniger als zwei Sekunden und selbst das war zu lang für Harry. Er riss sich fast sofort los und wischte seinen Mund an der Rückseite seines Ärmels ab, obwohl dies völlig unnötig gewesen war. Es hatte wohl niemals einen Kuss gegeben, bei dem die Münder geschlossener gewesen waren als bei diesem, den er gerade mit Draco geteilt hatte.
Draco tat das gleiche, während seine Wangen offensichtlich anfingen zu glühen. Ihr Rotschimmer passte zu dem, der auf Harrys eigenen hervortrat.
„Nun, das war das Widerlichste, das ich jemals erlebt habe", erklärte Malfoy schließlich, womit er die ohrenbetäubende Stille im Raum brach. Er grinste Harry höhnisch an und der Schwarzhaarige blickte ebenso mürrisch zurück.
„Nicht meine Schuld, dass du so schlecht küsst."
„Oh, zieh Leine, Potter."
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Dies war der Anfang des ganzen Dilemmas gewesen. Während der Stunden dieser Nacht, die auf das, was von nun an als „Der Kuss" bezeichnet wurde, folgten, entschieden Pansy und Hermine, dass kombinierte Haus-Partys von nun an eine wöchentliche Einrichtung sein sollten. Sie erlaubten ihnen allen, etwas Stress abzubauen und gaben ihnen etwas, auf das sie sich freuen konnten. Niemand war sich ganz sicher, wie genau die beiden Mädchen diesen leichtfertigen Waffenstillstand vereinbart hatten, aber beide hatten gemeinsam beschlossen, dass die Party wiederholt werden sollte.
Und so war es dann auch.
Jeden Samstagabend.
Anstelle von Flaschendrehen spielten sie nun das immer wieder beliebte „Wahrheit oder Pflicht", und er kam vom Regen in die Traufe. Seine Mitschüler schienen fest entschlossen, erneut Draco und ihn beim Küssen beobachten zu wollen, und es war wesentlich nervenaufreibender für Harry als er zugeben wollte.
„Es ist diese Rivalen-Geschichte", hatte Hermine ihm nach einer besonders ärgerlichen Pflicht, bei der er Draco zehn Sekunden lang hatte küssen müssen, erzählt. Natürlich hatte das nur bedeutet, dass sie da gesessen und ihre Münder aufeinander gepresst hatten, ohne sich dabei zu bewegen, bis die vorgegebene Zeitspanne abgelaufen war - aber dennoch... Wie auch immer, dies erklärte nicht, was so spannend daran war, zwei Rivalen beim Knutschen zuzusehen.
„Nichts", hatte Ron geantwortet, als Harry ihn danach gefragt hatte. „Absolut gar nichts; das ist doch ekelhaft."
„Es ist heiß", hatte Seamus eingeworfen und damit ausgesprochen, was Hermine gegenüber Harry nicht hatte zugeben wollen. „Dich und Malfoy knutschen zu sehen ist sicherlich das Heißeste, was Hogwarts in den letzten Jahren zu sehen bekommen hat."
Harry war da anderer Meinung.
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Draco hatte sich entschieden, es dabei bewenden zu lassen, nachdem ausgerechnet Susan Bones, eine verdammte Hufflepuff, Potter verpflichtet hatte, ihn für ganze zehn Sekunden zu küssen. Jetzt wurde es selbst ihm zu ekelhaft. Als er Pansy am vierten Samstag ihrer kleinen Partys mitgeteilt hatte, dass er nicht mehr mitkomme, hatte sie regelrecht Zustände bekommen. Erschrocken und mehr als nur ein bisschen außer sich hatte er zugestimmt, noch ein einziges Mal mitzugehen.
Er hätte eigentlich wissen müssen, dass es keine gute Idee gewesen war.
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Pansy wirkt heute Nacht außergewöhnlich hinterlistig, entschied Harry, nachdem sich die Sechstklässler im Kreis hingesetzt hatten und die ersten Wahrheiten offenbart und die ersten Pflichten erfüllt worden waren. Nachdem Pansy verpflichtet worden war, der Menge ihre, was selbst Ron hatte zugeben müssen, eindrucksvollen Brüste zu zeigen, fand er heraus, warum.
Sie glättete ihre Bluse, strich sich die Haare aus den Augen und beäugte die gesamte Gruppe scharf. „Ich habe mich gefragt, wann wir den Mumm aufbringen werden, mit den etwas fieseren Pflichten anzufangen", sagte sie verschmitzt und grinste ihre aufmerksame Zuhörerschaft an. Mit diesen Worten veränderte sich etwas Entscheidendes in der Dynamik des Spiels und es würde nie wieder so sein wie zuvor. Harry konnte praktisch fühlen, wie es geschah und riskierte gegen seinen Willen einen nervösen Blick zu Malfoy. Zu seinem Erstaunen ballte dieser seine Fäuste und fühlte sich offensichtlich unbehaglich.
„Potter!", ertönte Pansys Stimme und Harrys Blick schoss zurück zu dem kurzhaarigen Mädchen.
„Äh... ja?", antwortete er und wand sich unruhig hin und her.
Pansys Grinsen wurde breiter. „Wahrheit oder Pflicht?"
Harry schluckte. Nun, es gab schon einen einfachen Weg, diesem Unsinn mit Malfoy zu entkommen, aber Harrys Geheimnisse waren nun einmal von einer Art, bei der er sich nicht erlauben konnte, unvorteilhafte Fragen gestellt zu bekommen – Malfoy ging es da sicher genauso. Er musste der Sache wohl ins Auge sehen. „Pflicht." Er würde wieder einmal Malfoy küssen müssen.
„Ich möchte", begann Pansy und warf einen Blick auf Draco, „dass du Draco küsst." Harry stöhnte und rümpfte die Nase, mehr aus Verärgerung als alles andere. Malfoy drehte sich zu ihm um und starrte ihn grimmig an. Aber Pansy erhob eine Hand.
„Lasst mich ausreden", sagte sie und sprach weiter, „mit Zunge... bis ich Stopp sage."
Harry konnte schwören, dass sich sein Magen in diesem Augenblick buchstäblich umdrehte. Er riss seine Augen auf und sah, wie Malfoy, der ihm gegenüber saß, die Kinnlade herunterklappte.
Wütend starrte Draco seine sogenannte beste Freundin an.
„Pansy!", kreischte er regelrecht, „Was zum Teufel glaubst du eigentlich, was du da machst?"
Pansy lächelte ihn freundlich an und tätschelte seine Hand. „Nichts, Draco, mein Schatz, außer einen Riesenspaß zu haben."
Draco starrte sie noch immer skeptisch an.
„Och nö, muss ich wirklich?", begann Harry zu jammern, nachdem er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte.
Doch Hermine schenkte ihm einen furchteinflössenden Blick. „Oh doch, ja. Du musst, Harry."
„Sie hat dich schließlich verpflichtet", flötete Seamus fröhlich.
„Oh, verpiss dich bloß, Finnigan", wetterte Draco und starrte Harry ausdruckslos an. „Okay, Potter, lass es uns hinter uns bringen."
Harry schluckte und nickte nervös. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass er mit Cho nie so weit gegangen war.
Er krabbelte quer durch den Raum, setzte sich direkt vor Malfoy und starrte auf dessen Mund. Seine Lippen waren fest zusammengepresst und Harry befürchtete fast, dass Malfoy ihm, falls er diese sogenannte Verpflichtung zu Ende brachte, die Zunge abbeißen würde. Er atmete tief ein, verscheuchte diesen Gedanken, und stürzte sich nach vorn.
Es begann nicht wirklich anders als bei ihren bisherigen drei Küssen. Genauer gesagt, fing Harry an zu überlegen, ob er nicht nur vortäuschen könnte, dass seine Zunge -
„Leg los, Potter! Denk dran, ich bin diejenige, die dir sagt, wann du aufhören darfst", durchriss Pansys Stimme seine Überlegungen.
Er unterdrückte ein gequältes Stöhnen. Vage realisierte er, dass er Malfoys Nase anstarrte, daher hob er ein wenig den Blick, um zu sehen, ob Malfoys Augen auch geöffnet waren.
Sie waren - was Harry mehr schockierte als er zugeben wollte. Er blinzelte zweimal und entdeckte plötzlich ein deutliches Blassrosa, das sich über die Nase ausbreitete, die er eben noch angestarrt hatte. Plötzlich veränderte sich der Kuss. Es waren nicht mehr einfach nur zwei Münder, die hart aufeinander gepresst wurden. Malfoy hatte sich etwas entspannt, presste ein wenig sanfter gegen Harry, also entschied er sich, dass er es jetzt genauso gut hinter sich bringen konnte. Vorsichtig öffnete er seinen Mund.
Im Raum herrschte Totenstille, da jeder in gespannter Erwartung die beiden Jungen anstarrte. Draco wand sich ein wenig hin und her, da ihm das ganze wirklich unbehaglich war. Doch dann strich Harrys Zunge sanft über seine Unterlippe. Er keuchte und öffnete unabsichtlich seinen Mund weiter. Auf einmal war Harrys Zunge in seinem Mund, umkreiste seine eigene, suchte, erkundete und Draco konnte kaum noch denken. Hitze stieg in seinen Wangen hoch, es drehte sich alles um ihn herum und er fühlte sich, als ob er langsam umkippen würde.
Seine Zunge zu benutzen, wenn man jemanden küsst, stellte Harry fast sofort fest, war eine wundervolle Sache. Beinahe gelang es ihm sogar auszublenden, wen er da eigentlich küsste. Zunächst erforschte er nur vorsichtig und schüchtern Malfoys Mund und lehnte sich dabei etwas nach vorn, geradezu in den anderen Jungen hinein. Malfoy leistete ihm keinen Widerstand; tatsächlich schien er ihn eher einzuladen. Harry lehnte sich immer weiter nach vorne, wunderte sich dabei vage, wie dies eigentlich möglich war, als Malfoy plötzlich das Gleichgewicht verlor. Harry begriff, dass es nur möglich gewesen war, weil er den Blonden nach hinten gedrängt hatte. Kurzentschlossen packte er Malfoy mit einer Hand um die Hüfte, während die andere am Boden für Balance sorgte. Malfoys Hände krallten sich dabei an Harrys Bizeps fest.
Ohne darüber nachzudenken küssten sie sich wieder, sein Mund krachte mit deutlich größerer Wucht auf den von Malfoy. Ihre Zungen flochten umeinander, wanden sich, saugten, umkreisten sich und Harry hatte noch nie etwas so Wundervolles gefühlt. Eine von Malfoys Händen ließ los; stattdessen wickelte sich ein Arm um seinen Hals und zog ihn noch näher heran. Seine Knie begannen weh zu tun, doch er kniete sich noch weiter über den Blonden und hechtete dabei tiefer in den Kuss hinein. Malfoy krümmte sich ihm entgegen, während ein gedämpftes Stöhnen seinen Mund vibrieren ließ.
Es war viel zu schön um wahr zu sein, daher hielt Harry sich davon ab wahrzunehmen, dass es Malfoy war, den er da küsste. Allerdings war das ganze noch so neu für Harry, dass er die Kunst, durch die Nase zu atmen, noch nicht richtig beherrschte. Schließlich zog er sich zurück, keuchte und starrte argwöhnisch seinen Rivalen an, dessen Haare zerzaust und dessen Mund geschwollen war, und der ihn wiederum mit einer Mischung aus Schock und Ekel beäugte.
„Es war aber auch langsam Zeit", sagte eine keuchende Stimme und die beiden Jungs fuhren geschockt zu Pansy herum, die sich gerade mit ihrer Hand Luft zufächerte. „Ich hab' euch schon seit fünf Minuten gesagt, dass ihr aufhören könnt." Das stimmte allerdings nicht wirklich, da sie in Wirklichkeit vergessen hatte, dass sie überhaupt Stopp sagen musste. Sie hatte viel lieber fröhlich zugesehen, wie sich die beiden ins nächste Jahrtausend geknutscht hatten. Außerdem hielt es niemand für nötig, sie zu berichtigen, da alle anderen weiterhin das zerzauste Nicht-Wirkliche-Pärchen ehrfürchtig anstierten.
Als Harry und Draco dies hörten, bekamen ihre sowieso schon geröteten Gesichter noch eine dunklere Rotschattierung. Es wurde sogar noch schlimmer, als sie realisierten, dass sie sich immer noch umklammerten. Synchron sprangen sie auseinander und Harry begrub sofort sein Gesicht in den Händen, als er zu seinem ursprünglichen Sitzplatz zurückgekehrt war. Ron tätschelte mitfühlend seinen Arm.
„Widerlich", murmelte Draco und wischte sich den Mund an seinem Ärmel ab, wie es nach Pflichten dieser Art sein Ritual geworden war. „Hat dir gefallen, nicht wahr, Potter?", stichelte er, wobei er sein Gegenüber mit einem wütenden Blick fixierte.
„Das sagt der Richtige", knurrte Harry zurück, nachdem er wieder zur Besinnung gekommen war. „Du bist doch geradezu dahingeschmolzen, so wie du dich an mich geklammert hast!"
„Geradezu dahinge- was? Wie kommst du denn darauf?", stotterte Malfoy, was sehr untypisch für ihn war. Er fing sich auch schnell wieder und fand zu seiner ursprünglichen Form zurück. „Wenn dir das so lästig ist, warum kommst du dann immer noch zu diesen Treffen?", fragte er sarkastisch.
Harry blinzelte. „Warum kommst du?"
„Weil ich nicht entsetzt genug bin, um einen Rückzieher zu machen", kam die Antwort. Malfoy ignorierte Pansys Schnauben und die Tatsache, dass er nur wenige Stunden zuvor entschlossen gewesen war, nicht zu kommen. Aber seine Antwort traf trotzdem den Kern des Problems zwischen den beiden Jungen.
„Nicht entsetzt...?", murmelte Harry mit zusammengekniffenen Augen. „Nun, weißt du was, Malfoy?" Harry verschränkte die Arme, hob sein Kinn und musterte den Slytherin entschieden. „Genauso. Wenig. Wie. Ich."
Hier war es wieder. Die Lage hatte sich mit einem Schlag verändert, die Karten waren offen gelegt. Genauso wie alles andere zwischen den beiden, drehte sich diese Angelegenheit von nun an nur um eins.
Ihre Ehre.
Der Wettbewerb hatte begonnen. Wer würde der erste sein, der nachgibt?
Wer würde der erste sein, der nicht erschien, der erste, der nicht mehr mit der Situation umgehen konnte?
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