Disclaimer: alles nur geklaut! Äh, ausgeliehen.

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Nacht

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Elronds Stimme war ungewohnt brüchig. "Legolas", sagte er, „Aragorn ist sehr geschwächt. Ich wollte nur..." Er sah zu Boden und suchte nach Worten, und schließlich sah er mich fast um Entschuldigung bittend an: „Wir können nicht mit Sicherheit erwarten, dass er die Nacht übersteht."

Auch wenn das seltsam klingen mag, ich hatte fast damit gerechnet. Er war ein Wunder, dass Aragorn überhaupt noch lebte. Ich hatte immer an Elrond geglaubt, in meinen Augen konnte er alles heilen. Aber an diesem Abend hatte ich nicht einmal daran gedacht, brauchte nur die ausdruckslosen Gesichter der Zwillinge anzusehen, um zu wissen, wie es stand. Ich war wie betäubt, deshalb war ich ganz ruhig.

Elronds Blick war fast erwartungsvoll; er wollte nur ein Wort von mir hören, aber selbst das konnte ich ihm nicht geben. Ich nickte lediglich und sah ihn an, und vielleicht sah er in meinen Augen, was in mir vorging.

Er ließ mich vorbei.

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Leise betrat ich den Raum. Ich sah mich um und fragte mich, wie es wäre, hier seine Seele freizulassen, und es war ein merkwürdiger Gedanke.

Aragorn lag reglos da; ich setzte mich zu ihm und sah ihn an. Er atmete kaum merklich, sein Gesicht war angespannt.

Und doch konnte ich nicht traurig sein, die ganze Situation war so unwirklich.

Irgendwann regte er sich, und ich erschrak beinahe. Kaum merklich bewegte er den Kopf, und dann öffnete er langsam die Augen. Unter schweren Lidern sah er mich an, mit unklarem Blick. Ich wollte etwas sagen, aber ich brachte keinen Ton heraus. Wortlos nahm ich seine Hände und hielt sie in meinen, und da schloss er die Augen wieder, als sei er beruhigt. Und ich meinte, einen leichten Druck zu verspüren. In dem Moment kamen mir die Tränen, die Betäubung wich, und ich fühlte eine allumfassende Verzweiflung.

Lange saß ich so bei ihm und weinte und hielt seine Hände fest, als könne ich ihn damit festhalten.

Geh nicht, echote es in meinem Kopf, geh nicht.

Es wurde dunkler im Zimmer, als eine Kerze verlosch, weil sie heruntergebrannt war.

Irgendwann hatte ich keine Tränen mehr, und ich spürte, dass ich müde war.

Stille legte sich über uns.

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Ich sah wieder Aragorn fallen, wie in Zeitlupe. Er war weit weg, aber ich konnte sehen, wie er reglos liegenblieb. Dieser schreckliche, kurze und doch so ewige Moment hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt wie ein Blitz, ein plötzliches Innehalten im Gefüge der Welt, nachdem nichts mehr so sein konnte wie es vorher war.

Und doch war er noch hier, konnte ich immer noch Leben in ihm fühlen. Leben und Stärke. Ich schloss die Augen, beschwor Bilder aus lang vergessenen Tagen herauf, Bilder voller Licht und Wärme: er war immer stark gewesen, hatte eine kleine Quelle der Kraft in sich genährt, die der Hoffnung entsprang. Sein Name war kein Zufall, und ich fühlte neue Zuversicht, während ich darüber nachdachte: ich durfte die Hoffnung nicht aufgeben. Er hätte es auch nicht getan, es entsprach nicht seinem Wesen.

Ich halte an dir fest, dachte ich, während ich die Augen aufschlug und Aragorns blasses Gesicht betrachtete. Wir gehen zusammen durch diese Nacht...

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Ende

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