Kapitel 6
Die Kunde von Ronalds Tod holte Hermine erst einige Tage danach ein. Eine alte Frau erzählte ihr, dass Ronalds Mutter, erbost über die Ermordung ihrer Brüder, ihrerseits ihren Sohn hat ermorden lassen. Die alte Frau erzählte all dies, als ob es nicht um den Tod eines Menschen ging, sondern um eine freudige Nachricht und Hermine konnte nur mühevoll verhindern, dass sie sich erbrach. Doch die Alte merkte Hermine ihr Unwohlsein nicht an und redete munter weiter.
Noch immer trug sie das schwarze Fell des unheilvollen Keilers bei sich und hätte Ronald ihr nicht diesen Schwur abgenommen, so hätte sie nicht gezögert sich desselbigen sofort zu entledigen. So aber geschah es, dass ihr Schicksal sie wieder mit ihrem Vater zusammen brachte, welcher sie zurück zu sich nach Hause holen wollte, nachdem er von ihren ruhmvollen Taten gehört hatte.
Hermine war ihr Vater egal, seine Arroganz und Grobheit widerten sie an. Aber die Aussicht auf die liebende zärtliche Mutter, die ihr in ihrer Jugend so gefehlt hatte, lies Hermine ohne weiter darüber nachzudenken dem Vater folgen. Ihre Mutter brach in Tränen aus, als sie endlich ankamen und umarmte sie mit aller Kraft.
Sie weinte während ihrer Ankunft und sie weinte während sie Hermine erzählte, was ihr Vater mit ihr und auch all den anderen Mädchen vor ihr gemacht hatte und Hermines Grimm gegen den Vater wuchs noch weiter.
Dieser zeigte sich jedoch relativ unbeeindruckt von dem Hass seiner Tochter, ja ignorierte diese gerade zu. Doch als er eines Tages zu ihr ging, um ihr mitzuteilen, dass er ihr einen Gatten erwählt hatte, verlor sie zum ersten Mal seit vielen Jahren ihre Selbstbeherrschung.
„Nie, niemals werde ich heiraten! Eher sterbe ich!" Der Vater ballte wütend seine Fäuste, dem Temperament seiner Tochter um nichts nachstehend. „Du tust gefälligst was ich sage, Hermine! Denkst du ich hätte dich nach Hause geholt, damit du von unserem Geld dir ein schönes Leben machen kannst?"
Hermine knirschte mit den Zähnen und trat einen Schritt auf ihren Vater zu, der sich seinerseits leicht vorbeugte, sodass ihre Gesichter auf der gleichen Höhe waren. „Fein! Ich werde heiraten! Aber der Bastard, der es wagt um meine Hand anzuhalten muss mich in einem Wettrennen besiegen! Verliert er, töte ich ihn mit eigener Hand!"
Der Vater richtete sich mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht wieder auf. Zwar hatte sich seine Tochter nicht ganz seinem Wunsch gefügt, aber letzten Endes hatte doch er die Oberhand gewonnen. Indes übersah er das verdächtige Funkeln in Hermines Augen. Denn sie wusste ganz genau, dass kein Mann mit ihr Schritt halten konnte, egal wie schnell er war. Denn sie war die Schnellste.
Der von ihrem Vater ausgewählte Bräutigam trat bereits am nächsten Tag gegen sie an, überzeugt, dass er gegen sie gewinnen würde. Er sollte sich irren. Und nach ihm irrten sich noch viele andere, die alle mit ihrem Leben für ihren Hochmut und Leichtglauben bezahlten. Bald wagte es keiner mehr um Hermines Hand anzuhalten und ihr Vater musste hilflos zusehen, sehr zu seiner Tochter Genugtuung.
Kapitel 7
„Das ist das Haus der Hermine Atalanta?" Der Junge nickte stürmisch, sein Blick auf das schöne Gesicht der Fremden fixiert. „Danke für deine Hilfe." Sie strich ihm kurz über sein Haar und der Geruch von Blumen schien ihn für den Bruchteil einer Sekunde zu umarmen, bevor sie ihre Hand wieder zurück zog und langsam auf die Holzhütte zuging.
Sie zog ihren Reiseumhang ein wenig fester um ihren zierlichen Körper und klopfte dann laut an die schwere Holztür, die sich bereits nach kurzer Zeit öffnete. In der Tür stand eine alte Frau, Cecilia, und als sie die schöne Unbekannte sah, weiteten sich ihre Augen ein wenig.
„Ich bin hier, um mit Hermines Vater zu sprechen. Ist er zugegen?" Wortlos öffnete die Alte die Tür weiter und deutete in die Richtung eines wuchtigen Tisches, hinter welchem Hermines Vater stand und desinteressiert aus dem Fenster starrte.
Die Frau lies sich durch seine Ignoranz nicht einschüchtern und schritt selbstbewusst zum Tisch und nahm direkt vor dem Mann Platz, sodass dieser gezwungen war ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Unwirsch sah er sie von oben bis unten an. „Was wollt Ihr? Ich kenne Euer Gesicht nicht."
„Mein Name ist Fleur Melanion. Ich bin gekommen, um um die Hand ihrer Tochter anzuhalten." Das Gesicht des Mannes spiegelte eine Reihe von Emotionen wieder, angefangen von Überraschung, Ekel und zu letzt Wut. Er schlug mit seiner gewaltigen Faust hart auf den Tisch, doch Fleur zuckte nicht mit der Wimper.
„Denkst du das ist lustig? Schau zu, dass du dich hinaus scherst, oder ich mache dir Beine!" Ungerührt verschwand Fleurs Hand in den Falten ihres Gewandes und als sie sie wieder hervor zog, hielt sie einen prallen Sack in ihrer Hand. Wortlos warf sie ihn vor die Faust auf die Tischplatte, wo er sich öffnete und Dutzende von kleinen Goldmünzen offenbarte.
Sein Mund öffnete sich, doch war er nicht im Stande auch nur einen Ton hervorzubringen. Fleur beobachtete ihn, eine Augenbraue gehoben und herablassend lächelnd. Wie leicht es doch war Menschen mit dem Glanz des Metalls zu beeindrucken. „Ich denke das ist genug. Haben wir eine Abmachung?"
Für einen Moment flackerte Gier in den Augen des Mannes, bei dem Gedanken an noch mehr Gold, aber als er Fleurs kalten Blick bemerkte, wusste er, dass er entweder dieses Geld nahm oder gar nichts bekommen würde. Seine Augen verengten sich. Er hatte es nicht gerne, wenn seine Autorität untergraben wurde, schon gar nicht von einer herablassenden Fremden. Aber das Geld und die damit einhergehende Macht über andere besiegte jeglichen Stolz, den er hatte und hastig raffte er das Geld zusammen und lies den Beutel sicher verschlossen in seiner Hosentasche verschwinden. „Einverstanden. Aber du weißt, dass du Hermine erst heiraten kannst, wenn du sie in einem Rennen besiegst?"
Fleur war bereits aufgestanden und wandte sich zum gehen. „Ist mir bewusst. Auf Wiedersehen." Und ohne noch einen Blick zurück zu werfen, war sie wieder verschwunden. In diesem Augenblick kam Hermine herein, einen Speer über die Schulter geworfen. „Es hat wieder jemand um deine Hand angehalten. Aber ich würde sagen du hast leichtes Spiel."
Hermine hob überrascht eine Augenbraue. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass noch mehr Männer ihr Leben geben wollten. „So? Kenn ich ihn?" Ihr Vater brach in lautes Lachen aus und schüttelte seinen Kopf. „Ihn? Nein, ihn kennst du sicher nicht."
Nachdem sie keine näheren Informationen bekam und es ihr eigentlich auch herzlich egal war, verlies Hermine das Haus um auf die Jagd zu gehen, ihr einziges Vergnügen. Sie musste nicht lange suchen, bis sie die Fährte eines Rehs gefunden hatte und bald hatte sie das Tier aufgestöbert, das gerade sein Haupt senkte, um aus einer kleinen Quelle zu trinken.
Geräuschlos bewegte Hermine in jahrelanger Erfahrung ihren Speer nach hinten, als das Tier plötzlich seine Ohren drehte und ruckartig den Kopf hochriss. Eine Bewegung in dem Busch neben dem Reh lenkte Hermines Aufmerksamkeit von dem Tier ab und sie hielt überrascht die Luft an, als aus dem Gestrüpp ein Wesen heraus stieg, das zwar wie eine Frau aussah, aber von unnatürlichem Glanz umgeben zu sein schien. Ihr langes blondes Haar reichte ihr bis zu den Hüften. Als die Frau sich zu dem Reh herunterbückte, das wie angewurzelt am selben Fleck stand, fielen ihre Haare vor und jetzt erst bemerkte Hermine, dass sie vollkommen nackt war.
Das Blut schoss in ihre Wangen und sie ging einen Schritt zurück, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch so schnell wie möglich zu verschwinden und dem Drang dieses wundersame Geschöpf weiterbetrachten zu können. Der unter ihrem Fuß zerbrechende Ast lies sie zusammenzucken und obwohl es kein lautes Geräusch gewesen war, blickte die Frau genau in ihre Richtung, als sie wieder aufsah. Hermine kauerte sich erschrocken tiefer auf den Boden und nach einigen Sekunden wandte die Frau ihr Gesicht wieder ab und begann sich zu waschen.
Das Wasser perlte von ihrer blassen Haut ab und mit langsamen, sinnlichen Bewegungen strich sie über ihren ganzen Körper, ihre Arme, Beine, Gesicht, Brüste…Hermine biss sich in ihren Arm, um das Stöhnen zu unterdrücken, das sich ihrer Kehle zu entringen drohte, doch die Hitze zwischen ihren Beinen und ihren ungewöhnlich schnellen Herzschlag konnte sie nicht ignorieren.
So leise sie konnte schlich Hermine weg von der Quelle und dem wunderschönen Wesen, das unmöglich ein Mensch hatte sein können. ‚Eine Göttin! Ich habe eine Göttin gesehen!' Ein tiefer Schreck erfasste Hermine, denn Götter waren leicht zu erzürnende Wesen. Bereits ein falsches Wort genügte um sich ihren Zorn zuziehen und sie hatte einem solchen Geschöpf beim Waschen zugesehen!
Als sie nach Hause kam, erzählte sie niemandem von ihrer Begegnung mit der Frau und auch als ihr Vater sie wegen der erfolglosen Jagd zu ärgern suchte, konnte sie nur mit stummer Wut in ihr Zimmer verschwinden. In dieser Nacht fand sie keinen Schlaf und als sie schließlich doch noch eindöste, kam sie in den Genuss ihr bis dahin völlig fremder Träume. Schließlich wachte sie schweißgebadet auf und die Feuchte zwischen ihren Schenkeln lies sie vor Scham erröten. Entschlossen griff sie nach ihrem Speer und hastete zu derselben Stelle an der Quelle, die sie am Tag davor gefunden hatte. Warum, wusste sie selbst nicht. Vielleicht hoffte sie einen Hinweis auf die Existenz der Göttin zu finden, oder sie vielleicht sogar selbst anzutreffen.
Aber nichts geschah. Nicht nach einer Stunde und auch nicht nach mehreren. Schließlich war es Mittag und die Hitze der Sonne trieb Hermine wieder zurück in die Kühle ihres Hauses, wo ihre Mutter sie bereits erwartete. „Vater hat dich gesucht. Er lässt dir ausrichten, dass du zur Mittagsstunde beim Tempel des Zeus sein sollst. Du wirst dort erwartet."
Hermine seufzte und legte den unbenutzten Speer ab. „Mein Herausforderer." Ihre Mutter nickte und umarmte sie kurz. „Viel Glück, Hermine." Hermine lächelte ihre Mutter dankbar an und machte sich dann auf den Weg. Es war bereits nach Mittag und als sie endlich ankam, wartete ihr Vater bereits ungeduldig auf sie.
„Wieso kommst du erst jetzt? Hast du keinerlei Respekt?" Hermine lachte trocken und band ihr Haare in einen lockeren Pferdeschwanz, damit ihre Haare sie nicht beim Laufen stören würden. „Respekt wofür? Dass mich irgendwelche Männer gegen meinen Willen heiraten wollen? Wenn du das meinst, dann nein, ich habe keinerlei Respekt."
Ihr Vater erwiderte nichts auf ihre freche Antwort und starrte stattdessen Richtung Tempel, der in tiefe Schatten getaucht war. „Wo ist denn nun der Mann, gegen den ich laufen soll?" Als sie keine Antwort bekam, folgte Hermine ihres Vaters Blick. Zuerst konnte sie nichts erkennen. Dann sprang ein zartes Reh die Stufen des Tempels herunter, bis es vor ihr zu stehen kam. Hermine erkannte es als dasselbe wieder, das sie am Tag zuvor beinahe getötet hatte.
Vertrauensvoll schnupperte es an ihr und sprang dann in weiten Sprüngen Richtung Wald, bis es dessen Rand erreicht hatte und stehen blieb. Es drehte den Blick herum und sah Hermine fordernd an, die für einen Moment nur ratlos zurückblickte. „Fang dieses Reh. Es wird dich zu mir führen."
Überrascht drehte sich Hermine zu ihrem Vater um, der noch immer etwas verstört in Richtung des Tempels blickte. „Das sollte ich dir ausrichten. Wenn du es nicht bis Mitternacht schaffst, hast du verloren."
„Was? Wieso sind die Rollen vertauscht? Und wieso muss ich gegen ein Tier antreten?" Aber Hermines Vater wusste keine Antworten auf ihre Fragen und die Frau hat ihm untersagt Hermine mehr zu verraten. „Was stehst du hier noch rum? Jage das Reh, oder gebe gleich auf. Aber lass mich mit deinen Fragen in Ruhe."
Da verschwand das Reh plötzlich im Wald und Hermines Jägerinstinkt erwachte. Was scherte sie die blöde Wette. Das war ihre Chance die Beute zu fangen, die ihr zuvor entwicht war. Und in ihrem ganzen Leben war ihr noch nie die Beute entwischt.
Kapitel 8
Keuchend lehnte sich Hermine gegen einen Baum und wischte sich das Blut vom Gesicht, das ihr aus einem langen Kratzer über die Wange lief. Der Himmel hatte sich verdunkelt und erste Sterne erleuchteten den Wald genug, um Hermine die Spuren des Rehs zu zeigen.
Der Kratzer in ihrem Gesicht war nicht der einzige. Ihr ganzer Körper war bedeckt von größeren und kleineren Verletzungen, zugefügt von den spitzen Ästen und Dornen der Bäume und Sträucher. Mehr als einmal war Hermine auch über Wurzeln gestolpert oder hängen geblieben. Noch nie war es ihr passiert, dass ein Tier schneller war als sie. Und schon gar nicht mehr Ausdauer hatte. Rehe waren zwar für ihre Schnelligkeit bekannt, aber nicht für die Zähigkeit, die dieses Exemplar aufwies und Hermine bis an ihre Grenzen getrieben hatte.
Nicht weit entfernt hörte sie das Rascheln des Rehs. ‚Es spielt mit mir! Woher nimmt es diese Kraft?' Hermine war zu stolz um jetzt aufzugeben, aber sie sah ein, dass sie nur mit Schnelligkeit nicht gewinnen würde. So leise wie möglich kletterte sie auf den Baum hinter ihr und wartete.
Lange Zeit geschah nichts. Dann tapste das Reh vorsichtig aus den Büschen hervor und schnupperte am Boden, Hermines Fährte folgend. Diese machte sich sprungbereit und als das Tier schließlich unter ihr war, lies sie sich fallen. Fast wäre das Reh entwischt. Obwohl sie kein Geräusch verursacht hatte, schien es zu wissen, was sie vorhatte und versuchte auszuweichen. Doch auf diese kurze Distanz hatte es keine Chance mehr und innerhalb weniger Sekunden hatte Hermine es zu Boden gedrückt.
Zu ihrer Überraschung machte es aber keinerlei Versuche sich zu befreien und lag vollkommen ruhig unter ihr, die dunklen Augen an eine Stelle vor ihnen gerichtet. „Sei nicht so grob. Du tust ihr weh." Beim Klang der rauen Stimme hob Hermine den Kopf und ihr Herz begann schneller zu klopfen, als sie die blonde Göttin wieder erkannte, wie am Tag zuvor unbedeckt.
Sofort lies sie das Reh los, das weg sprang, als ob nichts passiert wäre. Hermine senkte ihren Kopf und ihre Körper zitterte leicht, die Ursache eine Mischung aus Angst und Leidenschaft. „Verzeiht mir, Göttin. Ich wusste nicht, dass es verboten ist, dieses Reh anzufassen." Das helle Lachen lies sie ihren Kopf noch mehr senken und ein Schauer durchfuhr sie, wieder verursacht durch eine Mischung aus Furcht und Begierde.
Das Lachen verstummte. „Du meinst das ernst? Hermine, ich bin keine Göttin. Ich heiße Fleur und ich war es, die um deine Hand angehalten hat." Noch immer wagte Hermine ihren Kopf nicht zu heben, von Unglauben über die Worte der Fremden erfüllt. „Aber du bist eine Frau! Es ist nicht möglich für zwei Frauen den Bund der Ehe einzugehen!"
Etwas Weiches strich über Hermines Haupt und als sie aufsah, saß Fleur vor ihr, ihr blondes Haar ihren Körper teilweise verdeckend und doch wieder nichts bedeckend. Wie ihr Vater hatte sie graue Augen, doch wo seine eiskalt und berechnend waren, waren ihre warm und auf eine faszinierende Art lebendig. „Hermine…Du gehörst jetzt mir."
Und dann führte sie ihre Hand auf Hermines Hinterkopf und drückte ihre vollen Lippen gegen Hermines Zitternden. Ein Strom glühender Leidenschaft riss Hermine mit sich und ihre Haut schien in Flammen zu stehen, wo Fleur sie sanft und doch so fordernd berührte, küsste und streichelte. Fleurs zweiter Arm legte sich auf Hermines Rücken und presste sie gegen ihren nackten Körper, dessen Hitze sich auf Hermines zu übertragen schien und bevor sie es verhindern konnte, verließ ein tiefes Stöhnen ihre Kehle, welches sofort von Fleurs hungrigem Mund verschlungen wurde. Fleurs Zunge fühlte sich glatt und angenehm kühl auf ihrer heißen Haut an, als diese begann ihren Hals zu liebkosen.
Fleur zog ihre Lippen zurück und knurrte unwillig. Mit einer Hand schob sie Hermine auf den Boden, nur um sich rittlings auf sie zu setzen und mit ihrer Zunge abermals Feuer zu entfachen. Ein Feuer, das immer heißer und unerträglicher wurde. Hermines Hände, die bisher nutzlos an ihrer Seite gelegen hatte, begannen an dem Gürtel ihrer Tunika zu ziehen, wobei es Fleurs Gewicht auf ihrem Oberkörper deutlich erschwerte.
Fleur lachte und das Beben ihres Körpers übertrug sich auf Hermines, der sich instinktiv Fleur entgegen bog. Das Lachen erstarb und für eine Sekunde starrten die beiden sich nur an. Ein grauer Sturm, der einen Braunen traf. Ihre Vereinigung überstieg die Vorstellungen beider. Fleur riss Hermines Tunika mit bloßen Händen entzwei, die leidenschaftliche Gewalt dieses Aktes heizte das Feuer beider noch mehr an.
Hände erkundeten den Körper des anderen, Finger erforschten, auf was sie stießen. Münder vereinigten sich und Zungen trafen aufeinander, in einem sinnlosen Kampf um Dominanz. Fleur veränderte ihre Position, sodass sie mit einem Knie gegen Hermines höchsten Punkt der Lust pressen konnte, die bei dem intensiven Druck ihren Kopf zur Seite warf und ihre Beine weiter spreizte. Fleur begann sich gegen sie zu bewegen, ein Tanz der Sinne und der Leidenschaften. Beide spürten die Begierde des anderen, beide fühlten sie wie die Erregung wuchs.
Es war der Tanz der Vereinigung, die Erfüllung des Schicksals. Für einen Moment war die Jägerin zur Gejagten geworden, hatte mit dem Opfer die Rolle getauscht. Der Strom änderte seine Richtung, wurde intensiver und gewann an Geschwindigkeit. Der Rhythmus glich dem ihrer wild schlagenden Herzen und der Schweiß der Anstrengung lies ihre Körper in dem schwachen Mondlicht silbrig glänzen.
Sie erreichten den höchsten Punkt gemeinsam und der Rhythmus lies sie beide nicht los, trieb sie weiter und weiter. Fleur lies ihren Kopf zurückfallen und der gutturale Schrei ihres Höhepunktes lies Hermines Herz noch schneller schlagen.
Erschöpft sank Fleur in Hermines wartende Arme und verbarg ihr Gesicht in deren weicher Halsbeuge. In schnellen Abständen spürte sie das Pulsieren der Halsschlagader auf ihrem Mund und gierig fuhr sie mit ihrer Zunge über diese Stelle, an der sie Hermines Leben so deutlich spüren konnte. Zärtlich biss sie in das empfindliche Fleisch und Hermines Umarmung wurde ein wenig fester.
„Siehst du es nun? Zwei Frauen können zusammen sein, auch in dem Akt der Ehe." Hermine erwiderte nichts, aber das war auch nicht nötig. Fleur konnte Hermines Lächeln gegen ihre Haut spüren. Mehr Antwort brauchte sie nicht. Die Jagd hatte ihr Ende gefunden und die Jägerin ihren Frieden gefunden.
Diese Geschichte war insofern eine Herausforderung für mich, als dass ich noch nie mit Märchen oder Mythen auf diese Art gearbeitet habe. Ich habe versucht, mich auf die wichtigsten Erlebnisse in Atalatnas/ Hermines Leben zu konzentrieren und die anderen wie in einer Nacherzählung wiederzugeben. Das Ende habe ich vollkommen verändert, weil ich, wie es euch vielleicht aufgefallen ist, die Götter, die ja eigentlich immer eine wichtige Rolle in Mythen spielen, hier weitgehend ausgelassen habe. Ich hoffe es hat euch gefallen. Wenn ja, dann gebt mir Bescheid und ich werde weitere Mythen/ Märchen umschreiben.
