Disclaimer: Mir gehört
nichts, alle Charaktere gehören J. K. Rowling, ich leihe mir sie
nur für den Moment.
Summary: Es begann mit einem Dreh an der
Flasche - doch mittlerweile haben Harry und Draco sich so sehr in ihr
eigenes Spiel verstrickt, dass es keinen Ausweg mehr gibt... außer
einfach weiterzuspielen.
Warnungen: Immer noch Harry/Draco Slash
und es gibt immer noch böse,
böse Ausdrücke.
Kapitel: 6/17
Starts with a Spin
Kapitel 6
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Am nächsten Morgen schlenderte Pansy gerade in den Gemeinschaftsraum der Slytherins und versuchte, ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zu binden, als Blaise sich mit wallendem schwarzen Umhang auf sie stürzte.
„Hast du Draco gesehen?", fragte er hastig.
Die Schwarzhaarige zog bloß eine Augenbraue hoch. „Blaise, mein Lieber, ich bin gerade erst aufgestanden. Oder hast du etwa nicht gesehen, wie ich gerade von den Mädchenschlafsälen heruntergekommen bin?", entgegnete sie lächelnd.
Blaise fuhr sich mit der Hand durch sein tiefschwarzes Haar. „Ich dachte, du wärst heute früh schon mal hier unten gewesen oder so", meinte er und atmete langsam aus, den Blick zur Seite gewandt.
„Stimmt etwas nicht? Hast du schon sein Bett überprüft?"
Doch Blaise schenkte ihr nur einen missmutigen Blick. „Natürlich habe ich das, was denkst du denn?", erwiderte er gekränkt. „Hab ihn den ganzen Morgen nicht gesehen."
„Was ist mit Vincent und Greg?", fragte Pansy, während sie weiter in den Gemeinschaftraum hineinging, als ob sie sich nach dem vermissten Blonden umsah. „Könnten die was wissen?"
„Das bezweifle ich. Pansy... sein Bett sieht aus, als hätte er nicht drin geschlafen", sagte Blaise zögerlich.
Pansys Blick schnellte zu ihm herüber. „Na ja, er macht jeden Morgen sein Bett, oder nicht?"
„Ja schon... aber es ist bloß so... ich meine, haben wir ihn gestern abend nicht mit Potter allein gelassen?"
„Also bitte", feixte Pansy, „jetzt erzähl mir nicht, du glaubst, Potter hätte etwas mit ihm angestellt."
Blaise hielt inne und runzelte besorgt die Stirn. „'Etwas' ist ein sehr ungenauer Ausdruck...", murmelte er und erst jetzt schien Pansy zu begreifen - was etwas seltsam war, wenn man ihre derzeitigen Bemühungen bedachte, die beiden zu verkuppeln. Blaise vermutete, dass sie wohl noch etwas müde war.
„Oh. Ooohhh", grinste Pansy und begann die Kissen auf den einzelnen Sofas glatt zu streichen. „Genauso unwahrscheinlich", meinte sie, während Blaise ihr folgte und sie ihm ein überzähliges Verwandlungsbuch in die Hand drückte, das zwischen die Polster geklemmt worden war. „Ich meine, so ganz allein werden die eh nichts miteinander anfangen. Sind doch beide hoffnungslos."
„Aber sie waren auch beide betrunken", entgegnete Blaise, der gerade beobachtete, wie Pansy sich hinkniete, um unter den Sofas nachzusehen. „Genauer gesagt, haben wir sie mit einer noch fast halbvollen Flasche Feuerwhisky sitzen lassen."
Pansy zog ein staubiges Zaubertrank-Handbuch hervor, drückte es Blaise in die Hand und verzog das Gesicht. Doch dann hielt sie inne, einen nachdenklichen Blick aufgesetzt, ehe sie ihre Hände abwischte.
„Da ist was dran", gab sie schließlich zu und lachte kurz. „Hatte ich ganz vergessen. Vielleicht gibt ihnen das ja einen kleinen Schubs in die richtige Richtung."
Erneut zog Blaise die Stirn in Falten und legte die Bücher, die sie ihm gegeben hatte, auf einen Tisch in der Nähe.
„Pansy, was willst du eigentlich damit erreichen?", fragte er. „Da kann doch wirklich nichts Gutes bei rumkommen. Dracos Vater ist die rechte Hand des Dunklen Lords!"
„Sei still!", zischte Pansy und warf den jüngeren Schülern, die anfingen im Gemeinschaftsraum herumzuwuseln, einen kurzen Blick zu, ehe sie Blaise auf die nächstgelegene Couch herunterzog.
„Blaise, ich werde dich jetzt etwas fragen, was dir sicher sehr persönlich vorkommen wird, aber ich möchte, dass du mir ehrlich antwortest, okay?" Als er nickte, fuhr sie fort: „Was hältst du von Muggelgeborenen?"
„Nun, ich – was? Muggelgeborene? Was hat das denn mit dieser Sache zu tun?", fragte Blaise verwirrt.
„Antworte einfach."
„Ähm, na schön... Nun, ich schätze... ich meine – Ach, ich hab mir nie besonders viele Gedanken über sie gemacht!"
Pansy verdrehte wütend die Augen. „Dir ist aber schon klar, dass sich praktisch diese ganze 'Gut und Böse'-Sache nur um sie dreht?", erkundigte sie sich, die Augenbrauen hochgezogen.
„Ja!", rief Blaise etwas beleidigt. „Es ist nur... sie stören mich nicht groß. Ich könnte dir nicht mal die Namen von den ganzen Schülern nennen, die Muggel-Eltern haben, abgesehen vielleicht von Granger."
Pansy seufzte besorgt. „Und möchtest du Granger umbringen?"
„Was? Nein!"
„Justin Finch-Fletchley? Dean Thomas?"
„NEIN! Wieso fragst du mich das überhaupt?"
„Weil es genau das ist, was du tun müssen wirst, solltest du dich dem Dunklen Lord anschließen", erklärte Pansy ernst, mit einem harten, kalten Blick in den Augen. „Eines Tages wirst du dich vor einem deiner Mitschüler wiederfinden, wirst ihm in die Augen sehen, deinen Zauberstab heben, die Worte aussprechen und ihn sterben sehen, und du wirst wissen, dass du es getan hast."
„Das... das weiß ich, Pansy – "
„Nein, das glaube ich eben nicht!", schrie Pansy auf, weshalb Blaise erschrocken hochfuhr. „Ich glaube, keinem hier ist das wirklich klar! Oh, sicher, jeder glaubt, dass er Schlammblüter hasst, weil sie hier nicht hingehören und dass sie sich dem großartigen und allmächtigen Lord Voldemort anschließen wollen, um sein nobles Werk zu vollführen! Ist doch alles ziemlich schwarz-weiß, nicht wahr? Ich glaube kaum, dass irgendjemand von denen wirklich realisiert, dass es ums Morden geht und dass sie diejenigen sein werden, die es tun müssen. Das mag sich vorher alles schön und gut anhören, aber keiner erkennt die Tatsache, dass sie gegen ihre Mitschüler kämpfen werden. Rivalitäten in der Schule und echte Kämpfe sind zwei völlig verschiedene Dinge!"
Pansy keuchte heftig, als sie fertig war, und ihre Augen leuchteten. Für ein paar Sekunden konnte Blaise sie bloß anstarren, doch dann dämmerte ihm etwas.
„Pansy", zischte er mit aufgerissenen Augen, „bist du auf Dumbledores Seite?"
„Oh, natürlich nicht", erwiderte sie, stand auf und entfernte sich von der Couch. „Ich bin auf keiner Seite; ich halte es nicht für nötig, mich in diesen Mist reinzureiten."
„Du weißt, dass das nicht möglich ist. Am Ende wirst du dich entscheiden müssen."
„Und wenn dieser Tag kommt, werde ich die Seite wählen, von der ich am meisten Nutzen ziehen kann."
Für einen kurzen Moment konnte man nur Pansys Fuß hören, der hektisch auf dem Boden trommelte, bevor sie sich erneut umdrehte, um Blaise ins Gesicht zu sehen.
„Okay, na schön, ich bin auf Dumbledores und Potters Seite!", tobte sie. „Ich denke, Muggelgeborene zu töten ist sinnlos und dumm! Niemand in unserer Stufe ist schlauer als Granger! Also ehrlich, ich glaube, der Dunkle Lord ist bloß neidisch."
„Aber dein Vater – "
„Ja, ja, Daddy ist ein Todesser, und du siehst, wohin ihn das gebracht hat! Ich hab ihn seit Weihnachten letztes Jahr nicht mehr gesehen und er versteckt sich jetzt seit Monaten! Es ruiniert ihm sein ganzes Leben!"
„Stimmt", murmelte Blaise stirnrunzelnd. „Aber was hat das mit Draco und Potter zu tun?"
„Oh, Draco hatte keinen eigenen politischen Gedanken mehr, seit er zwei war. Das einzige, was er weiß, ist das, was sein Vater ihm Jahr für Jahr eingehämmert hat. Und ganz offen gesagt, Draco und sein Vater sind zwei sehr unterschiedliche Menschen", erklärte Pansy, die sich gerade wieder hingesetzt hatte und das Kinn auf ihrer Hand abstützte. „Kannst du dir vorstellen, wie er jemanden tötet? Oder jemanden foltert? Der Anblick von Blut macht ihn krank", fuhr sie fort, liebevoll lächelnd. „Ich hab mir überlegt, dass er jemanden braucht, der ihm ein bisschen Verstand eintrichtert, und wer könnte das besser als Potter?"
„Granger vielleicht? Ein Mädchen?"
„Ha! Ja genau", lachte Pansy. „Außerdem brauchte ich jemanden, der Potter gut kennt und auch bemerkt hat, was sich zwischen den beiden abspielt, um mir zu helfen. Die beiden haben so eine seltsame Anziehungskraft aufeinander, weißt du? Wenn sie im selben Raum sind, haben sie beinahe nur Augen für einander, findest du nicht auch?" Blaise grunzte achselzuckend. „Und ganz nebenbei, Draco war dieses Jahr wirklich nicht ganz er selbst, und Potter ist nahezu der einzige, der irgendeine Reaktion aus ihm herauslocken kann. Abgesehen davon, warst du nicht derjenige, der gestern Abend nacheinander alle Jungen durchgegangen ist, als es um diese Blow-Job-Sache ging?"
„Ich wollte ihn doch nur erschrecken, damit er mir erzählt, wer's war", gab Blaise zu. „Ich hab nicht damit gerechnet, tatsächlich auf die richtige Person zu tippen."
„Wo wir gerade davon sprechen", sprach Pansy, stand auf und glättete sich ihren Umhang. „Wir sollten besser los und die beiden finden, bevor es ein Lehrer tut."
Sofort nickte Blaise zustimmend und die beiden verließen schnell ihren Gemeinschaftsraum.
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„Harry! Harry, jetzt wach endlich auf!" Ron zog die Vorhänge am Bett seines besten Freundes auf, erstarrte jedoch sofort, als er sah, dass niemand dort drin war. „Harry?"
Er schaute sich einmal im ganzen Raum um, besah sich kurz jeden seiner Zimmergenossen, die alle gerade verschiedene Stadien des 'Sich-Fertig-Machens' durchliefen.
„Hat einer von euch Harry aufstehen sehen?", fragte er neugierig in die Runde.
„Hab ihn nicht mal letzte Nacht kommen hören", kommentierte Dean, während er sich die Socken anzog.
„Wie willst du das auch gehört haben, du hast doch schon geschlafen", sagte Seamus und knuffte seinen Freund spielerisch in die Seite. „Er ist wahrscheinlich schon runter zum Frühstück, damit er euren ganzen Fragen aus dem Weg gehen konnte", antwortete er etwas ernsthafter, woraufhin Neville zustimmend nickte.
„Aber Harry hasst es, früh aufzustehen", meinte Ron, als er sich wieder auf sein Bett setzte.
„Ja schon, aber noch viel mehr hasst er es, ungewollt viel Aufmerksamkeit zu erregen", stellte Seamus fest.
„Ich hatte nicht vor, etwas zu sagen", murmelte Ron, doch seine roten Ohren verrieten ihn.
„Natürlich nicht", gluckste Seamus, ehe er sehr ernst fortfuhr: „Hör mal, Kumpel, lass diese Malfoy-Sache auf sich beruhen, okay? Harry hat nichts Falsches getan."
Ron verzog naserümpfend das Gesicht. „Uhh, Malfoy", zischte er. „Ich hatte nicht vor zu fragen! Obwohl er mir schon davon hätte erzählen können, ich bin sein bester Freund!"
„Oh, sicher, weil das ja richtig glatt gelaufen wäre", meldete sich Dean zu Wort. „Hey, Ron, ich muss bis nächsten Samstag rauskriegen, wie ich Malfoy einen Blow-Job geben kann, hast du irgendwelche Tipps? Großartig, Danke! Lass dich umarmen!"
Neville und Seamus lachten, während Ron die Lippen kraus zog.
„Ich hätte doch nicht – er hätte - na ja... er hätte doch... Ach, ich weiß nicht", schloss Ron schließlich und stapfte in Richtung Tür davon. „Vielleicht hat Hermine ihn ja gesehen."
Alle vier trotteten die Treppen herunter und kamen genau rechtzeitig an, um Hermine durchs Porträtloch klettern zu sehen.
„Hey, Hermine, hast du Harry beim Frühstück gesehen?", fragte Ron schnell.
„Nein, bin ihm den ganzen Morgen noch nicht über den Weg gelaufen", antwortete diese. „War er denn nicht in eurem Schlafsaal?"
Sogleich stoppten alle vier männlichen Gryffindors.
„Er würde nicht... glaubt ihr...?", stammelte Ron mit aufgerissenen Augen.
Seamus fing an zu kichern. „Vielleicht ist er immer noch irgendwo mit Malfoy?", überlegte er laut, da ihm klar war, dass sie alle schon daran gedacht hatten.
„Nein", Ron schüttelte den Kopf, „nein, das wäre zu dämlich. Warum sollte er noch mit dem Frettchen irgendwo rumhängen? Er hatte gesagt, er würde in ein paar Minuten nachkommen."
Als Hermine ihre Hand auf seinen Arm legte, verstummte er sofort.
„Vielleicht sollten wir mal nachsehen gehen", schlug sie ruhig vor.
„Wonach sehen?", rief Ron. „Da gibt's nichts nachzusehen, er ist bloß... bloß... draußen und besucht Hagrid oder so!"
„Ron, jetzt komm drüber hinweg", bemerkte Seamus und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir gehen jetzt runter zu diesem Klassenraum, stoßen die Tür auf und finden die beiden zusammengekuschelt auf dem Boden. Ihre Klamotten werden wahrscheinlich im Raum verteilt liegen – und du wirst einfach damit klarkommen müssen."
„Seamus!", zischte Hermine, als Ron erbleichte.
Doch Seamus grinste nur unschuldig.
„Jetzt kommt schon", seufzte Hermine. „Lasst uns nach ihm suchen."
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„Peeves macht wieder Radau in einem der Klassenräume, meint er", knurrte Professor Snape zu sich selbst, während er den Korridor hinunterstürmte. Bei jeder Tür, die er passierte, hielt er an und stieß sie mit einem kurzen Schwung seines Zauberstabs auf. „Severus, warum hilfst du Argus nicht, ihn zu finden, meint er. Hinterhältiger, alter Mann. Liebt es bloß, Macht über mich zu haben."
Erneut stieß Snape eine Tür auf, wobei er so in sein verärgertes Gemurmel vertieft war, dass er beinahe weiter den Flur hinuntergegangen wäre. Doch auf einmal zuckte er zusammen und riskierte einen zweiten Blick, der ihn erstarren ließ.
Harry hatte gerade einen höchst erfreulichen Traum gehabt, der von Schokoladensirup und einem zarten, bleichen Torso gehandelt hatte, als er reichlich unwirsch von einer lauten Stimme geweckt wurde, die seinen Namen rief.
„POTTER!", schrie Snape.
Harry drehte sich sofort auf den Rücken und setzte sich auf, ehe er merkte, wie der gesamte Raum um ihn herum zu schwanken begann.
„Gah", war das einzige, was er herausbekam, bevor der Schwindel einsetze und er nach vorne fiel auf... auf... einen anderen Körper? Erschöpft öffnete er die Augen und fand sich plötzlich vor Draco Malfoys verschwommenem Gesicht wieder. Der Slytherin zwinkerte bereits zu ihm herauf. „Was... was... was - ?"
„Potter, stehen Sie sofort auf und ERKLÄREN SIE DAS!", unterbrach Snape wütend.
Beide sahen nervös zu ihrem Professor hoch, bevor Draco sich rasch aufrappelte und Harry zur Seite schob.
„P-Professor!", stammelte er, während er sich die Schläfen rieb. „Ich... Potter... er... es ist nicht so, wie es aussieht!", rief er, zuckte aber zusammen, sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten.
„Wie es aussieht", sagte Snape langsam, „waren Sie beide mitten in der Nacht noch hier unterwegs und haben illegal alkoholischen Getränken gefrönt. Damit haben Sie bereits einige Schulregeln gebrochen und ich habe noch nicht einmal angefangen, mich zu erkundigen, warum Sie zusammen sind."
Mit verschränkten Armen beäugte er die beiden erwartungsvoll.
„Ähm", entgegnete Harry höchst eloquent, während er einen schnellen Blick zu Draco riskierte, bevor er seinen wütenden Professor erneut ansah. „Na ja, es ist nicht verboten, mit... mit Schülern aus anderen Häusern herumzuhängen..."
„Mr. Potter, wofür halten Sie mich eigentlich?", fragte Snape in einem langsamen, gleichmäßigen Tonfall, der darauf hindeutete, dass er kurz davor stand zu explodieren. „Wenn Sie wirklich davon ausgehen, ich würde glauben, dass Sie und Mr. Malfoy beschlossen haben, sich zu versöhnen und Freunde zu werden", stieß er aus, beinahe schäumend vor Wut, „und das auch noch in den zwei Tagen, seit ich Sie das letzte Mal in meinem Unterricht gesehen habe, dann liegen Sie aber gehörig falsch und sind offenbar noch ein viel größerer Idiot, als ich in all den Jahren angenommen hatte."
Ein paar Sekunden lang imitierte Draco einen Fisch, bevor er offenbar endgültig aufgab, nach einer Erklärung zu suchen. Eine seiner Hände krallte sich auf Bauchhöhe in seinem Hemd fest.
„Also?", forderte Snape scharf.
„Professor", meinte Draco leise, eine Hand vor den Mund gepresst. „Ich glaube, mir wird schlecht."
Harry nickte zustimmend, wobei er fühlte, wie ein hämmernder Schmerz in seinen Schläfen begann.
Snapes Blick verengte sich, während er angespannt seufzte. „Das sind nun einmal die Konsequenzen des Trinkens", kommentierte er abfällig.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Draco ihn an, augenscheinlich schockiert, dass sein Hauslehrer ihm nicht helfen würde.
Snape sah einen Moment nachdenklich aus, doch dann stöhnte er auf. „Ich werde Ihrer Hauslehrerin nichts darüber berichten, Potter", knurrte er verärgert. Draco nicht zu bestrafen bedeutete schließlich streng genommen, dass er Harry auch nicht bestrafen durfte. „Aber ich werde Gryffindor zwanzig Punkte abziehen... und Slytherin auch. Und weitere zehn von Gryffindor, weil ich mir sicher bin, dass es Ihre Schuld war." Er besah Harry nachdrücklich mit einem finsteren Blick. „Das, sowie die Tatsache, dass ich Ihnen keinen Anti-Kater-Trank geben werde, sollte Strafe genug sein. Lassen Sie sich nicht noch einmal von mir erwischen! Beim Trinken oder bei... anderen Dingen."
Mit einem finalen zornigen Blick und wehendem Umhang stolzierte Snape den Korridor entlang davon. Harry und Draco konnten das Echo einiger aufgeschlagener Türen hören, als er seine Suche nach Peeves fortsetzte.
„Ich glaube, er war viel zu verblüfft, uns zusammen zu sehen, um irgendwas zu machen", murmelte Harry, während er sich unbewusst an Dracos Schulter anlehnte. Die Augen halb zugekniffen, sah er sich im Raum um und bemerkte erst jetzt, dass er seine Brille nicht trug.
„Wahrscheinlich war er zu erleichtert, dass wir es hingekriegt haben unsere Klamotten anzubehalten, um uns Nachsitzen zu lassen", brachte Draco, der sich noch immer den Bauch hielt, gequält hervor.
„Tief durchatmen soll helfen, glaube ich", schlug Harry vor, während er sich den Blonden besah. „Warum sollten wir hier ohne Klamotten liegen?"
Draco schenkte ihm einen skeptischen Blick, woraufhin Harrys Wangen anfingen zu glühen.
„Oh, richtig."
Harry sah sich weiter in dem verlassenen Klassenraum um und versuchte dabei, seine Brille zu finden und seine Kopfschmerzen loszuwerden. Ein erneutes Keuchen von Draco brachte seine Aufmerksamkeit zurück zu dem Slytherin.
„Verdammt, Malfoy, du Waschlappen. Konzentrier dich auf was anderes und, bei Merlin noch mal, atme."
„Halt doch einfach die Fresse", krächzte Malfoy, der wirklich erbärmlich aussah. Sein Haar klebte an seiner Stirn fest und seine Haut wirkte bleich und klamm, aber immerhin atmete er endlich tief durch, wodurch er sich etwas beruhigte.
Harry starrte ihn weiterhin an, bis etwas auf Dracos Hals plötzlich seine Aufmerksamkeit erregte. Vernebelte Erinnerungsfetzen begannen durch seinen Kopf zu schwimmen.
„Oh, verdammt noch mal!", fluchte er laut, als sich sein Magen ein weiteres Mal umdrehte.
„Was?", hakte Draco sofort nach, während er sich zu Harry herumdrehte und diesen so dazu brachte, die Balance zu verlieren und nach vorne zu kippen.
Harry fing sich auf, bevor er auf den Blonden fallen konnte, doch nun starrte er geradewegs auf Dracos Hals, wo deutlich einige rote Flecken zu erkennen waren.
„Ich hoffe, du hast noch ein paar frische Rollkragenpullis", bemerkte Harry leise.
Einige Sekunden lang starrte Draco ihn fragend an, doch als sich seine Augen weiteten, war Harry sofort klar, dass er sich endlich daran erinnerte, was passiert war.
„Ach, Scheiße!", knurrte Malfoy, eine Hand gegen Hals und Schlüsselbein gepresst. „Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir und meinem Hals, Potter?"
„Du hast ihn mir angeboten!"
„Na ja, du hast gesagt, du wolltest ihn noch mal küssen!"
„Ich... nun... ich meine, der ganze Feuerwhisky, und... und ich wusste eigentlich gar nicht, was ich tue..." Hilflos verstummte Harry. „Dir hat's aber gefallen, das kannst du nicht leugnen!"
Draco lief rot an, während er sich mit einer Hand im Nacken kratzte. „So kann ich nicht zurück in den Gemeinschaftsraum", murmelte er. Einen kurzen Moment beäugte er Harry, die Lippen nachdenklich gekräuselt. „Alles klar. Du gibst mir dein Shirt."
„Wie bitte?", hakte Harry ungläubig nach.
„Gib schon her, Potter. Na los, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."
„Malfoy – "
„Dein Oberteil verdeckt mehr. Komm schon! Geht's nicht ein bisschen schneller?"
„Aber... es ist ein Sweatshirt."
„Ja, ich weiß, und zwar eins mit Kapuze! Die wird meinen Hals verdecken, also gib her!"
Schließlich gab Harry seufzend nach und zog sich das Sweatshirt über den Kopf. Draco nickte und tat es ihm gleich. Er warf Harry sein schwarzes Hemd in den Schoß und besah sich nun verächtlich den roten Stoff in seinen Händen.
Natürlich erschienen genau in diesem Augenblick Pansy und Blaise im Türrahmen. Da Malfoy und Harry die beiden nicht hatten kommen hören, entstand eine peinliche Stille, in der sie beide das typische 'Auf frischer Tat ertappt'-Gesicht zur Schau stellten, das man eben in einer solchen Situation machte.
„Na, sieh mal einer an", brach Blaise die Stille und gestikulierte ungehalten zwischen den beiden Jungen mit freiem Oberkörper hin und her. „Ich wusste doch, dass etwas Schlimmes passiert sein muss."
„Ja, das sehe ich auch", kicherte Pansy, wobei sie ihre Hände hob, um ihr Grinsen zu verbergen.
Damit spornte sie auch die beiden mit den schuldbewussten Gesichtern an, endlich aufzustehen. Doch als der Raum um sie herum zu schwanken begann, stolperten sie gegeneinander, krallten sich fest, um die Balance nicht zu verlieren, und fingen schließlich gleichzeitig an herumzuschreien.
„Nein, du liegst völlig falsch, Blaise – "
„Es ist gar nichts passiert – "
„Der Feuerwhisky hat uns einfach niedergestreckt – "
„Außerdem gibt's einen völlig legitimen Grund, dass wir ohne Hemd dastehen!"
Harrys letzter Erklärung folgte eine kurze Pause, in der Pansy die beiden gespannt anstarrte.
„Dann lasst mal hören", meinte sie schließlich, eine Augenbraue hochgezogen.
Mit einem finsteren, pikierten Blick schlug Draco Harry auf die Schulter, während sich dieser gerade eine Antwort überlegte.
„Pansy, Blaise, was soll denn das Geschrei?", hallte auf einmal Hermines Stimme durch den Korridor, woraufhin Harry aufstöhnte.
„Scheiße", zischte er, während er versuchte, sich Dracos Hemd über den Kopf zu ziehen, aber bislang bloß ungeschickt damit herumfummelte.
„Wir haben nur nach Draco gesucht", erwiderte Pansy und trat einen Schritt zu Seite, wodurch die Meute der Gryffindors erkennbar wurde.
„Nun, wir sind auf der Suche nach Harry", bemerkte Ron, der gerade in den Raum hineinschielte. „Ist er zuf- "
Wieder einmal herrschte plötzlich Stille. Harry war noch immer damit beschäftigt, sich Dracos Hemd überzuziehen, also konnte er sich nur ausmalen, was sie beide wohl für ein Bild abgaben. Größteinteils lehnte er sich bei Draco an, da dieser nur kurz hinter ihm stand, und er konnte Dracos Hände spüren, die seine Schulter und Hüfte als eine Art Haltegriff benutzten, damit er nicht die Balance verlor. Harry steckte ungelenk den Kopf durch das obere Ende des Hemds, machte einen Schritt nach vorn und löste sich so aus Malfoys Griff.
„Ha-Hallo Ron", stammelte er mit einem schwerfälligen Lächeln, Seamus' Kichern ignorierend.
„Hi", entgegnete Ron langsam.
Es folgte erneut Stille, doch dann stürmte Draco an Harry vorbei durch die Tür, während er sich überstürzt das Sweatshirt über den Kopf zog.
„Pansy, ich muss mich jeden Moment übergeben; ich muss sofort in ärztliche Behandlung", knurrte er und zerrte Pansy währenddessen unsanft den Flur hinunter.
Blaise hingegen besah sich kurz die schweigenden Gryffindors und grinste.
„Tja, schönen Tag noch", meinte er und folgte seinen Slytherin-Kollegen.
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„Harry, du weißt, dass du mir alles erzählen kannst, nicht wahr?"
„Ja, ich weiß. Es gibt aber nichts zu erzählen."
„Nein, wirklich, du kannst mir absolut alles anvertrauen. Würde mich nicht stören. Werde auch nicht herumschreien – werde noch nicht einmal nachhaken."
„Ron, das weiß ich zu schätzen, aber ich meine es auch ernst. Gibt nichts zu erzählen!"
„Harry..."
„Was?"
„Du bist die ganze Nacht da geblieben."
„Ich bin einfach eingepennt."
„Du hattest kein Hemd an, als wir auftauchten."
„Um genau zu sein, zog ich es mir gerade an."
„Harry..."
„Was?"
„Das ist aber nicht dein Hemd."
„..."
„Und das erklärt nicht, warum du halbnackt warst."
„..."
„Ich steh' nicht auf ihn, okay?"
„Das hab ich nie behauptet!"
„Aber du hast es angedeutet!"
„Ich hab mich bloß gefragt, wie ihr die Hemden losgeworden seid."
„Wir... wir haben – "
„Die beiden haben Karten gespielt, nicht wahr, Kumpel?"
Harry und Ron fuhren herum und starrten Seamus an, der sich gerade zu ihnen auf ein Sofa im Gemeinschaftsraum gesellt hatte.
„Karten?", hakte Ron nach, eine Braue hochgezogen.
„Ja sicher. Ich hab die hier unter einem der Tische gefunden, nachdem ihr alle weg wart." Seamus warf ein Kartenspiel in Harrys Schoß, woraufhin Harry vor Erstauen beinahe der Unterkiefer herunterklappt wäre.
„Genau", sagte Harry langsam, die Lippen zu einem Grinsen gekräuselt, als Seamus in seine Richtung zwinkerte. „Wir haben... hatten uns entschieden, Strip-Poker zu spielen. Warum weiß ich auch nicht, wir waren schon völlig dicht zu dem Zeitpunkt. Ich glaub, wir sind zusammengeklappt und eingeschlafen, bevor es aus dem Ruder laufen konnte."
„Na ja, dank Merlin für kleine Wunder", murmelte Ron, sich zum Kamin herumdrehend. „Hab mir schon Sorgen gemacht. Nicht dass es mir etwas ausgemacht hätte, natürlich nicht!", fügte er schnell hinzu, als Seamus fragend eine Augenbraue hochzog. „Ich möchte... ich möchte nur, dass du's mir dann erzählst – sollte irgendwas passieren..."
„Ron, ich verspreche dir, du wirst der erste sein, der's erfährt", grinste Harry, die Augen verdrehend.
„Abgesehen von Malfoy", kicherte Seamus.
„Abgesehen von Malfoy", bestätigte Harry lachend.
Ron stöhnte bloß gequält auf. „Musste es ausgerechnet er sein?", klagte er seufzend. „Warum konnten sie dich nicht zwingen, mit... mit Seamus was anzustellen?" Vage zeigte er mit der Hand in Seamus' Richtung.
„Haben sie", entgegnete Seamus, Harry angrinsend. „Oder nicht, Harry?"
Harry lief beim Gedanken daran rot an, nickte aber dennoch. „Oh ja, das haben sie."
„Wo wir gerade davon sprechen. Harry, ich hab mich gefragt... Kann ich besser küssen als Malfoy?" Seamus zog seine Augenbrauen in freudiger Erwartung noch.
„Was?", fragte Harry ein wenig überrumpelt. „Hab keine Ahnung."
„Nun ja, du hast uns beide geküsst. Komm schon, erzähl!", bettelte Seamus etwas zu überschwänglich.
„Ähm... tja, ich hab Malfoy öfter geküsst", sagte Harry vorsichtig. „Und er ist ganz schon talentiert, nicht wahr, Ron?", stichelte Harry, ehe Ron erbleichte, nur um gleich darauf rot zu werden.
„Er ist... es war nicht unbe-... ich meine... sooo schlimm war's nicht, würd ich sagen", grummelte Ron.
„Irgendwann muss ich ihn auch mal küssen", kommentierte Seamus gemächlich und streckte seine Beine auf dem Sofa aus.
„Was? Wieso das denn?", horchte Harry scharf nach, die Augen verwundert zusammengezogen.
Seamus zog eine Augenbraue hoch. „Damit ich selbst beurteilen kann, wie gut er ist. Hast du ein Problem damit?"
„Ich – was?" Harry blinzelte verblüfft. „Nein... natürlich nicht. Tu, was du nicht lassen kannst."
„Werde ich machen", grinste Seamus.
Harrys Blick verengte sich weiter, während er in die langsam verklingenden Flammen des Kamins stierte.
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Als Harry am folgenden Mittwoch nach dem Abendessen hinter seinen Gryffindor-Kollegen hertrottete, wurde er plötzlich unsanft in den verlassenen Klassenraum gezerrt, der wirklich langsam wohlbekannt wurde. Seufzend schüttelte er Dracos Hand ab und drehte sich zu ihm herum, nachdem er sorgfältig die Tür verschlossen hatte.
„Wenn du vorschlägst, irgendwas anderes zu üben, werde ich leider nicht einverstanden sein, denn ich kann mir kaum vorstellen, was es sonst noch gibt, das wir tun könnten", bemerkte Harry mit verschränkten Armen und lehnte sich gegen einen der Tische.
Draco blinzelte verwirrt, da er offenbar in seine Gedanken vertieft gewesen war.
„Was? Ist das dein Ernst? Es gibt noch tausend andere Sachen, die wir machen könnten", kommentierte der Blonde, als wäre das doch offensichtlich.
Harry erbleichte ein wenig. „Nun ja, das weiß ich, aber ich möchte auf keinen Fall irgendwas davon wirklich tun müssen", erklärte er empört.
„Genauso wenig wie ich!", schrie Malfoy sogleich. „Deshalb – Moment mal. Halt's Maul, Potter! Deshalb hab ich dich überhaupt nicht hier reingezerrt."
„Hast du nicht?" Harry atmete erleichtert aus. „Da bin ich aber froh."
Malfoy runzelte die Stirn und amte Harrys Haltung nach, indem er sich gegen einen gegenüberliegenden Tisch lehnte.
„Nein, ich will bloß... etwas besprechen – mit dir", sagte er langsam.
Harry riss die Augen auf. „Oh Merlin, das wird jetzt aber nicht dein Coming-Out oder so? Oder etwa doch?", hakte er besorgt nach.
Dracos Augen waren mit einem Schlag weit geöffnet. „Nein!", schrie er auf. „Deshalb – Ich hätte nie – Wie kommst du denn darauf?
„Oh, dank Merlin", seufzte Harry, Dracos leidendes Gesicht ignorierend.
„Glauben das wirklich alle?"
„Glauben was?"
„Dass ich... dass ich schwul bin."
„Oh." Harry schien einen Augenblick nachzudenken. „Nein, ich glaub nicht. Warum denn?"
„Nun, das wollte ich eigentlich von dir wissen."
„Du wolltest mich fragen, ob ich denke, dass du schwul bist?"
„Nein!" Draco seufzte genervt. „Nein, mir ist bloß aufgefallen, wen Blaise letzten Samstag alles aufgezählt hat."
„Aufgezählt? Wobei aufgezählt?", wollte Harry verwirrt dreinblickend wissen.
„Als er herauskriegen wollte, wer mir den Blow-Job gegeben hat." Draco zog erneut die Brauen zusammen. „Er hat Jungen aufgezählt. Warum war kein einziges Mädel dabei?"
Harry blinzelte; scheinbar realisierte er das jetzt erst.
„Oh", antwortete er verständnisvoll. „Nun... er hatte doch gesagt, er würde alle nacheinander durchgehen. Vielleicht wollte er dir Zeit geben, es einfach zuzugeben?"
„Möglicherweise", ächzte Draco, während er sich auf den Tisch hievte. „Potter... ich befürchte, alle glauben langsam, dass wir... zusammen sind – oder sowas in der Art."
Dieses Mal erbleichte Harry noch viel mehr. „Zusammen? Wie in... zusammen zusammen?", horchte er nervös nach. Als Draco nickte, stöhnte er auf. „Verdammt noch mal, ich glaube, du hast Recht. Selbst Ron ist mir damit schon auf die Nerven gegangen."
„Wenn selbst das Wiesel schon dieses Gerücht aufgeschnappt hat, wird es inzwischen die ganze Schule gehört haben", brummelte Draco. „Ich kann dich nicht mal leiden, erst recht nicht auf diese Art."
„Tja, das beruht ganz auf Gegenseitigkeit", versuchte Harry zu höhnen, doch Draco schenkte ihm einen kurzen finsteren Blick, ehe er sich wieder wegdrehte. „Sind wir fertig?", fragte Harry nun ungeduldig. Auf einmal war er völlig grundlos sehr verärgert.
„Was? Brauchst meine Erlaubnis, um abzuhauen, oder was?", witzelte Draco, die Stirn kraus gezogen.
„Nein, wollte bloß sichergehen, dass du nicht noch irgend ein anderes Thema im Ärmel hast, über das du faseln willst."
„Oh, Verzeihung, habe ich etwa zu viel Zeit des kostbaren Jungen-der-lebt in Anspruch genommen?", fragte er sarkastisch.
„Halt's Maul, Malfoy!", rief Harry ungehalten.
„Tut mir Leid, aber sonst hab ich dir nichts mehr zu sagen. Will ja nicht noch mehr von deiner Zeit verschwenden."
„Schön! Dann werde ich jetzt gehen!"
„Schön! Dann geh doch!"
„Schön!"
Harry und Draco stierten sich missmutig an, ehe Harry sich wegdrehte, aus dem Raum stolzierte und sich dabei kurz fragte, worüber zum Teufel sie sich eigentlich gerade gestritten hatten.
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Samstag rollte einmal mehr mit zwei äußerst besorgten Jungen im Gepäck an. Harry war beinahe krank vor Sorge, was wohl passieren würde. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, ob sie noch ein anderes Spiel spielen würden; er hatte auch keinen blassen Schimmer, was er und Malfoy wohl noch vor Publikum machen könnten… Obwohl er bei dieser Gruppe nicht sicher war, ob es überhaupt etwas gab, zu dem sie ihn nicht bringen würden.
Malfoy hingegen sah genauso nervös aus wie Harry sich fühlte, verkrampft am Rande des Kreises sitzend. Diese Tatsache ließ Harry erstrecht nicht aufatmen, genauso wenig wie Pansy, deren erster Angriff des Abends sofort ihm selbst galt.
„Alles klar, heute Abend werden wir mal wieder Wahrheit oder Pflicht spielen", verkündete sie, sobald sie überprüft hatte, dass niemand sie gesehen hatte, und sie die Klassenraumtür hinter sich geschlossen hatte. Offenbar hatte Draco sie über Snape informiert. „Ich fange an. Potter!"
Harry schloss entnervt die Augen und versuchte, seinen verzweifelten Blick zu verbergen.
„Wahrheit oder Pflicht?"
Tief durchatmend riskierte Harry einen Blick durch den Kreis. Draco starrte ihn schweigend an, woraufhin Harry blinzelte. „Pflicht", hauchte er, hielt dabei noch immer Malfoys Blick. „Ich nehme Pflicht."
Er drehte sich genau im richtigen Moment zu Pansy, um ihr hämisches Grinsen zu sehen, und schluckte nervös.
„Alles klar", grinste Pansy weiterhin höhnisch. „Ich möchte, dass du... kuschelst. Mit Draco." Harry blinzelte. „Für den Rest des Abends. Zumindest, bis wir hier fertig sind."
„... Was?", fragte Harry gerade heraus. „Kuscheln?" Sein Blick schwenkte zu Draco und er entdeckte, dass der Blonde genauso verblüfft wirkte, wie er sich selbst fühlte.
„Ja. Kuscheln." Pansy schmunzelte. „Kommt her, ich werde euch helfen. Rutsch ein Stück zurück, lehn dich an die Wand. Draco, komm rüber."
Harry befolgte ihre Anweisung und auch Draco rappelte sich zögerlich auf und kam zu ihm herüber.
„Okay, wieder hinsetzen. Potter, auseinander damit."
„Mit was?"
„Deinen Beinen, du Einfallspinsel", brummte Draco, woraufhin Harry merkte, dass seine Wangen rot anliefen.
„Oh", murrte er, befolgte aber auch diese Belehrung.
„Okay. Draco, setz dich in die gleiche Richtung wie er und lehn deinen Rücken gegen seine Brust."
Pansy wirkte geradezu verzückt, während sie ihnen Ausweisungen erteilte; unterdessen gehorchte Draco ihr nur zögerlich, ganz so, als würde er seinem Ende entgegentreten. Harry errötete noch stärker, als der Slytherin sich hölzern gegen ihn lehnte.
„Potter, leg deine Arme um seine Taille."
„Was?", hakte Harry sofort nach.
Pansy beäugte ihn streng, woraufhin er seufzte und langsam seine Arme um Dracos Mitte schlang. Er vermutete, dass diese Sache gar nicht so unangenehm wäre, wenn sie beide bloß nicht so verdammt verkrampft wären.
„Geht doch." Pansy strahlte sie an. „Genau so bleibt ihr jetzt."
„Genau so?", wiederholte Malfoy.
„Ja. Für den Rest des Spiels."
„Für den Rest des Spiels...", brummte Harry in Dracos Nacken; er konnte fühlen, wie der Blonde leicht zu zittern begann.
Danach konnte sich Harry nicht mehr auf das Spiel konzentrieren. Um ihn herum lief das Spiel zwar weiter, aber er machte sich nicht die Mühe zuzuhören. Alles, was er fühlen konnte, war Draco, der sanft zwischen seinen Schenkeln eingeklemmt war und er hoffte, dass dieser nicht merken würde, wie schnell Harrys Herz gegen seinen Rücken schlug. Aber so wie der Slytherin langsam die Spannung seiner Muskeln löste und sich immer lockerer gegen die Brust hinter ihm lehnte, war Harry ziemlich sicher, dass er es bemerken würde.
Draco hingegen glaubte in diesem Moment, dass er bald noch verrückt werden würde. Auch er ignorierte das Spiel völlig, und zwar weil er nichts anderes spüren konnte als den dämlichen Gryffindor hinter ihm, der ihm die ganze Zeit seinen Atem in den Nacken blies. Jedes einzelne Mal, wenn Harrys Brust sich etwas hob, wusste Draco sogleich, dass jeden Moment warme Luft über seinen Hals gleiten würde, und das machte ihn wahnsinnig. Er hätte nie gedacht, dass seine Haut dort so empfindsam war, bevor Harry beschlossen hatte, dass es seine Lieblingsstelle auf Dracos Körper werden sollte. Draco wälzte sich ein wenig hin und her, versuchte, seinen Hals aus dem Weg zu bekommen, doch stattdessen begann Harry nun auch noch ruckartig zu atmen. Eine der Hände, die auf seinem Bauch ruhten, zuckte und brachte im Gegenzug Dracos Bauchmuskeln dazu, sich schlagartig zusammenzuziehen.
Harry musste den Atem anhalten, während sich der Blonde direkt vor seiner Brust so hin und her wand. Dracos Bewegungen trugen nicht gerade dazu bei, dass sein sechzehn Jahre alter Körper sich benehmen konnte, und er befürchtete, dass ein Versuch zu atmen in einem Stöhnen enden würde. Als Dracos Bauch unter seinen Fingern leicht zusammenzuckte, hielt er inne, nicht fähig, das Grinsen zu unterdrücken, das sich auf seinen Lippen ausbreitete. Vage erspähte er Rons gequälten Gesichtsausdruck in seine Richtung, aber den ignorierte er; stattdessen zog er Draco näher zu sich heran und stützte sein Kinn auf dessen Schulter ab. Draco hatte aufgehört sich zu bewegen und schien sich erneut zu verkrampfen, doch als Harry sachte über seinen Bauch streichelte, atmete er zitternd aus. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er erkennen, wie Malfoys bleiche Haut immer roter wurde.
„Was glaubst du eigentlich, was du da tust, Potter?", zischte Draco durch seine zusammengepressten Zähne, als der Gryffindor eine Hand unter seinem Hemd verschwinden ließ und die weiche Haut zu streicheln begann, die er dort vorfand.
„Ich weiß nicht", flüsterte Harry im Gegenzug, ehe er seinen Kopf drehte, um Draco einen sanften Kuss auf den Hals zu geben.
„Nein, hör auf damit! Ich musste die ganze Woche über Rollkragenpullis tragen, und heute ist der erste Tag, an dem ich keinen mehr brauche, also wirst du mich verdammt noch mal nicht schon wieder verunstalten!", grunzte er leise, wobei er versuchte, sich aus Harrys Griff zu winden und gleichzeitig möglichst keine Aufmerksamkeit zu erregen.
Durch diese Bewegung kreisten Malfoys Hüften hin und her, pressten dabei gegen Harrys Schritt und ließen den Gryffindor aufstöhnen, während sich dessen Arme unbewusst fester um Draco schlangen.
Sofort stoppte Draco. „Tja, tja, tja", kicherte er gedämpft. „Was haben wir denn hier?"
Mit Absicht wand er sich etwas hin und her, sodass er erneut gegen Harrys wachsende Erektion presste, woraufhin Harry die Augen schloss im verzweifelten Versuch, nicht zurückzustoßen.
Als Draco abrupt inne hielt und sie Schritte vernahmen, bekam Harry seine Augen endlich wieder auf.
„Seamus", brachte Harry verblüfft hervor, als der Ire sich vor ihnen hinkniete.
„Justin hat mich aufgefordert, Malfoy zu küssen", grinste Seamus hinterhältig. „Schon verwunderlich, dass du ihn nicht gehört hast."
„Was?", stießen Harry und Draco synchron hervor.
„Genau", antwortete Seamus, sich etwas nach vorn lehnend.
Draco zuckte zurück, schmetterte Harry dabei beinahe gegen die Wand und Harry musste ein Stöhnen unterdrücken, verursacht durch den überraschenden Druck auf seine Leistengegend.
„Warum?", fragte Draco schlicht.
Seamus zuckte mit den Schultern. „Da musst du ihn fragen", erklärte er, ehe er sich nach vorn beugte, um Dracos Mund mit seinen Lippen zu bedecken.
Gedämpfte Protestlaute waren aus dem Mund des Blonden zu hören, doch Harry wusste, dass er bald kapitulieren würde. Seamus konnte sehr gut küssen, auch wenn Harry ihm das nicht gesagt hatte, als er sich erkundigt hatte.
Wie zu erwarten schlossen sich Dracos Augen langsam, als ob es gegen seinen Willen geschah, und er sackte völlig zwischen Harrys Beinen zusammen. Harry hingegen glaubte, dass er es eigentlich ganz gut hinbekam, einfach dazusitzen und die beiden zu betrachten, deren Lippen verschmolzen, deren Zungen im Mund des anderen verschwanden und wieder sichtbar wurden. Malfoy entspannte sich und Seamus ließ den Kuss immer tiefer und intensiver werden. Harry bemerkte gar nicht, dass seine Arme sich immer mehr verkrampften und zusammenzogen, bis Malfoy seinen Mund von Seamus' wegriss und zu husten begann.
„Verdammte Scheiße, Potter, hör endlich auf mich zu ersticken!", schrie er, an Harrys Armen zerrend.
Der Gryffindor lockerte seinen Griff zwar schnell, ließ den Blonden aber trotzdem nicht los. Beide widmeten ihre Aufmerksamkeit wieder Seamus, der sie wiederum mit einer seltsamen Miene beäugte. Harry war sich bewusst, dass er albern aussehen musste, wie er so dasaß und das missbilligende Kräuseln seiner Lippen und den tödlichen Blick in seinen Augen nicht verbergen konnte. Wenn man alles zusammennahm, sah es mit Sicherheit aus, als würde er sein Eigentum beschützen.
Was er natürlich nicht tat.
Außerdem wusste er aus Erfahrung, wie Draco aussah, wenn ihm jemand gerade das Hirn weggeknutscht hatte. Das machte die Situation aber auch nicht besser. Schließlich hob Seamus sein Kinn ein wenig und lächelte vorsichtig, woraufhin Harry blinzelte und Seamus zu kichern begann. Als Seamus ihnen beiden auch noch zuzwinkerte, bevor er sich auf seinen Platz zurückzog, spürte Harry, wie Draco sich erneut in seinen Armen verkrampfte.
„Was sollte das denn?", fragte Draco daraufhin. Er drehte sich leicht zu Harry, um ihm in die Augen zu sehen, doch dieser zuckte bloß die Schultern.
Malfoy zog argwöhnisch eine Augenbraue hoch, drehte sich aber wieder in Richtung Kreis und lehnte sich etwas entspannter bei Harry an. Ein paar Runden lang schafften sie es, so sitzen zu bleiben, aber dann wurde Harry langweilig und Draco begann wieder, sich hin und her zu wälzen.
Harry sah dies als Einladung, seine Hand wieder unter Malfoys Hemd verschwinden zu lassen. Ein wenig überrascht war er schon, als die einzige Reaktion darauf war, dass Draco sich noch gelöster gegen ihn lehnte. Dann zeichnete Draco auf einmal mit der einen Hand ziellose Muster auf seinem Schenkel, während er seine andere Hand auf Harrys inaktive legte.
„M-Malfoy", stammelte Harry flüsternd.
Ein kurzer Blick in die Runde bestätigte, dass niemand ihnen Beachtung schenkte.
„Was?", entgegnete Draco, etwas überheblich klingend. „Du darfst mich anfassen, aber ich dich nicht?"
Dracos Hand rutschte tiefer, und er griff schließlich ein wenig hinter sich, so dass er die Innenseite von Harrys Schenkel kneten konnte. Harry schluckte; seine Beine spreizten sich gegen seinen Willen weiter und er rutschte tiefer an der Wand herunter, zog Draco dabei mit sich.
„Glaubst du, dass du still sein kannst?", fragte Draco leise, während seine Finger bereits Harrys Erektion nachzeichneten.
Harry nickte umgehend gegen Malfoys Schulter. Das Spiel lief indessen um sie herum weiter.
„Kannst du's denn?", feixte Harry. Seine Mundwinkel zuckten auf Malfoys Hals, wodurch der Blonde prompt inne hielt. „Du bist schließlich derjenige, den sie sehen werden."
Damit ließ er seine Finger unter den Bund von Malfoys Hose wandern. Er spürte wie der Slytherin hastig die Luft anhielt und öffnete flink dessen Reißverschluss.
„Potter", zischte Malfoy, dessen Knie hochschnellten, um Harrys Hände zu verdecken.
Als Antwort saugte Harry zaghaft an Dracos Halsbeuge, wodurch dieser erschauernd ausatmete. Seine Hand wanderte in Dracos Boxershorts, und als sich seine Finger um die inzwischen vertraute, warme und samtige Haut von Dracos Glied schlossen, stockte Draco der Atem. Langsam begann Harry ihn zu streicheln, und mit einem kleinen Stoß seiner eigenen Hüften setzte er auch Malfoy wieder in Bewegung. Harry wusste, dass es unbequem für Draco sein musste, hinter sich zu greifen, aber das war ihm in diesem Moment völlig egal. Er spürte wie Finger seinen Reißverschluss öffneten und hineingriffen, um seine Erektion zu streicheln, und er musste ein Stöhnen hinunterwürgen.
Ein Teil von Harry war beschämt durch das, was sie da taten, und beinahe erstarrt vor Angst, dass jemand sie sehen würde. Der andere Teil wollte, dass sich alle herumdrehten und zuschauten.
Auch Malfoy gelang es nur mit Mühe, seine Knie oben zu halten, damit niemand etwas sehen konnte, denn eigentlich wollte er bloß seine Beine spreizen und nach oben in Harrys Hand stoßen.
Mit zitterndem Atem, die Augen krampfhaft offen gehalten, streichelten sie sich mit hastigen Handbewegungen und brachten sich dabei kurz davor, in ihrer Hose zu kommen.
Irgendein Teil von Harry fiel jedoch die Ruhe in der Gruppe auf, das Gähnen von jemandem, das die Stille durchbrach, und er riss seine Hand ruckartig aus Dracos Hose, zog dabei ungeschickt dessen Reißverschluss wieder hoch.
„Ah... was – was soll den jetzt dieser Unfug?", keuchte Draco, die Augen weit aufgerissen.
Sein Timing war perfekt, denn genau in diesem Augenblick sah Pansy zu ihnen herüber.
„Wie geht's euch beiden denn da drüben?", fragte sie fröhlich.
Das einzige, wozu sie gerade fähig waren, war schuldbewusst in ihre Richtung zu schauen und währenddessen gelangweilt zu wirken. Dracos Hand schlug vor Harrys Schritt auf den Boden, so dass er sich beim Aufstehen abstützen konnte, während Harry rasch seine eigene Hose wieder zumachte.
„Langweilig", brachte Draco schleppend hervor, wobei er hoffte, dass seine Wangen nicht so sehr glühten wie es sich anfühlte.
Harry nickte zustimmend.
„Nun, ich glaub wir sind hier sowieso fertig", bemerkte Pansy, während sie sich fragend zum Rest der Runde drehte. Die meisten nickten oder wisperten zustimmend. „Also, kommst du jetzt, oder möchtet ihr wieder die ganze Nacht hier verbringen?"
Dieses Mal war Draco sich sicher, dass seine Wangen rot glühten.
Harry hingegen strich sich bedächtig durchs Haar. „Mein Bett ist doch etwas bequemer als der Boden", meinte er, als er Draco vorsichtig aus dem Weg schob und aufstand. Er vergewisserte sich, dass sein Hemd den größten Teil seiner Hose bedeckte. „Ich mach' mich auf die Socken. Ron, Hermine, kommt ihr auch?"
Beide nickten und standen auf, um ihm zu folgen. Harry machte sich auf den Weg Richtung Tür, doch bevor er ging, fanden seine Augen ein weiteres Mal Malfoy, der auch gerade aufgestanden war und nun sein Hemd glättete. Ihm fiel auf, was sich auch unter Dracos Hemd abzuzeichnen schien. Malfoy bemerkte seinen Blick und zog eine Augenbraue hoch, und für den Moment wusste Harry nicht, was er tun sollte.
Schließlich entschied er sich für ein zaghaftes Lächeln. Als Draco ihm zuzwinkerte, hob er das Kinn ein wenig und zwinkerte zurück. Harry beobachtete, wie sich die Mundwinkel des Blonden kraus zogen, bevor sie sich zu einem Grinsen ausbreiteten, und auch Harry verließ den Raum mit einem Lächeln auf den Lippen.
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