A/N: Hallo, ihr alle, ich bin wieder da mit dem Sequel, auf das ihr alle schon gewartet habt! ...oder zumindest nehme ich an, dass ihr darauf gewartet habt – all diese Reviews, in denen ihr mich gebeten habt, mit dem Hochladen dieser Story zu beginnen... Es fühlt sich wirklich gut an, so viele Reviews zu bekommen, auch noch nachdem das letzte Kapitel von „Der größte Skandal in der Geschichte von Hogwarts" schon so lange gepostet wurde. (In Zukunft werde ich mich auf diese Story mit DgSidGvH oder einfach Der größte Skandal beziehen.)
Ich muss euch sagen, dass ihr mit eurem Enthusiasmus für den größten Skandal ein enormes Gewicht auf meine Schultern geladen habt. Ja, ein wirklich immenses Gewicht, weil ich den Standard dieser Geschichte erreichen musste – ich etwas genauso gutes oder noch besseres schreiben musste – und ich bin mir nicht sicher, ob es mir gelungen ist oder nicht. Das ist etwas, das ihr mir sagen müsst. (Das bedeutet: reviewt, reviewt, reviewt! ;-)
Ich muss euch außerdem sagen, dass diese Geschichte ein kleines bisschen düsterer als die Erste ist und die hauptsächliche Bedeutung mehr in den Gefühlen als in der Action liegt (obwohl, ich nicht glaube, dass es zu gefühlsduselig zugehen wird – ich hasse Gefühlsduseleien!) In dieser Fanfiction wird Harry nicht der zauberstabschwingende Retter sein – ich werde tiefer in seinen Charakter eintauchen (und ich hoffe, ich hab das nicht vermasselt!) Einige Szenen dürften wohl zwischen PG-13 und R schwanken, aber sie werden nie wirklich das R-Rating erreichen. (Kein ausdrücklicher Sex und keine ausdrückliche Gewalttätigkeit, versprochen!) Diese Story wird ein bisschen länger sein als die erste. (Ein paar von euch haben sich beschwert, dass 34 Kapitel nicht genug waren!)
Ich war in einer ziemlichen Zwickmühle, was das Genre der Fanfiction betrifft – schließlich hab ich mich für Romance/Suspense entschieden, aber die Geschichte wird beinahe auf jedes Genre zutreffen: Humor, Drama, Angst, Adventure, Fantasy, Mystery usw. (Aber mit mehr Drama und Angst als im größten Skandal.)
Vergesst nicht, dass ich (Ü/N: die Autorin, nicht die Übersetzerin, wohl gemerkt) immer noch Ungarin bin (und einen Hornschwanz-Drachen in meinem Garten angekettet habe), also könnten mir Grammatik- und Ausdrucksfehler unterlaufen. (Ü/N: Bei mir schließe ich das aus, zumal Deutsch meine Muttersprache ist und ich eine wunderbare Betaleserin habe – hiermit ein riesiges Danke an Rivka!)
An all jene, die meine erste Geschichte nicht gelesen haben, aber diese gerne lesen würden: Ich rate euch, Der größte Skandal in der Geschichte von Hogwarts zuerst zu lesen, weil ich mich auf Ereignisse beziehen werde, die in dieser Geschichte passiert sind.
An meine treuen Leser – eine kleine Erinnerung:
Voldemort starb, als Ginny sich für Harry in Stonehenge aufgeopfert hatte. Harry brachte sie mit der Fackel des grünen Lichts, die in der Kufu Pyramide in Ägypten war, wieder zurück. Diese Fackel gehörte einst Apophys, dem Schlangengott.
Am Ende des großen Skandals sagte Ginny Harry, dass sie mit einem zweiten Kind schwanger war. Fleur erwartete ebenfalls ein Kind von Bill. Dudley heiratete Millicent Bulstrode. Petunia und Vernon bekamen einen Jungen namens David, dessen Name im Hogwarts Pergament-Buch aufschien.
Neville hat seine Eltern zurückbekommen (sie sind nicht mehr verrückt) und er ist ein großer Quidditchspieler geworden, der jetzt für die Wimbourner Wespen spielt.
Lucius Malfoy war eine Zeit lang verrückt (weil Voldemort ihn mit dem Cruciatus gefoltert hatte), aber jetzt geht es ihm wieder gut.
Hermine heiratete Ron und wurde Lehrerin für Arithmantik in Hogwarts. Ron eröffnete ein Besengeschäft in Hogsmeade, nachdem die Weasleys dank einem Niffler, der unter dem Fuchsbau eine riesige Kiste voll Gold gefunden hatte, reich geworden waren.
Harry und Malfoy haben sich so was wie versöhnt und mussten Hogwarts für ein weiteres Jahr besuchen, weil keiner der beiden das ganze siebte Jahr in der Schule verbracht hatte. Harry war in seinem letzten Schuljahr in Ginnys Klasse. (Während dem Schuljahr passten Molly und Arthur auf Harrys und Ginnys Tochter Lily auf.)
Jetzt haben Harry und Ginny die Schule abgeschlossen und leben gemeinsam mit Lily in Sirius' Haus.
Na ja, ich glaube, das ist alles, ich hoffe, ihr erinnert euch an mehr als das ;-)
Disclaimer: J.K. Rowling ist die ‚Mutter' der Harry Potter Charaktere, ich passe nur eine Weile auf sie auf. (Ü/N: Und AgiVega ist die ‚Mutter' dieser großartigen Geschichte, ich bin nur die Übersetzerin und verbeuge mich tief vor der wunderbaren Autorin!)
Ü/N: Wo wir schon dabei sind, möchte ich der lieben Rivka ein riesengroßes Danke sagen, dass sie so lange durchgehalten und gewartet hat und mir die Geschichte so fleißig beta liest. DANKE! Und ein ebenso großes DANKE geht an meine Kollegin und Beraterin Joanna, die sich angeboten hat, mir hin und wieder ein Kapitel zu übersetzen, damit es schnellere Updates gibt. Fühlt euch geknuddelt!
Und nun, auf zum ersten Kapitel – habt Spaß und vergesst nicht zu reviewen!
Die größte Schande, die ein Zauberer ertragen kann
written by AgiVega
translated by Zutzi alias Susi
Kapitel 01
Drei Männer und ein Baby
21. Juli 1999
„Uuuuuuuund Longbottom hat den Schnatz!", kam die Stimme des Kommentators durch das magische Mikrofon.
Die Wimbourner Wespen hatten das Match gewonnen – das vierte Spiel mit Neville als Sucher.
Sobald es dem jungen Mann gelungen war, vor den jubelnden Fans zu flüchten, kam ein anderer junger Mann mit rabenschwarzem Haar auf ihn zu.
„Gut geflogen, Neville."
„Danke, Harry."
„Ich befürchte schon, dass ich gegen dich spielen muss." Harry lächelte.
„Du übertreibst." Neville grinste. „Es wäre mir nie gelungen, das alles so gut zu performen, wenn das Wetter nicht so ideal gewesen wäre."
„Das Wetter?" Harry unterdrückte ein Lachen. „Ja, es ist schön und klar... doch Professor Trelawney hat vorausgesagt, dass es heute hageln würde..."
„Die gute, alte Trelawney..." Neville grinste. „Ich hätte nie gedacht, dass sie sich für den Halbzeitjob als Meteorologin für die Hexenwoche bewerben würde. Dort kann sie nichts und niemandem Schaden zufügen – sie ist bloß eine weitere Meteorologin, die es nie zustande bringt, das wirkliche Wetter vorherzusagen. Ich war wirklich überrascht, als ich hörte, dass sie sich für diesen Job beworben hatte. Ich schätze, sie war über die Sommerferien zu Tode gelangweilt..."
„Ja... Sie hatte niemanden, dessen Tod sie vorhersagen konnte...", fügte Harry hinzu. „Jeder könnte eine bessere Seherin sein als sie."
„Sogar ich?", fragte Neville dümmlich. „Ähm, übrigens, wann beginnst du bei Puddlemere United?" (Ü/N: Eintracht Pfützensee... Einen schlimmeren Namen gibt's echt nicht, darum heißt die Mannschaft bei mir wie im Original.)
„Nächsten Sommer. Ich muss noch eine Menge erledigen, bevor ich meine Karriere als professioneller Quidditchspieler starte."
„Eine Menge, ja?"
„Ja... Zu aller erst: meine Familie."
Neville nickte mit einem wehmütigen Lächeln. Tief in seinem Herzen empfand er noch immer etwas für Ginny Weasley – korrigiere, für Ginny Potter – aber er war sich bewusst, dass sie nur mit Harry glücklich sein konnte. Und Neville, der einfach nur Neville war, wünschte ihnen alles Glück dieser Welt.
„Wann ist der jüngste Potter fällig?", fragte er.
„In etwa einem Monat." Harry strahlte ihn an. „Kannst du es glauben, Neville? In zehn Tagen werde ich 19 und bald werde ich zweifacher Vater sein!"
„Na ja, niemand kann dir vorwerfen, dass du nicht schnell genug warst...", bemerkte der junge Longbottom etwas sarkastisch. „Dein Sohn... ähm, er wurde ebenfalls vor der Hochzeit gezeugt, oder?"
Harrys Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Ist das denn so offensichtlich?"
„Kräuterkunde mag zwar das einzige Fach gewesen sein, in dem ich gut war, aber addieren und subtrahieren kann ich trotzdem... obwohl, ich nicht gerade vorschlagen würde, dass du mich etwas über Logarithmen fragst..." Er steckte den Schnatz zurück in die Kiste, in der sich bereits der Quaffel und die zwei Klatscher befanden. „Also, wirst du wieder mit Oliver Wood spielen?"
„Es sieht so aus." Harry nickte. „Ron war ein bisschen enttäuscht, als ich das Angebot der Chudley Cannons zurückwies."
„Ah, Ron." Neville nickte. „Lebt er glücklich mit seiner rechthaberischen kleinen Frau?"
„Ja, zum Glück. Sie streiten sich ständig, aber du kennst sie ja... Sie könnten nicht einmal existieren, ohne sich zu streiten."
„Läuft Rons Geschäft gut?"
„Oh ja doch. Die halbe Zaubererschaft aus ganz Großbritannien kauft oder lässt ihre Besen in Rons Geschäft reparieren. Hermine sagt, er legt zu viele Überstunden ein und sie könnte Recht haben. Ich war schon froh, als es ihr gelungen war, ihn zu überzeugen, sich eine Woche lang frei zu nehmen... Aber rate mal, was er während seiner Ferien gemacht hat!"
„Keine Ahnung." Neville schüttelte den Kopf.
„Er hat die Hecken auf Black Manor geschnitten."
„Was?" Longbottoms Augen weiteten sich. „Er gärtnert?"
„Uh-huh. Er gärtnert und kommt jeden Tag nach Hause, als ob er sich im Schmutz gewälzt hätte... Zumindest kann Hermine ihm nun immer wieder sagen, dass ‚du übrigens Dreck an der Nase hast, hast du das gewusst?'"
„Huh?" Neville zwinkerte, da er ja nicht in ihrem Abteil im Hogwarts Express gewesen war, als Hermine Rons Aussehen zum aller ersten Mal kritisiert hatte. Nun schien das schon Ewigkeiten zurückzuliegen... Als ob es im vorigen Leben passiert wäre...
Acht Jahre waren vergangen, seit Harry Potter erfahren hatte, dass er ein Zauberer war. Acht Jahre voller Abenteuer, Gefahr, Trauer, Gelächter und Liebe... und nun war er ein richtiger Zauberer. Ein Zauberer, dessen 19 Lebensjahre ihn viel weiser gemacht hatten, als es andere Leute mit 70 waren.
Nachdem er seine Eltern verloren hatte, als Waise aufgewachsen war, von Lord Voldemort achtzehn Jahre lang verfolgt worden war, schien das Leben des Harry Potter endlich... Frieden gefunden zu haben. Frieden?
Sicher, er hatte Freunde, seinen Traumjob, tausende Verehrer(innen) und am wichtigsten von allem: er hatte eine Frau und eine Tochter, um die er sich kümmerte.
Das Leben schien perfekt zu sein. Zu perfekt.
Mit einem lauten Plop apparierte Ron neben ihnen. Er trug eine Gärtnerhose und einen Strohhut, während er in einer Hand eine Schaufel hielt. „Harry!", schrie er. „Das Baby kommt!"
„Was? Der Termin ist doch erst Mitte August!"
„Komm mit und sag es ihm persönlich!", sagte Ron in einem sarkastischen Tonfall. Er schwang dabei seine Schaufel in irren Bewegungen durch die Luft.
„Hey, stich mit diesem Ding wo anders hin, ich brauche alle zwei Augen, um den Schnatz zu sehen!", sagte Neville.
„Entschuldige." Ron wischte sich die linke Hand an seiner Hose ab, während er sich Harry zuwandte. „Willst du endlich kommen oder sollen wir hier stehen bleiben und plaudern?"
„Oh, natürlich, ähm, Neville, muss gehen, bye!", antwortete Harry hastig, bevor sie beide disapparierten.
Neville stieß einen Seufzer aus und kehrte zurück, zu den Umkleiden.
Als Ron und Harry in die Halle von Black Manor apparierten (einem riesigen und eleganten viktorianischen Gebäude, das seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Besitz der Black Familie gewesen war), rannte Sirius die Treppe herunter, um sie zu begrüßen – mit einem ziemlich verzweifelten Gesichtsausdruck.
„Endlich seid ihr da! Kommt schon!" Er schnappte den Ärmel von Harrys Robe und begann, ihn die Treppe hinauf zu zerren, wobei er nicht eine Sekunde lang zu reden aufhörte. „Ich dachte, du wärst uns schon wieder verloren gegangen, Ron hat schon so lange nach dir gesucht, aber Gott sei Dank, du bist hier, du bist ja schließlich der Vater, also hilf du ihr bei der Geburt..."
„WAS?" Harrys Augen weiteten sich. „Ihr – helfen – bei – was?"
„Bei der Geburt, Harry, der Geburt!", sagte Sirius.
„Warum ich? Warum bringen wir sie nicht ins St. Mungo?"
„Weil dafür keine Zeit mehr bleibt! Alles hat so plötzlich begonnen und es bleibt uns wirklich keine Zeit mehr, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Wir können sie jetzt nicht auf einen Besen setzen, oder? Und du weißt, dass das Apparieren für schwangere Frauen extrem gefährlich ist – sie könnten das Kind splintern! Und Portschlüssel würde ich in ihrem Zustand auch keinen benützen wollen."
„Ich weiß, ich weiß, aber... wo ist Hermine? Sie könnte Ginny doch helfen!"
„Sie hat eine Eil-Eule aus Russland bekommen und musste fort. Sie wird bis morgen nicht zurückkommen und das Baby wird höchstwahrscheinlich nicht auf ihre Rückkehr warten!"
„Dann... Mrs. Weasley? Ich… ich könnte zu ihr gehen und sie bitten, zu kommen, und..."
„Nein, sie kann nicht. Bills und Fleurs Kind ist krank geworden und sie ist bei ihr im St. Mungo, richtig, Ron?"
„Ja...", nickte Ron. „Sie hat am Morgen eine Eule geschickt, weil mit Yvette etwas nicht stimmt. Mum ist mit ihr im Krankenhaus, sie konnte nicht einmal Bill und Fleur benachrichtigen, die ja... ach, wer zur Hölle weiß schon, wo die gerade sind? In Frankreich vielleicht, oder in Peru?"
„Bleibt immer noch Dinky", sagte Harry. „Sie ist eine weibliche Elfe, sie könnte..." Er beendete seinen Satz nicht, als er sah, dass sowohl Sirius als auch Ron wie verrückt die Köpfe schüttelten. „Was ist mit ihr passiert?", grummelte er.
„Sie ist vor zwei Stunden nach Hogwarts aufgebrochen. Besucht Dobby. Sie ist seine Cousine, weißt du?" Ron zuckte die Schultern.
„Oh nein..." Harry seufzte. „Bleiben nur noch..."
„Wir drei übrig." Sirius nickte nervös. „Zumindest ist Ron ein Experte, nicht wahr, Ron?"
„Ron?" Harry hob eine Augenbraue.
„ICH?" Ron blinzelte.
„Ja, du", sagte Sirius. „Du hast gesagt, dass du dabei warst, als Lily geboren wurde."
„Das ist wahr, aber... Ich habe eigentlich nicht dabei zugeschaut, wisst ihr... Ich hab Ginny nur Mut gemacht..."
„Dann tust du eben jetzt dasselbe, und Harry macht den Rest", beschloss Sirius, öffnete eine Tür und schob Harry ins Zimmer.
„Zumindest lässt du dich dieses Mal dazu herab, hier aufzutauchen!", schrie eine wütende Mrs. Potter Harry an, der über die Türschwelle stolperte und mit dem Gesicht voran auf den Boden fiel.
„Ähm, Ginny, Liebling?", sagte Harry auf allen Vieren, nachdem er seinen Kopf gehoben hatte, um ihren Blick zu erwidern. „Geht's dir gut?"
„Oh, sicher, alles in Ordnung, hab mich nie besser gefühlt!", spuckte Ginny aus, die am Fensterrahmen lehnte und ihre Augen zupresste, als eine Wehe kam.
„Oh Gott, kann... kann ich dir irgendwie helfen?" Harry näherte sich ihr.
„Wenn du die Zeit beschleunigen könntest, sodass das schon vorbei wäre... oder zaubere das Baby einfach aus mir heraus...", antwortete sie, während sie es zuließ, dass er sie auf seine Arme nahm und sie hinüber zum Bett trug.
„Es tut mir Leid, Liebling... Sogar ein Zauberer kennt Grenzen." Harry versuchte, sie anzulächeln, aber es gelang ihm nur ein Grinsen.
„Grins nicht so, Harry Potter! Du hast mich schließlich in diesen Zustand gebracht... schon zum zweiten Mal!" Sie lehnte sich zurück in die Kissen. „Ich verstehe nicht einmal, warum ich es zugelassen hab, dass du das noch einmal machst... Autsch!"
„Himmel, kommen die Schmerzen ein bisschen zu häufig, Sweetheart?" Harry runzelte die Stirn.
„Ein bisschen zu häufig, huh? Sie kommen schon jede Minute! Dein Sohn scheint ein bisschen ungeduldig zu sein."
„Er ist auch dein Sohn", lächelte Harry.
„Als ob ich das vergessen könnte..." Sie biss vor Schmerz die Zähne zusammen.
„Ron! Sirius!" Harry sprang auf und lief zur Tür. „Was zur Hölle macht ihr dort draußen, wenn hier herinnen Menschenleben auf dem Spiel stehen?"
„Menschenleben?" Ron erbleichte. „Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass Ginny wieder in Lebensgefahr schwebt?"
„Nicht sie – ich! Sie ist nahe dran, mich umzubringen!", rief Harry mit so einem Entsetzen auf dem Gesicht, dass Sirius lachen musste.
„Du lachst mich aus?" Harry schnappte nach Luft.
„Nein, nicht wirklich..." Sirius versuchte, sein Lächeln zu verbergen.
„Gut. Dann holt heißes Wasser und Handtücher und... Was zur Hölle benützen die Leute im Kreißsaal immer?" Der junge Vater war kurz vor dem Ausrasten.
„Keine Ahnung. War noch nie eine Hebamme", sagte Ron.
„Dann geh und wasch dich, weil ich werde dich sonst nicht in die Nähe meiner Frau lassen, so ein riesiger Schmutzhaufen, wie du es gerade bist!", schrie Harry und schlug vor seinem Freund und seinem Patenonkel die Tür zu.
„Ein bisschen nervös ist er, oder?" Ron zog eine Grimasse. „Ich will mir gar nicht vorstellen, wie er sich benommen hätte, wenn er da gewesen wäre, als Lily geboren wurde. Ich glaube, er hätte Madame Pomfrey verrückt gemacht."
„Uh, ja, könnte stimmen." Black nickte. „Ich schätze, ich werde das Wasser holen, bevor er mich mit einem Fluch belegt..."
„Okay, und ich...", begann Ron, aber er konnte den Satz nicht beenden, da er ein Kind weinen hörte. „Lily ist aufgewacht! Ich werde sie holen gehen und du geh einfach und... oh, verdammte Hölle... tu, was du willst!" Und damit rannte er davon und in Richtung Lily Potters Zimmer.
„Ist schon gut, Ginny... ist schon gut..." Harry sprach einen Kühlungszauber über seine schwitzende Frau aus.
„Nein, es ist NICHT gut!", stöhnte sie. „Massier... massier mir den Rücken, Harry, das wird helfen."
Er begann, sie so enthusiastisch zu massieren, dass er ebenfalls ins Schwitzen geriet. „Jetzt glaube ich, dass ich auch einen Kühlungszauber gebrauchen könnte", grinste er.
„Harry... wechsle mir das Nachthemd, es ist total durchgeschwitzt", flüsterte sie und wischte sich über die Stirn. Er lief zum Schrank.
„Nachthemd, Nachthemd... Wo ist so ein verdammtes Nachthemd?" Er begann, die Sachen aus dem Schrank zu werfen. „Unterhosen, Socken, ein BH, ein... was weiß ich, was das ist, ein Shirt, oh, hier ist es!" Er eilte zurück zu seiner Frau und half ihr aus den Kleidern, dann half er ihr in das trockene Nachthemd. „Puh, zu gebären ist viel ermüdender, als ich es mir vorgestellt hätte", seufzte er und ließ sich in einen Sessel fallen.
„Wasser! Ich brauche Wasser! Ich sterbe vor Durst!", rief Ginny.
Harry sprang auf, lief in das anschließende Badezimmer und eilte mit einem Glas Wasser in der Hand zurück zu ihr.
„Huh... Zumindest hat sich Lily beruhigt." Ron betrat das Zimmer. „Ich hab sie gefüttert und in den Schlaf gesungen, jetzt wird sie nicht mehr..." Er konnte den Satz nicht beenden, weil das kleine Mädchen wieder zu schreien begann. „Oh nein! Was ist denn schon wieder mit ihr los?"
„Vielleicht...", Ginny schnappte nach Luft, „...hast du vergessen, ihre Windel zu wechseln. Los, geh und mach das!"
Ron machte ein saures Gesicht und ging los.
„Die Kühlungszauber sind nicht genug, Harry", sagte sie nach ein paar Minuten. „Ich brauche einen kalten Umschlag für meine Stirn!"
„Aye, aye, Captain!" Harry kam müde auf die Beine und machte sich wieder auf den Weg ins Badezimmer.
Als er mit einem nassen Handtuch zurückkam, sah er, wie sich Ginnys Gesicht vor Schmerz verzog.
„Oh, Harry, ich glaube...", flüsterte sie mühsam, „...oh-oh... Er kommt..."
„Was?" Harry sprang zu ihr und hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Überall war Blut... Er hörte kaum, wie sich die Tür öffnete und Ron hereinkam. „Gerade rechtzeitig, Ron... ich glaube, ich falle in Ohnmacht", sagte er und wurde bewusstlos.
„HARRY!", schrie Ginny und versuchte, sich aufzusetzen, aber sie konnte es einfach nicht.
„Kümmere dich nicht um ihn, ihm geht es gut!" Ron eilte zu ihr. „Oh mein Gott! Gleich ist es so weit, nicht wahr?"
„Sieht so aus... Hilf mir, Ron!", wimmerte seine Schwester.
„Aber ich habe keine Ahnung wie...", begann er, nur um von Ginnys Hand auf seinem Mund ruhig gestellt zu werden.
„Tu es einfach!", sagte sie.
„Ooooooh... Was ist passiert?" Harry setzte sich langsam auf und rieb sich den Kopf.
„Noch nichts, aber bald wird was passieren", kommentierte Ron. Er sah, dass sein Freund schon wieder kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren. „Oh, komm schon, Harry, sei ein Mann!"
„Ich versuche es. Oh, verschwinde, Abu!", schrie Harry den Affen an, der gerade durch das offene Fenster gesprungen war.
Abu schenkte ihm eine wütende Kreischtirade und verschwand auf dieselbe Art, wie er gekommen war.
„Verdammt, ich hab seine Gefühle verletzt", schmollte Harry.
„Himmel Donnerwetter, Mann!", schrie Ron. „Kümmere dich jetzt um Ginny!"
„Oh." Harry nickte und stolperte zu Ginny. „Was soll ich tun?"
„Halte ihre Hand", grummelte Ron. „Das ist alles was du tun kannst, wie es aussieht."
„In Ordnung." Harry streckte seine Hand nach der rechten Hand seiner Frau aus. „Drück nur zu, wenn du willst."
Und das tat sie auch. Harry dachte, dass mindestens zwei seiner Finger gebrochen waren. „Entschuldige."
„Ist egal... drück einfach zu", sagte er.
„Und pressen", fügte Ron hinzu.
Sie tat beides.
Sirius war gerade dabei, das Zimmer mit einer Schüssel voll heißem Wasser zu betreten, als er den Schrei eines Babys hörte. Dieses Mal war es nicht Lily.
„Wo warst du mit dem Wasser?", fragte Ron, während er seinen Zauberstab auf die Nabelschnur gerichtet hatte, um sie mit einem Zerteilungszauber durchzutrennen.
„Musste es erst heiß machen...", murmelte Sirius. „Wie geht es dir?"
„Na ja... Außer, dass ich ein paar gebrochene Finger habe..." Harry massierte sich die Hand.
„Nicht du! Ginny!", sagte sein Patenonkel.
„Gut, danke", lächelte sie. Sie sah Ron zu, wie er das Baby in dem Wasser wusch, das Sirius gebracht hatte. „Es war schließlich und endlich doch nicht so furchtbar... Aber es wäre viel leichter gewesen, wenn ihr mir schneller geholfen hättet, Jungs." Harry und Ron wechselten saure Blicke.
Als Ron das Baby an seine Mutter übergab, platzten Fred und George durch die Tür und atmeten schwer. „GINNY!", riefen sie.
„Hallo, Jungs", grüßte sie die junge Mutter mit einem strahlenden Lächeln.
„Haben es gerade erfahren... Haben Neville getroffen... Hat uns gesagt, dass das Baby kommt...", plapperte George.
„Und er ist schon da, wie ich sehe", kommentierte Fred, der das kleine Bündel in Ginnys Armbeuge beäugte. „Awwwww... Wie süß... Weißt du das, Kleiner? Wenn Mami und Daddy mal keine Zeit haben, werden Onkel Fred und Onkel George auf dich aufpassen..."
„...und dir beibringen, wie man der größte magische Unruhestifter wird, den Hogwarts je gesehen hat!", fügte George hinzu.
„Das wagt ihr nicht..." Ginny zog ihre Augenbrauen zusammen. „Mein Sohn wird nicht mitten in der Nacht durch die Korridore streifen und Unheil anrichten!"
„Natürlich wird er nicht allein gehen... Er wird mit deiner Tochter unterwegs sein!" George grinste.
„Hast du das gehört, Harry? Sie planen bereits, wie sie unsere Kinder verderben können!"
„Das macht mir eigentlich nichts aus", antwortete Harry. Er erinnerte sich immer noch an Lupins Worte am Ende seines dritten Schuljahres: „James wäre zutiefst enttäuscht gewesen, wenn sein Sohn nie eine der geheimen Gänge aus dem Schloss hinaus gefunden hätte." Irgendwie fühlte Harry dasselbe: Er fühlte, dass er enttäuscht wäre, wenn sein Sohn nicht ein genauso großer Unruhestifter würde wie er und Ron es gewesen waren. „Das macht mir wirklich nichts."
„Und wie lautet der Name dieses hübschen, jungen Zauberers?", fragte Fred.
Harry sah hinunter auf seinen neugeborenen Sohn. Er hatte mit Ginny vereinbart, dass er den Namen für das Baby aussuchen würde – schließlich hatte Ginny Lilys Namen ausgesucht. Obwohl er etwas früh geboren war, sah das Baby total gesund aus und hatte eine starke Stimme. Ich schätze, wir werden eine Weile das Schlafen aufgeben müssen... Mit dieser voluminösen Stimme wird er uns sicher keine Minute lang in Frieden lassen... So wie ein kleines, brüllendes Löwenjunge... Sein Sternzeichen ist ebenfalls Löwe... Sein Blick traf den von Fred und ein großes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Er heißt Daniel. Daniel Leonard Potter."
A/N: Ja, ich hab das Baby nach Daniel Radcliffe benannt! Ich hoffe, euch hat Kapitel eins gefallen – der nächste Teil kommt bald.
